Council on Foreign Relations (CFR) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Bilderberg-Gruppe Nächster Begriff: Antizyklische Fiskalpolitik

Eine der mächtigsten Denkfabriken der Welt, die die US-Außenpolitik in erheblichem Maße prägt

Der Council on Foreign Relations (CFR) ist eine der einflussreichsten Denkfabriken der Welt. Gegründet im Jahr 1921 in den USA, hat der CFR erheblichen Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik sowie auf globale wirtschaftliche und politische Entwicklungen. Seine Mitglieder bestehen aus hochrangigen Politikern, Wirtschaftsexperten, Bankern, Medienvertretern und Akademikern.

Während der CFR offiziell als unabhängige Organisation agiert, die politische Analysen erstellt und Debatten über internationale Beziehungen fördert, sehen Kritiker in ihm ein Instrument der globalen Eliten, das außerhalb demokratischer Kontrolle politische Strategien entwickelt. Die Verflechtung von CFR-Mitgliedern mit den höchsten Regierungsebenen, multinationalen Konzernen und großen Medienhäusern wirft Fragen zur tatsächlichen Unabhängigkeit und zu seiner Rolle bei geopolitischen Entscheidungen auf.

Ursprung und Struktur des CFR

Der CFR wurde 1921 von amerikanischen Bankiers, Industriellen und Außenpolitikern gegründet, die eine stärkere globale Einflussnahme der USA anstrebten. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs seine Bedeutung, da er maßgeblich an der Entwicklung der Marshall-Plan-Politik, der NATO-Gründung und der internationalen Finanzordnung (Weltbank, IWF, Bretton-Woods-System) beteiligt war.

Die Organisation hat ihren Hauptsitz in New York und unterhält eine weitere Niederlassung in Washington, D.C.. Sie veröffentlicht regelmäßig Berichte, veranstaltet Konferenzen und betreibt die einflussreiche Fachzeitschrift „Foreign Affairs“, die oft als inoffizielle Richtlinie für US-Außenpolitik angesehen wird.

Einfluss des CFR auf die US-Außenpolitik

Der CFR gilt als eine Art Talentschmiede für die politische Elite der USA. Viele ehemalige und amtierende Präsidenten, Außenminister und hochrangige Beamte waren oder sind Mitglieder des CFR. Dazu gehören unter anderem:

  • Bill Clinton (ehemaliger US-Präsident)
  • George H.W. Bush (ehemaliger US-Präsident)
  • Hillary Clinton (ehemalige Außenministerin, Präsidentschaftskandidatin)
  • Condoleezza Rice (ehemalige Außenministerin)
  • Henry Kissinger (ehemaliger Außenminister, einflussreicher Stratege)
  • Janet Yellen (US-Finanzministerin, ehemalige Fed-Chefin)

Viele dieser Personen waren vor oder nach ihren Amtszeiten beim CFR aktiv, was Kritiker als Hinweis darauf sehen, dass die Organisation eine zentrale Rolle bei der langfristigen Planung und Steuerung der US-Außenpolitik spielt.

Kritik am Council on Foreign Relations

1. Mangelnde demokratische Legitimation

Der CFR ist keine gewählte Institution und unterliegt keiner parlamentarischen Kontrolle. Dennoch beeinflusst er die amerikanische Außenpolitik in erheblichem Maße.

  • Politische Strategien werden in Elitezirkeln entwickelt, ohne dass die Öffentlichkeit Einfluss darauf hat.
  • Die US-Regierung übernimmt oft Empfehlungen des CFR, ohne diese breit gesellschaftlich zu diskutieren.
  • Militärinterventionen, Freihandelsabkommen und geopolitische Bündnisse werden durch den CFR mitgestaltet, ohne dass Wähler diese Entscheidungen mitbestimmen.

Beispiel: Die Irak-Invasion 2003 wurde durch CFR-Analysen gestützt, die behaupteten, der Sturz Saddam Husseins würde die Stabilität im Nahen Osten fördern. Diese Prognosen erwiesen sich als falsch, hatten aber massive globale Auswirkungen.

2. Einfluss durch Großbanken und Konzerne

Ein zentraler Kritikpunkt ist, dass der CFR stark mit Wall Street, multinationalen Konzernen und Investmentbanken verflochten ist.

  • Unternehmen wie Goldman Sachs, JPMorgan Chase, BlackRock und Citigroup sind eng mit dem CFR verbunden.
  • Auch Ölkonzerne wie ExxonMobil und Technologiegiganten wie Google, Facebook und Microsoft haben enge Beziehungen zur Denkfabrik.
  • Interessen dieser Unternehmen beeinflussen geopolitische Entscheidungen, z. B. in Handelsabkommen oder in der Rohstoffpolitik.

Ein Beispiel ist die enge Beziehung zwischen CFR-Mitgliedern und der Federal Reserve (US-Zentralbank). Viele ehemalige Fed-Chefs waren oder sind CFR-Mitglieder, was Fragen zur Unabhängigkeit der Geldpolitik aufwirft.

3. Medienkontrolle und Meinungsmacht

Ein oft übersehener Aspekt ist der große Einfluss des CFR auf die Medienlandschaft. Zahlreiche führende Journalisten, Chefredakteure und Medienhäuser sind eng mit dem CFR verbunden, darunter:

  • The New York Times
  • The Washington Post
  • CNN
  • Fox News
  • Bloomberg

Diese Verbindungen führen dazu, dass die außenpolitischen Narrative des CFR in den großen Medien oft unkritisch übernommen werden. Kritische Stimmen oder alternative Perspektiven zu internationalen Konflikten oder wirtschaftlichen Entscheidungen werden selten präsentiert.

Beispiel: Während die US-Medien fast einstimmig den Krieg in Libyen 2011 unterstützten, wurde kaum über die späteren Folgen wie den Zerfall des Staates oder die Migrationskrise berichtet.

4. Fokus auf amerikanische Hegemonie

Der CFR vertritt oft eine interventionistische Außenpolitik, die auf die Durchsetzung amerikanischer Interessen abzielt. Kritiker werfen ihm vor, eine „Globalismus“-Strategie zu verfolgen, die nationale Souveränität untergräbt.

  • Militärinterventionen: CFR-Analysen haben wiederholt US-Kriege befürwortet (z. B. Irak 2003, Libyen 2011, Afghanistan 2001).
  • Wirtschaftliche Einflussnahme: CFR-Strategien haben oft zum Abschluss von Freihandelsabkommen geführt, die zwar US-Konzernen nutzen, aber Arbeitsplätze in anderen Ländern bedrohen.
  • Regimewechsel-Politik: Der CFR hat mehrfach die Förderung von Umstürzen in Ländern mit US-kritischen Regierungen unterstützt, z. B. in Lateinamerika oder dem Nahen Osten.

Beispiel: Die Unterstützung von „farbigen Revolutionen“ in Ländern wie der Ukraine oder Georgien wird oft mit dem CFR in Verbindung gebracht. Offiziell geht es um Demokratie-Förderung, doch Kritiker sehen darin eine gezielte Schwächung von geopolitischen Rivalen wie Russland oder China.

Vergleich: CFR vs. andere geopolitische Netzwerke

Organisation Ziel Einfluss Kritikpunkte
Council on Foreign Relations (CFR) Gestaltung der US-Außenpolitik US-Regierung, Banken, Medien Kein demokratisches Mandat, Einfluss durch Konzerne
Bilderberg-Gruppe Informelle globale Elitentreffen Politik, Wirtschaft, Geheimdienste Absolute Geheimhaltung, keine Transparenz
Trilaterale Kommission Zusammenarbeit von USA, Europa, Asien Multinationale Unternehmen, Regierungsvertreter Einfluss auf globale Wirtschaftspolitik, Globalismus-Vorwurf
World Economic Forum (WEF) Förderung öffentlich-privater Kooperationen Politik, Konzerne, NGOs Einfluss großer Unternehmen, technokratische Agenda

Der CFR hebt sich von anderen Netzwerken dadurch ab, dass er direkt die US-Außenpolitik beeinflusst, während Gruppen wie die Bilderberg-Konferenz eher als Diskussionsplattform dienen.

Fazit

Der Council on Foreign Relations ist eine der mächtigsten Denkfabriken der Welt und prägt die US-Außenpolitik in erheblichem Maße. Während er offiziell als Forum für politische Debatten fungiert, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass seine Empfehlungen oft direkt in Regierungshandeln übergehen – ohne demokratische Kontrolle oder breite öffentliche Diskussion.

Die Hauptkritikpunkte umfassen:

  • Undurchsichtige Entscheidungsprozesse ohne demokratische Legitimation
  • Starke Verflechtung mit Banken, Konzernen und Medien
  • Einseitige Unterstützung amerikanischer Hegemonialpolitik
  • Förderung interventionistischer Strategien weltweit

Letztendlich bleibt die Frage offen: Dient der CFR wirklich dem Frieden und der internationalen Stabilität – oder eher der Sicherung amerikanischer Machtinteressen und wirtschaftlicher Vorherrschaft?