Dreifacher Verfallstermin Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Dreifacher Hexensabbat Nächster Begriff: Due Diligence
Ein Tag, an dem gleichzeitig Aktienindex-Futures, Aktienindex-Optionen und Einzelaktien-Optionen verfallen, was zu erhöhter Marktvolatilität und starkem Handelsvolumen führt
Der Dreifache Verfallstermin ist ein feststehender Begriff im Börsenwesen und bezeichnet jene Handelstage, an denen drei Arten von Terminkontrakten gleichzeitig auslaufen: Aktienoptionen, Indexoptionen und Indexfutures. Dieser Termin findet regelmäßig am dritten Freitag der Monate März, Juni, September und Dezember statt und fällt mit dem sogenannten Dreifachen Hexensabbat zusammen, wobei „Dreifacher Verfallstermin“ die neutralere, sachlichere Bezeichnung ist.
Ablauf und Bedeutung
Am Dreifachen Verfallstermin werden zahlreiche Finanzderivate gleichzeitig abgerechnet. Dabei handelt es sich insbesondere um:
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Optionen auf Einzelaktien
Verträge, die das Recht (nicht die Pflicht) geben, eine bestimmte Aktie zu einem festgelegten Preis zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). -
Optionen auf Aktienindizes
Ähnlich aufgebaut wie Einzelaktienoptionen, aber bezogen auf ganze Indizes (z. B. DAX, Euro Stoxx 50, S&P 500). -
Futures auf Aktienindizes
Terminkontrakte, bei denen sich Käufer und Verkäufer verpflichten, zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Indexwert zu einem festgelegten Preis zu tauschen – entweder physisch (bei Einzelaktienfutures) oder in bar (bei Indexfutures).
Diese Instrumente laufen quartalsweise aus und werden zu festen Uhrzeiten abgerechnet: In Europa ist dies üblicherweise gegen 12:00 Uhr für Indexoptionen, 13:00 Uhr für Einzelaktienoptionen und 13:00 bis 17:30 Uhr für Indexfutures.
Marktmechanik und Auswirkungen
Die Besonderheit des Dreifachen Verfallstermins liegt in der Kumulation von Handelsentscheidungen, die durch das gleichzeitige Auslaufen vieler Kontrakte notwendig werden. Dies führt zu folgenden typischen Phänomenen:
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Erhöhte Handelsvolumina
Viele Marktteilnehmer – insbesondere institutionelle Anleger – schließen oder rollen ihre Positionen kurz vor dem Verfall um. Dies führt zu einem sprunghaften Anstieg des Handelsvolumens. -
Temporäre Volatilität
Kursbewegungen können durch massenhafte Glattstellungen, Rebalancing und Arbitragegeschäfte stärker ausfallen als üblich – insbesondere in den letzten Handelsstunden. -
Kursschwankungen ohne fundamentale Gründe
Bewegungen am Verfallstag sind oft technisch bedingt und nicht durch Nachrichten oder wirtschaftliche Entwicklungen erklärbar. -
Einfluss auf Optionspreise und implizite Volatilität
Der bevorstehende Verfallstermin beeinflusst die Bewertung von Optionen, insbesondere im Hinblick auf deren Zeitwert und das Open Interest (offene Positionen).
Strategien institutioneller Investoren
Große Marktteilnehmer nutzen den Dreifachen Verfallstermin aktiv für:
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Glattstellung bestehender Positionen
Das Schließen von Kontrakten zum Verfalltag, um Risiken zu begrenzen oder Gewinne zu realisieren. -
Rollover in den nächsten Kontraktmonat
Bestehende Positionen werden in neu aufgelegte Kontrakte überführt, um eine laufende Strategie beizubehalten. -
Absicherungen und Rebalancing
Portfolios werden an veränderte Marktbedingungen angepasst, insbesondere bei indexbasierten Fonds oder Delta-Hedging-Strategien. -
Arbitrage zwischen Kassamarkt und Terminmarkt
Preisunterschiede zwischen dem aktuellen Kursniveau und den abgeleiteten Kursen der Derivate werden genutzt, um risikolose Gewinne zu erzielen.
Auswirkungen auf Privatanleger
Für Privatanleger kann der Dreifache Verfallstermin tückisch sein. Da es zu ungewöhnlichen Kursausschlägen kommen kann, sind kurzfristige Entscheidungen auf Basis dieser Marktbewegungen oft riskant. Empfehlenswert ist es daher:
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Keine kurzfristigen Kauf- oder Verkaufsentscheidungen ausschließlich auf Basis der Tagesvolatilität zu treffen.
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Stopp-Loss-Marken bewusst zu setzen, da durch erhöhte Volatilität auch versehentliche Auslösungen möglich sind.
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Fundamentale Bewertung beizubehalten, um sich nicht von technisch bedingten Marktverzerrungen leiten zu lassen.
Langfristig orientierte Anleger sind vom Dreifachen Verfallstermin in der Regel nicht betroffen – kurzfristige Schwankungen gleichen sich meist in den Folgetagen wieder aus.
Unterschied zum Vierfachen Verfallstermin
In den USA spricht man teilweise auch vom Vierfachen Verfallstermin („Quadruple Witching Day“), da dort zusätzlich zu den drei oben genannten Kontrakten auch Aktienfutures auf Einzelaktien eine relevante Rolle spielen. In Europa sind Einzelaktienfutures deutlich weniger verbreitet, weshalb hier die Bezeichnung Dreifacher Verfallstermin gebräuchlich ist.
Fazit
Der Dreifache Verfallstermin ist ein regelmäßig auftretendes, markttechnisch bedeutendes Ereignis im Börsenkalender. Durch das gleichzeitige Auslaufen verschiedener Derivate kann es zu hohem Handelsvolumen, überdurchschnittlicher Volatilität und markttechnisch erklärbaren Kursbewegungen kommen. Während professionelle Marktteilnehmer diesen Tag strategisch nutzen, sollten Privatanleger vor allem vorsichtig agieren und kurzfristige Schwankungen nicht überbewerten. Trotz seiner klangvollen Bezeichnung handelt es sich beim Dreifachen Verfallstermin um einen planbaren und bekannten Mechanismus, der Teil der normalen Marktstruktur ist.