Federal Open Market Committee (FOMC) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Folgeanlage Nächster Begriff: Fonds thesaurierend

Das wichtigste geldpolitische Organ der USA, das über Zinssätze entscheidet, die Geldmenge steuert und die Inflation sowie das Wirtschaftswachstum beeinflusst

Das Federal Open Market Committee (FOMC) ist das wichtigste Gremium innerhalb der Federal Reserve (Fed), das für die Geldpolitik der Vereinigten Staaten verantwortlich ist. Es entscheidet über die Steuerung der Geldmenge, die Zinspolitik und den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren auf den Finanzmärkten. Damit beeinflusst das FOMC direkt das Wirtschaftswachstum, die Inflation und die Stabilität des Finanzsystems.

Historischer Hintergrund

Die Geschichte des FOMC ist eng mit der Gründung der Federal Reserve durch den Federal Reserve Act von 1913 verbunden.

  • Vor der Schaffung der Fed war das US-Bankensystem stark fragmentiert und instabil, was regelmäßig zu Bankenkrisen führte.
  • Die ursprüngliche Version des Federal Reserve Act gab den zwölf regionalen Federal Reserve Banks eine große Autonomie bei der Geldpolitik.
  • Dies führte zu uneinheitlichen geldpolitischen Entscheidungen und Marktverzerrungen.
  • Mit dem Banking Act von 1935 wurde das FOMC offiziell gegründet, um eine einheitliche Geldpolitik für die gesamte US-Wirtschaft sicherzustellen.

Seitdem ist das FOMC das wichtigste Entscheidungsgremium für geldpolitische Maßnahmen in den USA.

Zusammensetzung des FOMC

Das Federal Open Market Committee besteht aus 12 Mitgliedern:

  1. Die sieben Mitglieder des Board of Governors der Federal Reserve

    • Diese werden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt und vom Senat bestätigt.
    • Sie haben eine Amtszeit von 14 Jahren, um politische Einflüsse zu minimieren.
  2. Der Präsident der Federal Reserve Bank of New York

    • Die New Yorker Fed ist die wichtigste der 12 regionalen Fed-Banken, da sie Offenmarktgeschäfte durchführt.
  3. Vier weitere Präsidenten der regionalen Federal Reserve Banks

    • Diese vier Sitze rotieren jährlich zwischen den Präsidenten der übrigen elf Federal Reserve Banks.

Aufgaben des FOMC

Das FOMC trifft wichtige Entscheidungen zur Steuerung der US-Wirtschaft durch Geldpolitik. Seine Hauptaufgaben sind:

1. Festlegung der Zinspolitik

  • Das FOMC entscheidet über die Federal Funds Rate, also den Leitzins, zu dem sich Banken gegenseitig Geld leihen.
  • Eine Senkung des Leitzinses fördert Investitionen und Konsum, weil Kredite günstiger werden.
  • Eine Erhöhung des Leitzinses bremst Inflation und spekulative Blasen.

2. Offenmarktgeschäfte (Open Market Operations, OMO)

  • Dies ist das wichtigste Instrument der Geldpolitik.
  • Das FOMC entscheidet über den Kauf oder Verkauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren:
    • Kauf von Anleihen → Erhöhung der Geldmenge → Zinsen sinken → Wirtschaftswachstum wird gefördert.
    • Verkauf von Anleihen → Reduzierung der Geldmenge → Zinsen steigen → Inflation wird gebremst.

3. Überwachung der wirtschaftlichen Entwicklung

  • Das FOMC analysiert regelmäßig Konjunkturdaten wie
    • Inflation (gemessen durch den Verbraucherpreisindex, CPI)
    • Arbeitslosenquote
    • Bruttoinlandsprodukt (BIP)
    • Lohnentwicklung
  • Auf Basis dieser Daten trifft es geldpolitische Entscheidungen.

Entscheidungsprozesse im FOMC

Das FOMC trifft sich achtmal im Jahr, um die wirtschaftliche Lage zu bewerten und geldpolitische Entscheidungen zu treffen.

  • Jedes Treffen beginnt mit Berichten über Konjunkturentwicklung und Finanzmärkte.
  • Die Mitglieder diskutieren die möglichen Auswirkungen geldpolitischer Maßnahmen.
  • Nach den Beratungen stimmen die 12 Mitglieder ab.
  • Die Mehrheitsentscheidung bestimmt die Geldpolitik der USA.

Nach jeder Sitzung veröffentlicht das FOMC eine Erklärung, um die Öffentlichkeit über seine Entscheidungen zu informieren.

Instrumente der Geldpolitik des FOMC

Instrument Beschreibung Auswirkung
Leitzins (Federal Funds Rate) Zinssatz für Banken, die sich kurzfristig Geld leihen. Beeinflusst Kreditkosten und Investitionen.
Offenmarktgeschäfte (OMO) Kauf oder Verkauf von Staatsanleihen. Steuert die Geldmenge und die Zinssätze.
Forward Guidance Kommunikation über zukünftige geldpolitische Maßnahmen. Gibt Märkten Orientierung und beeinflusst Erwartungen.
Quantitative Easing (QE) Große Mengen an Anleihenkäufen durch die Fed. Stimuliert die Wirtschaft in Krisenzeiten.

Bedeutung des FOMC für die Wirtschaft

Das FOMC hat erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung in den USA und weltweit:

  • Steuerung der Inflation: Durch Zinserhöhungen kann das FOMC eine übermäßige Inflation bekämpfen.
  • Förderung der Beschäftigung: Niedrige Zinsen helfen Unternehmen, zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen.
  • Stabilisierung der Finanzmärkte: Die Politik des FOMC beeinflusst Aktienkurse, den Wert des US-Dollars und globale Kapitalströme.

Beispiel: Die Rolle des FOMC in Krisenzeiten

Finanzkrise 2008

  • Das FOMC senkte den Leitzins auf nahezu 0 %.
  • Einführung von Quantitative Easing (QE): Die Fed kaufte große Mengen an Anleihen, um Liquidität bereitzustellen.
  • Diese Maßnahmen halfen, das Bankensystem zu stabilisieren und eine Depression zu verhindern.

COVID-19-Pandemie (2020–2021)

  • Die Fed senkte erneut die Zinsen auf fast 0 %.
  • Massive Anleihenkäufe im Rahmen von QE zur Unterstützung der Wirtschaft.
  • Diese Maßnahmen halfen, eine schwere Rezession zu verhindern.

Kritik am FOMC

Obwohl das FOMC eine zentrale Rolle in der Wirtschaftsstabilisierung spielt, gibt es auch Kritik:

  1. Mangelnde Transparenz

    • Entscheidungen haben große Auswirkungen, sind aber für die Öffentlichkeit schwer nachvollziehbar.
  2. Konzentration wirtschaftlicher Macht

    • Das FOMC hat enormen Einfluss auf globale Finanzmärkte, was zu Marktabhängigkeit führen kann.
  3. Risiko der Blasenbildung

    • Niedrige Zinsen und expansive Geldpolitik können Spekulationsblasen verursachen (z. B. Immobilienblase 2008).
  4. Ungleichheit durch Geldpolitik

    • Niedrige Zinsen treiben Aktienkurse nach oben, was vor allem wohlhabenden Investoren zugutekommt.

Vergleich mit anderen Zentralbankgremien

Institution Land Geldpolitische Funktion
FOMC (Federal Open Market Committee) USA Steuerung der US-Geldpolitik
EZB-Rat (Governing Council der EZB) Eurozone Legt Zinspolitik der Eurozone fest
MPC (Monetary Policy Committee) Großbritannien Steuerung der Geldpolitik der Bank of England
Policy Board der Bank of Japan Japan Entscheidung über Geldpolitik in Japan

Fazit

Das Federal Open Market Committee (FOMC) ist das wichtigste geldpolitische Organ der USA. Es entscheidet über Zinssätze, steuert die Geldmenge und beeinflusst die Inflation sowie das Wirtschaftswachstum.

Durch Maßnahmen wie Zinspolitik, Offenmarktgeschäfte und Quantitative Easing hat das FOMC erheblichen Einfluss auf die globale Finanzwelt. Trotz einiger Kritik bleibt es ein zentrales Instrument zur Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität in den USA und darüber hinaus.