Digitale Zentralbankwährung (CBDC) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Ausschuss für Zahlungsverkehrs- und Marktinfrastrukturen (CPMI) Nächster Begriff: Ausschuss für Zahlungsverkehrssysteme (CPSS)

Eine Entwicklung die in den kommenden Jahren weiter voranschreiten wird, wobei jedes Land individuelle Lösungen finden muss, die sowohl wirtschaftliche Stabilität als auch Innovation fördern

Eine digitale Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC) ist eine digitale Form von Zentralbankgeld, die von einer nationalen Zentralbank herausgegeben wird. Im Gegensatz zu traditionellen Banknoten oder Reserven ist CBDC rein elektronisch und kann als digitales Zahlungsmittel von Bürgern, Unternehmen und Finanzinstituten genutzt werden. Viele Zentralbanken weltweit erforschen derzeit die Einführung von CBDCs, um den technologischen Fortschritt im Zahlungsverkehr zu nutzen und Herausforderungen wie die sinkende Bargeldnutzung oder die Konkurrenz durch private digitale Währungen zu begegnen.

Eigenschaften einer CBDC

Eine digitale Zentralbankwährung unterscheidet sich von anderen digitalen Zahlungsmethoden in mehreren Aspekten:

  1. Herausgeber: CBDCs werden ausschließlich von der Zentralbank eines Landes emittiert und kontrolliert.
  2. Rechtlicher Status: CBDC ist gesetzliches Zahlungsmittel und genießt denselben rechtlichen Schutz wie Bargeld.
  3. Technologische Grundlage: CBDCs können auf einer zentralisierten Datenbank oder einer Blockchain-Technologie (Distributed Ledger Technology, DLT) basieren.
  4. Unterschied zu Kryptowährungen: Im Gegensatz zu Bitcoin oder Ethereum ist eine CBDC staatlich reguliert und nicht dezentral organisiert.
  5. Zugänglichkeit: Je nach Modell kann eine CBDC direkt von Bürgern genutzt werden oder nur von Finanzinstituten (Wholesale-CBDC).

Gründe für die Einführung von CBDCs

Zentralbanken erwägen die Einführung von CBDCs aus verschiedenen wirtschaftlichen und technologischen Gründen:

  • Rückgang des Bargeldgebrauchs: In vielen Ländern sinkt die Nutzung von Bargeld, sodass eine digitale Alternative erforderlich wird.
  • Schnellere und kostengünstigere Zahlungen: CBDCs könnten Transaktionskosten senken und grenzüberschreitende Zahlungen effizienter machen.
  • Wettbewerb mit Kryptowährungen und Stablecoins: CBDCs sollen eine sichere, staatlich regulierte Alternative zu privaten digitalen Währungen bieten.
  • Verbesserung der Finanzstabilität: Durch CBDCs kann die Abhängigkeit von Geschäftsbanken im Zahlungsverkehr verringert werden.
  • Förderung finanzieller Inklusion: In Regionen mit unzureichender Bankeninfrastruktur könnten CBDCs den Zugang zu digitalen Finanzdienstleistungen verbessern.

Modelle von CBDCs

Es gibt verschiedene Konzepte für die Gestaltung einer digitalen Zentralbankwährung:

Modell Beschreibung Beispiel
Retail-CBDC Direkter Zugang für Privatpersonen und Unternehmen, ähnlich wie Bargeld in digitaler Form. E-Yuan (China), Sand Dollar (Bahamas)
Wholesale-CBDC Ausschließlich für Finanzinstitute zur Abwicklung von Großtransaktionen und Interbankenzahlungen. Projekt Jasper (Kanada), Projekt Jura (Schweiz & Frankreich)
Hybrid-CBDC Kombination aus Retail- und Wholesale-Modell: Bürger nutzen CBDC über Banken oder Zahlungsdienstleister. Digitaler Euro (geplantes Modell der EZB)

Vorteile von CBDCs

Die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen bringt eine Reihe von potenziellen Vorteilen mit sich:

  1. Zahlungssicherheit und Stabilität

    • CBDCs sind staatlich abgesichert und damit weniger volatil als private digitale Währungen.
    • Die Zentralbank kann gezielt Maßnahmen ergreifen, um die Geldmenge und Inflation zu steuern.
  2. Effizienz im Zahlungsverkehr

    • Reduzierung von Transaktionskosten und Beschleunigung von Überweisungen, insbesondere im internationalen Handel.
    • Verbesserung der Zahlungssysteme durch die Möglichkeit direkter digitaler Transfers ohne Zwischenhändler.
  3. Stärkung der Geldpolitik

    • Die Zentralbank könnte direkt auf wirtschaftliche Entwicklungen reagieren, z. B. durch eine programmierbare Geldpolitik.
    • Negativzinsen könnten durchgesetzt werden, um die Konjunktur zu stimulieren.
  4. Bekämpfung von Finanzkriminalität

    • Transparente Transaktionen können Geldwäsche und Steuerhinterziehung erschweren.
    • Regulierungsbehörden hätten eine bessere Kontrolle über illegale Geldströme.

Herausforderungen und Risiken

Trotz der Vorteile gibt es auch erhebliche Herausforderungen bei der Einführung von CBDCs:

  1. Datenschutz und Überwachung

    • Eine vollständige Digitalisierung könnte Bürgerrechte gefährden, wenn Transaktionen lückenlos verfolgt werden können.
    • Staaten müssten Mechanismen schaffen, um einen ausgewogenen Datenschutz zu gewährleisten.
  2. Auswirkungen auf das Bankensystem

    • Wenn Bürger ihr Geld direkt bei der Zentralbank halten, könnten Geschäftsbanken Einlagen verlieren.
    • Ein sogenannter "Bank Run" in Krisenzeiten könnte verstärkt werden, wenn Kunden schnell auf CBDCs umsteigen.
  3. Technologische Risiken

    • Cyberangriffe auf CBDC-Systeme könnten erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen.
    • Eine sichere digitale Infrastruktur ist essenziell, um Manipulationen zu verhindern.
  4. Interoperabilität und internationale Akzeptanz

    • Die Nutzung von CBDCs über Ländergrenzen hinweg erfordert internationale Standards.
    • Ohne globale Zusammenarbeit könnten Währungsrisiken und Handelsbarrieren entstehen.

Internationale Entwicklungen und Pilotprojekte

Viele Länder haben bereits CBDC-Programme gestartet oder prüfen die Einführung digitaler Zentralbankwährungen. Einige der bekanntesten Entwicklungen sind:

  • China: Der E-Yuan (Digital Currency Electronic Payment, DCEP) befindet sich seit 2020 in der Pilotphase und wird in mehreren Städten getestet.
  • Europäische Zentralbank (EZB): Der digitale Euro befindet sich in der Entwicklungsphase, mit einer möglichen Einführung bis 2028.
  • USA: Die Federal Reserve untersucht eine digitale Version des US-Dollars, hat jedoch noch keine Einführung beschlossen.
  • Bahamas: Der Sand Dollar wurde 2020 eingeführt und ist eine der ersten voll funktionsfähigen CBDCs weltweit.
  • Nigeria: Der eNaira wurde 2021 gestartet und dient als Ergänzung zum bestehenden Zahlungssystem.

Fazit

Die digitale Zentralbankwährung (CBDC) könnte das Finanzsystem grundlegend verändern, indem sie eine sichere, effiziente und staatlich kontrollierte Alternative zu Bargeld und Kryptowährungen bietet. Während die Vorteile wie eine verbesserte Zahlungsinfrastruktur und eine effektivere Geldpolitik offensichtlich sind, bleiben Herausforderungen wie Datenschutz, Auswirkungen auf das Bankensystem und technologische Sicherheit bestehen.

Die Entwicklung von CBDCs wird in den kommenden Jahren weiter voranschreiten, wobei jedes Land individuelle Lösungen finden muss, die sowohl wirtschaftliche Stabilität als auch Innovation fördern. Der digitale Euro, der E-Yuan und andere CBDC-Projekte könnten die Zukunft des globalen Zahlungsverkehrs nachhaltig prägen.