Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board, FSB) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Global Legal Entity Identifier System (GLEIS) Nächster Begriff: National Credit Union Administration (NCUA)

Eine zentrale Institution für die Regulierung und Stabilisierung des globalen Finanzsystems, die internationale Standards für Banken, Versicherungen und Finanzmärkte entwickelt, um Krisen vorzubeugen und systemische Risiken zu minimieren

Der Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board, FSB) ist eine internationale Organisation, die sich mit der Überwachung und Koordinierung der globalen Finanzstabilität befasst. Er wurde als Reaktion auf die globale Finanzkrise von 2007–2008 gegründet, um Risiken im internationalen Finanzsystem frühzeitig zu erkennen und Regulierungsmaßnahmen zu harmonisieren. Der FSB setzt internationale Standards für die Finanzmarktregulierung und koordiniert die Zusammenarbeit zwischen nationalen Finanzaufsichtsbehörden und internationalen Institutionen.

Entstehung und Entwicklung des Finanzstabilitätsrats

Der Finanzstabilitätsrat wurde im April 2009 durch die G20-Staaten als Nachfolger des Financial Stability Forum (FSF) gegründet, das 1999 nach der Asienkrise von der Gruppe der Sieben (G7) ins Leben gerufen worden war. Während das FSF eine eher beratende Rolle hatte, erhielt der FSB erweiterte Befugnisse zur Koordinierung und Überwachung der globalen Finanzregulierung. Die Gründung des FSB erfolgte auf dem G20-Gipfel in London im Jahr 2009 mit dem Ziel, die Schwächen im Finanzsystem, die zur globalen Finanzkrise geführt hatten, zu adressieren.

Seitdem spielt der FSB eine zentrale Rolle in der Reform der Finanzmarktregulierung und arbeitet eng mit internationalen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und dem Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) zusammen.

Struktur und Organisation

Der Finanzstabilitätsrat hat eine klare Organisationsstruktur, die sicherstellt, dass globale Finanzmarktrisiken systematisch überwacht und koordiniert werden.

  • Plenum (Plenary): Das höchste Entscheidungsgremium des FSB, bestehend aus Vertretern der Mitgliedsländer, internationalen Organisationen und Finanzinstitutionen.
  • Steuerungsausschuss (Steering Committee): Unterstützt das Plenum bei strategischen Entscheidungen und operativen Aufgaben.
  • Sekretariat: Sitz in Basel, Schweiz, und verantwortlich für administrative Aufgaben und Koordination der Aktivitäten.
  • Arbeitsgruppen und regionale Konsultationsgruppen: Fokussieren sich auf spezifische Themen wie systemische Risiken, Regulierung von Schattenbanken oder digitale Finanzinnovationen.

Aufgaben und Ziele

Der Finanzstabilitätsrat verfolgt mehrere Hauptziele:

  1. Überwachung globaler Finanzrisiken: Identifikation und Bewertung systemischer Risiken, die die Stabilität des globalen Finanzsystems gefährden könnten.
  2. Koordinierung der Finanzmarktregulierung: Zusammenarbeit mit internationalen Standardsetzern wie dem Basler Ausschuss für Bankenaufsicht, um weltweit einheitliche Regulierungsstandards zu entwickeln.
  3. Förderung der Finanzmarkttransparenz: Verbesserung der Berichterstattung und Offenlegungspflichten von Banken und Finanzinstituten.
  4. Krisenprävention und -management: Entwicklung von Strategien zur Abwicklung von systemrelevanten Banken („Too Big to Fail“) und zur Stabilisierung von Finanzmärkten in Krisenzeiten.

Wichtige Initiativen und Regulierungsmaßnahmen

Der FSB hat im Laufe der Jahre zahlreiche Initiativen zur Stärkung der Finanzstabilität entwickelt. Zu den wichtigsten gehören:

Reform der „Too Big to Fail“-Problematik

Nach der Finanzkrise wurde deutlich, dass systemrelevante Banken eine Gefahr für das gesamte Finanzsystem darstellen können, wenn sie in Schwierigkeiten geraten. Der FSB hat daher Maßnahmen zur Abwicklung systemrelevanter Banken eingeführt, darunter:

  • Total Loss-Absorbing Capacity (TLAC): Verpflichtet große Banken, ausreichende Eigenmittel und verlustabsorbierende Verbindlichkeiten zu halten.
  • Living Wills („Testamente für Banken“): Systemrelevante Banken müssen Notfallpläne für ihre geordnete Abwicklung erstellen.

Regulierung von Schattenbanken

Schattenbanken sind Finanzinstitute, die bankähnliche Aktivitäten ausführen, aber nicht den gleichen regulatorischen Anforderungen unterliegen. Der FSB hat Maßnahmen ergriffen, um diese Risiken zu begrenzen, beispielsweise durch:

  • Erhöhung der Transparenzanforderungen
  • Stärkere Liquiditäts- und Kapitalanforderungen für bestimmte Marktakteure

Verbesserung der Derivateregulierung

Der unregulierte Handel mit komplexen Finanzderivaten trug zur Finanzkrise bei. Der FSB setzt sich für:

  • Zentralen Clearingmechanismus für Derivate
  • Erhöhung der Kapitalanforderungen für außerbörslichen Handel

Förderung nachhaltiger Finanzmärkte

In den letzten Jahren hat der FSB begonnen, sich verstärkt mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Finanzstabilität zu befassen. Er hat die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) ins Leben gerufen, die Unternehmen Leitlinien für die Offenlegung klimabezogener Finanzrisiken bietet.

Mitgliedsländer und beteiligte Organisationen

Der FSB umfasst Mitglieder aus 24 Ländern sowie internationale Organisationen und Finanzinstitutionen. Zu den wichtigsten Mitgliedern gehören:

  • Staaten: USA, Deutschland, Frankreich, China, Japan, Vereinigtes Königreich, Brasilien, Indien, Kanada und viele weitere G20-Länder.
  • Internationale Organisationen: Internationaler Währungsfonds (IWF), Weltbank, Europäische Zentralbank (EZB), Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS), Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).
  • Regulierungsbehörden: Nationale Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden.

Kritik und Herausforderungen

Trotz seiner wichtigen Rolle gibt es einige Kritikpunkte am Finanzstabilitätsrat:

  1. Fehlende Durchsetzungsbefugnisse: Der FSB kann zwar Empfehlungen aussprechen, hat jedoch keine rechtlich bindende Autorität, um nationale Regulierungen durchzusetzen.
  2. Ungleichgewicht in der Einflussnahme: Manche Schwellenländer kritisieren, dass die G7- und G20-Staaten einen überproportionalen Einfluss auf Entscheidungen haben.
  3. Regulierungsdruck für Finanzinstitutionen: Die Umsetzung der vom FSB empfohlenen Maßnahmen kann hohe Kosten für Banken verursachen und die Kreditvergabe einschränken.
  4. Herausforderungen durch neue Risiken: Technologische Entwicklungen wie Kryptowährungen, Cyberangriffe und Klimarisiken stellen neue Herausforderungen dar, auf die der FSB reagieren muss.

Fazit

Der Finanzstabilitätsrat (FSB) spielt eine zentrale Rolle in der globalen Finanzmarktregulierung. Er wurde als Reaktion auf die Finanzkrise gegründet und hat seitdem wichtige Initiativen zur Stärkung der Finanzstabilität umgesetzt. Durch die Koordinierung zwischen nationalen Regulierungsbehörden und internationalen Organisationen trägt der FSB dazu bei, systemische Risiken zu reduzieren und Finanzkrisen zu verhindern.

Trotz seiner bedeutenden Funktion gibt es Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Durchsetzungskraft und die Anpassung an neue Finanzrisiken. Dennoch bleibt der FSB eine der wichtigsten Institutionen für die Stabilität des globalen Finanzsystems und wird in den kommenden Jahren weiterhin eine Schlüsselrolle in der internationalen Finanzregulierung spielen.