Dividendenstripping Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Dividendenschein Nächster Begriff: Dividendenwachstum
Eine Strategie, die in der Vergangenheit häufig zur Steueroptimierung genutzt wurde, heute aber durch gesetzliche Regulierungen stark eingeschränkt ist
Dividendenstripping bezeichnet eine Handelsstrategie, bei der Investoren gezielt Aktien vor dem Ex-Dividende-Tag kaufen, um die Dividende zu kassieren, und die Aktie kurz danach wieder verkaufen. Diese Methode wird vor allem von institutionellen Anlegern genutzt, die steuerliche Vorteile durch die Dividendenzahlung ausnutzen möchten.
In der Vergangenheit wurde Dividendenstripping häufig zur Steueroptimierung verwendet, indem Anleger versuchten, sich durch die Verrechnung von Kursverlusten und steuerlichen Dividendenanrechnungen Vorteile zu verschaffen. Einige dieser Praktiken, insbesondere im Zusammenhang mit sogenannten Cum-Ex- und Cum-Cum-Geschäften, wurden jedoch gesetzlich eingeschränkt oder verboten.
Funktionsweise des Dividendenstrippings
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Kauf der Aktie vor dem Ex-Dividende-Tag
- Der Anleger kauft die Aktie wenige Tage oder Wochen vor dem Ex-Dividende-Tag, um Dividendenberechtigt zu sein.
- Der Kurs ist in dieser Phase in der Regel leicht erhöht, da andere Investoren ebenfalls die Dividende erhalten möchten.
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Erhalt der Dividende
- Am Ex-Dividende-Tag wird die Dividende ausgeschüttet, aber der Aktienkurs fällt in der Regel um den Betrag der Dividende.
- Der Anleger erhält die Dividende, die in vielen Ländern einer Quellensteuer unterliegt.
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Verkauf der Aktie nach der Ausschüttung
- Der Anleger verkauft die Aktie nach der Dividendenzahlung.
- Der Kurs der Aktie ist meist niedriger als vor der Ausschüttung, was zu einem Kursverlust führen kann.
- Die Differenz zwischen Dividende und Kursverlust kann durch steuerliche Effekte ausgeglichen oder sogar optimiert werden.
Beispiel für Dividendenstripping
Ein Anleger kauft 1.000 Aktien eines Unternehmens zu 50 Euro pro Aktie, kurz vor dem Ex-Dividende-Tag.
- Die Dividende beträgt 3 Euro pro Aktie, sodass der Anleger 3.000 Euro Dividende erhält.
- Nach der Ausschüttung fällt der Aktienkurs theoretisch um 3 Euro auf 47 Euro pro Aktie.
- Der Anleger verkauft die Aktien zu 47 Euro und macht einen Kursverlust von 3.000 Euro.
In vielen Ländern kann dieser Kursverlust steuerlich geltend gemacht werden, während die Dividende in einigen Fällen einer günstigeren Besteuerung unterliegt.
Steuerliche Aspekte des Dividendenstrippings
1. Steuerverrechnung
- In einigen Ländern können Dividenden mit Steuergutschriften oder steuerlichen Anrechnungen verbunden sein, was die Rendite erhöht.
- Die Kursverluste können oft gegen Gewinne verrechnet werden, wodurch die Steuerlast sinkt.
2. Quellensteuer auf Dividenden
- In Deutschland unterliegen Dividenden der Abgeltungssteuer von 25 % plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer.
- Für ausländische Anleger kann eine Quellensteuerreduzierung durch Doppelbesteuerungsabkommen möglich sein.
3. Einschränkungen durch Gesetzgebung
- Aufgrund des Missbrauchs von Dividendenstripping für Steuerzwecke wurden in Deutschland und anderen Ländern gesetzliche Maßnahmen eingeführt, um diese Praxis einzudämmen.
- Besonders der Cum-Ex-Skandal hat dazu geführt, dass Dividendenstripping strenger reguliert wird.
Unterschiede zwischen Cum-Ex, Cum-Cum und regulärem Dividendenstripping
Merkmal | Reguläres Dividendenstripping | Cum-Ex-Geschäfte | Cum-Cum-Geschäfte |
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Ziel | Optimierung durch Kursverluste und steuerliche Effekte | Mehrfache Anrechnung von Kapitalertragsteuern | Steuervermeidung durch ausländische Investoren |
Legalität | Legal, wenn keine missbräuchlichen Absichten | Illegal (Steuerbetrug) | Umstritten, aber stark reguliert |
Steuerliche Wirkung | Verrechnung von Kursverlusten mit Kapitalerträgen | Unrechtmäßige Steuererstattungen | Vermeidung der Quellensteuer |
Regulierung | Durch Steuerreformen eingeschränkt | Gesetzlich verboten | Einschränkungen durch deutsche Finanzbehörden |
Risiken des Dividendenstrippings
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Kursverluste können größer sein als erwartet
- Der Aktienkurs kann mehr als die Dividende verlieren, insbesondere bei Marktunsicherheiten.
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Steuerliche Vorteile sind nicht garantiert
- Gesetzliche Änderungen können die Möglichkeit zur Verrechnung von Kursverlusten einschränken.
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Hohe Transaktionskosten
- Kurzfristiger Handel führt zu Gebühren und Spreads, die die Rendite verringern können.
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Begrenzte Wirksamkeit bei niedrigen Dividendenrenditen
- Bei Aktien mit niedrigen Dividendenrenditen kann Dividendenstripping wenig lohnend sein.
Alternativen zum Dividendenstripping
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Langfristiges Dividenden-Investing
- Investieren in solide Dividendenaktien, um von Wachstum und regelmäßigen Ausschüttungen zu profitieren.
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Dividenden-ETFs
- ETFs mit hohen Dividendenrenditen bieten eine stabilere Strategie für Einkommensinvestoren.
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Covered Call Strategien
- Verkauf von Call-Optionen auf Dividendenaktien, um zusätzliche Prämien zu erhalten.
Fazit
Das Dividendenstripping ist eine Strategie, die in der Vergangenheit häufig zur Steueroptimierung genutzt wurde, heute aber durch gesetzliche Regulierungen stark eingeschränkt ist. Während es unter bestimmten Umständen noch als legale Anlagestrategie genutzt werden kann, ist es für Privatanleger meist weniger lohnend als langfristige Dividendenstrategien.
Investoren sollten sorgfältig prüfen, ob sich Dividendenstripping nach Kosten und steuerlichen Effekten tatsächlich lohnt und ob es sich nicht langfristig rentiert, Aktien dauerhaft zu halten und von Kurssteigerungen sowie Dividendenwachstum zu profitieren.