Gewichteter Gleitender Durchschnitt (WMA) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Exponentieller Gleitender Durchschnitt (EMA) Nächster Begriff: Adaptive und Triangular Moving Averages (TMA, AMA)
Der Weighted Moving Average ist ein leistungsfähiges Instrument zur Trendverfolgung und Generierung von Handelssignalen
Der gewichtete gleitende Durchschnitt (Weighted Moving Average, WMA) ist eine weiterentwickelte Form des einfachen gleitenden Durchschnitts (Simple Moving Average, SMA), die neueren Kurswerten eine stärkere Gewichtung verleiht. Dadurch reagiert der WMA schneller auf aktuelle Preisbewegungen als der SMA, bleibt aber weniger empfindlich gegenüber kurzfristigen Schwankungen als der exponentielle gleitende Durchschnitt (Exponential Moving Average, EMA).
Der WMA wird häufig in der technischen Analyse verwendet, um Trendrichtungen zu bestimmen, Kauf- und Verkaufssignale zu generieren sowie als dynamische Unterstützung oder Widerstandslinie zu fungieren.
Berechnung des gewichteten gleitenden Durchschnitts (WMA)
Die Berechnung des WMA erfolgt, indem jeder Kurswert mit einer bestimmten Gewichtung multipliziert wird. Die jüngeren Werte erhalten eine höhere Gewichtung, während ältere Werte mit abnehmender Bedeutung einfließen.
Die Formel für den WMA lautet:
\[ WMA = \frac{\sum (P_n \times W_n)}{\sum W} \]
Dabei gilt:
- Pₙ = Schlusskurs der jeweiligen Periode
- Wₙ = Gewichtung für die entsprechende Periode
- Σ W = Summe aller Gewichte
Beispiel: Berechnung eines 5-Tage-WMA
Angenommen, die letzten 5 Schlusskurse einer Aktie betragen:
100, 102, 104, 106, 108
Die Gewichtungen für die fünf Perioden (die älteste Periode hat das kleinste Gewicht, die neueste das höchste) sind:
1, 2, 3, 4, 5
Nun wird der WMA berechnet:
\[ WMA = \frac{(100 \times 1) + (102 \times 2) + (104 \times 3) + (106 \times 4) + (108 \times 5)}{1+2+3+4+5} \]
\[ WMA = \frac{(100 + 204 + 312 + 424 + 540)}{15} \]
\[ WMA = \frac{1580}{15} = 105,33 \]
Der 5-Tage-WMA beträgt 105,33, was eine schnellere Anpassung an die jüngsten Kursbewegungen zeigt als ein einfacher 5-Tage-SMA, der lediglich den Durchschnittswert 104 berechnen würde.
Eigenschaften des WMA
- Schnellere Reaktion auf aktuelle Kursbewegungen als der SMA.
- Glättet Preisbewegungen, ohne zu empfindlich auf kurzfristige Schwankungen zu reagieren.
- Bessere Balance zwischen Langsamkeit des SMA und Sensitivität des EMA.
- Höhere Gewichtung neuerer Datenpunkte reduziert Verzögerungen im Trendverlauf.
Vergleich: WMA vs. SMA vs. EMA
| Merkmal | WMA (Gewichteter Gleitender Durchschnitt) | SMA (Einfacher Gleitender Durchschnitt) | EMA (Exponentieller Gleitender Durchschnitt) |
|---|---|---|---|
| Berechnung | Jüngere Werte stärker gewichtet, abnehmende Gewichtung für ältere Werte | Alle Werte gleich gewichtet | Jüngere Werte stärker gewichtet, abnehmender Einfluss ohne feste Gewichtung |
| Reaktionsgeschwindigkeit | Schneller als der SMA, langsamer als der EMA | Langsam, da alle Werte gleich gewichtet werden | Schnell, da Gewichtung exponentiell abnimmt |
| Glättung von Trends | Weniger geglättet als der SMA, aber stabiler als der EMA | Sehr glatt, aber mit starker Verzögerung | Empfindlich gegenüber kurzfristigen Kursbewegungen |
| Empfohlen für | Mittelfristiges Trading, wenn schnellerer Trendfolgeindikator benötigt wird | Langfristige Trends und klassische Chartanalysen | Kurzfristiges Trading, schnelle Reaktionen auf Marktveränderungen |
Wichtige WMA-Perioden in der technischen Analyse
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Kurzfristige WMAs (10, 20, 50 Perioden):
- Ideal für Daytrading und Swing-Trading.
- Reagieren schnell auf Marktveränderungen.
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Mittelfristige WMAs (100 Perioden):
- Identifikation von mittelfristigen Trends.
- Wird oft als Unterstützungs- oder Widerstandsniveau genutzt.
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Langfristige WMAs (200 Perioden):
- Werden für langfristige Investitionsstrategien genutzt.
- Der 200-Tage-WMA ist eine wichtige Trendbestimmungslinie in vielen Märkten.
Handelsstrategien mit dem WMA
1. Trendbestimmung mit dem WMA
- Steigender WMA: Markt befindet sich in einem Aufwärtstrend.
- Fallender WMA: Markt befindet sich in einem Abwärtstrend.
Ein WMA(200) über dem Kurs deutet auf einen bärischen Markt hin, während ein WMA(200) unter dem Kurs auf einen bullischen Markt hindeutet.
2. Moving Average Crossover (Durchschnitts-Kreuzungen)
Die Kreuzung zweier gleitender Durchschnitte wird oft als Handelssignal verwendet.
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Golden Cross (bullisches Signal):
- Ein 50-Tage-WMA kreuzt über den 200-Tage-WMA.
- Dies wird als starkes Kaufsignal interpretiert.
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Death Cross (bärisches Signal):
- Ein 50-Tage-WMA kreuzt unter den 200-Tage-WMA.
- Dies wird als starkes Verkaufssignal gewertet.
3. WMA als dynamische Unterstützung und Widerstand
- In Aufwärtstrends kann der WMA als Unterstützungslinie fungieren.
- In Abwärtstrends kann der WMA als Widerstandslinie dienen.
- Trader nutzen oft den 50-Tage- oder 200-Tage-WMA, um potenzielle Einstiegs- oder Ausstiegszonen zu identifizieren.
4. WMA in Kombination mit anderen Indikatoren
Der WMA wird häufig mit weiteren technischen Indikatoren kombiniert, um Handelssignale zu optimieren:
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MACD (Moving Average Convergence Divergence):
- Ein steigender MACD kombiniert mit einem steigenden WMA verstärkt das Kaufsignal.
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RSI (Relative Strength Index):
- Ein RSI unter 30 in Verbindung mit einem steigenden WMA kann ein starkes Kaufsignal sein.
- Ein RSI über 70 mit einem fallenden WMA kann ein Verkaufssignal sein.
Vorteile und Nachteile des WMA
Vorteile:
- Schnellere Reaktion auf Marktbewegungen als der SMA.
- Bessere Trendverfolgung als der SMA, aber nicht so empfindlich wie der EMA.
- Effektiver für mittelfristige Handelsstrategien.
- Kann als dynamische Unterstützung oder Widerstand verwendet werden.
Nachteile:
- Empfindlicher gegenüber kurzfristigen Preisschwankungen als der SMA, was zu Fehlsignalen führen kann.
- Nicht so schnell wie der EMA, daher weniger geeignet für Hochfrequenz-Trading.
- In stark volatilen Märkten können falsche Signale entstehen.
Fazit
Der gewichtete gleitende Durchschnitt (WMA) ist ein leistungsfähiges Instrument zur Trendverfolgung und Generierung von Handelssignalen. Durch die höhere Gewichtung aktueller Kurswerte bietet der WMA eine schnellere Anpassung an Marktbewegungen als der SMA, bleibt aber stabiler als der EMA.
Besonders Swing-Trader und mittelfristige Anleger profitieren von seiner genauen Trenddarstellung. Um Fehlsignale zu vermeiden, sollte der WMA in Kombination mit anderen technischen Indikatoren wie RSI, MACD oder Bollinger Bändern genutzt werden.