Fully Diluted Shares Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Differenzkontrakt (CFD) Nächster Begriff: Direct Banking

Eine essenzielle Kennzahl zur Analyse der Kapitalstruktur eines Unternehmens, die das potenzielle Risiko einer Verwässerung aufzeigt

Fully Diluted Shares im Finanzwesen

Der Begriff Fully Diluted Shares bezeichnet die maximale Anzahl ausstehender Aktien eines Unternehmens, wenn alle potenziell ausübbaren Wertpapiere wie Aktienoptionen, Wandelanleihen, Vorzugsaktien oder Warrants in Stammaktien umgewandelt wurden. Diese Kennzahl ist besonders wichtig für Anleger, Analysten und Unternehmen, da sie einen realistischen Überblick über die Gesamtzahl der Aktien gibt, die den Gewinn oder den Wert des Unternehmens auf die Aktionäre verteilen.

Bedeutung und Berechnung der Fully Diluted Shares

Die Fully Diluted Shares sind entscheidend für die Berechnung der Marktkapitalisierung, des Gewinns pro Aktie (Earnings per Share, EPS) und anderer Finanzkennzahlen, da sie die potenzielle Verwässerung der Aktien widerspiegeln. Sie werden wie folgt berechnet:

\[ \text{Fully Diluted Shares} = \text{Aktuelle ausstehende Aktien} + \text{Potenzielle Aktien aus wandelbaren Wertpapieren} \]

Zu den potenziell verwässernden Wertpapieren gehören:

  1. Aktienoptionen und Mitarbeiterbeteiligungsprogramme (Stock Options & ESOPs): Unternehmen geben oft Aktienoptionen an Mitarbeiter, die später in Stammaktien umgewandelt werden können.
  2. Wandelanleihen (Convertible Bonds): Anleihen, die Investoren in Aktien umwandeln können, wodurch sich die Anzahl ausstehender Aktien erhöht.
  3. Warrants: Ähnlich wie Optionen geben Warrants dem Inhaber das Recht, Aktien zu einem bestimmten Preis zu kaufen.
  4. Vorzugsaktien (Convertible Preferred Shares): Vorzugsaktionäre haben oft das Recht, ihre Anteile in Stammaktien umzuwandeln.
  5. Restricted Stock Units (RSUs): Aktien, die unter bestimmten Bedingungen ausgegeben werden, etwa nach einer Haltefrist oder bei Erreichen bestimmter Unternehmensziele.

Beispiel für Fully Diluted Shares

Ein Unternehmen hat aktuell 1 Million ausstehende Stammaktien. Zusätzlich existieren:

  • 100.000 Aktienoptionen für Mitarbeiter
  • 200.000 Wandelanleihen, die in Stammaktien umgewandelt werden können
  • 50.000 Warrants, die zu einem festen Preis eingelöst werden können

Die Anzahl der Fully Diluted Shares wäre dann:

\[ 1.000.000 + 100.000 + 200.000 + 50.000 = 1.350.000 \]

Falls alle berechtigten Wertpapiere ausgeübt werden, würde sich die Gesamtzahl der Aktien auf 1,35 Millionen erhöhen.

Einfluss der Fully Diluted Shares auf Finanzkennzahlen

  1. Earnings per Share (EPS): Der Gewinn pro Aktie (EPS) sinkt, wenn die Anzahl der Aktien steigt. Die Berechnung erfolgt für zwei Szenarien:
    • Basic EPS: Basierend auf den aktuell ausstehenden Aktien.
    • Diluted EPS: Berücksichtigt die Fully Diluted Shares und zeigt, wie sich eine vollständige Verwässerung auf den Gewinn pro Aktie auswirkt.

\[ \text{Diluted EPS} = \frac{\text{Nettogewinn}}{\text{Fully Diluted Shares}} \]

  1. Marktkapitalisierung: Die Marktkapitalisierung eines Unternehmens berechnet sich als:

\[ \text{Marktkapitalisierung} = \text{Fully Diluted Shares} \times \text{Aktueller Aktienkurs} \]

Je höher die Fully Diluted Shares, desto größer ist die Marktkapitalisierung, selbst wenn sich der Aktienkurs nicht verändert.

  1. Verwässerungseffekt: Investoren achten auf die Fully Diluted Shares, da eine hohe Verwässerung ihre Anteile am Unternehmen reduziert. Wenn das Unternehmen viele wandelbare Wertpapiere ausgegeben hat, könnten bestehende Aktionäre durch zusätzliche Aktien eine Wertminderung ihrer Beteiligung erleiden.

Bedeutung für Investoren und Unternehmen

  1. Für Investoren:

    • Fully Diluted Shares sind eine wichtige Kennzahl, um das tatsächliche Risiko der Verwässerung zu verstehen.
    • Ein hoher Verwässerungseffekt kann den Gewinn pro Aktie senken und den potenziellen Wert der Aktienbeteiligung reduzieren.
    • Analysten und Investoren verwenden den diluted EPS, um die zukünftige Ertragskraft des Unternehmens realistischer zu bewerten.
  2. Für Unternehmen:

    • Unternehmen nutzen Fully Diluted Shares, um ihre Kapitalstruktur zu analysieren und zu entscheiden, ob neue Aktien ausgegeben werden sollen.
    • Firmen, die regelmäßig Aktienoptionen oder Wandelanleihen ausgeben, müssen sicherstellen, dass die Verwässerung nicht zu stark wird, um Aktionäre nicht zu verärgern.
    • Startups und Technologieunternehmen mit hohen Mitarbeiterbeteiligungen müssen transparent mit Investoren über den Verwässerungseffekt umgehen.

Strategien zur Begrenzung der Verwässerung

Einige Unternehmen versuchen, den Verwässerungseffekt durch folgende Maßnahmen zu begrenzen:

  1. Aktienrückkäufe (Share Buybacks): Unternehmen kaufen eigene Aktien zurück, um den Verwässerungseffekt durch neue Aktienoptionen oder Wandelanleihen auszugleichen.
  2. Begrenzung der Optionsausgabe: Eine restriktive Ausgabe von Aktienoptionen kann die Anzahl der Fully Diluted Shares reduzieren.
  3. Boni in Form von Bargeld statt Aktien: Unternehmen können statt Aktienboni Barboni vergeben, um die Zahl der neuen Aktien zu minimieren.
  4. Kapitalerhöhungen ohne Verwässerung: Unternehmen können Finanzierungsmöglichkeiten nutzen, die keine neuen Aktien erfordern, etwa durch Fremdkapital oder nicht wandelbare Anleihen.

Fazit

Fully Diluted Shares sind eine essenzielle Kennzahl zur Analyse der Kapitalstruktur eines Unternehmens und zeigen das potenzielle Risiko einer Verwässerung auf. Sie helfen Investoren zu verstehen, wie sich künftige Umwandlungen von Optionen, Wandelanleihen und anderen Wertpapieren auf den Earnings per Share (EPS) und die Marktkapitalisierung auswirken können.

Ein Unternehmen mit einer hohen Anzahl an wandelbaren Wertpapieren kann im schlimmsten Fall den Aktienwert für bestehende Aktionäre mindern. Investoren sollten daher nicht nur die aktuellen ausstehenden Aktien betrachten, sondern auch die Fully Diluted Shares, um eine realistische Bewertung des Unternehmens vorzunehmen.