Gold-Devisen-Standard (1920er – 1944) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Ende des Goldstandards Nächster Begriff: Klassischer Goldstandard (1870er – 1914)

Eine Übergangslösung zwischen dem klassischen Goldstandard und den modernen Währungssystemen

Der Gold-Devisen-Standard war ein hybrides Währungssystem, das sich nach dem Ersten Weltkrieg in den 1920er-Jahren als Nachfolger des klassischen Goldstandards entwickelte und bis zur Einführung des Bretton-Woods-Systems im Jahr 1944 bestand. Dieses System kombinierte Elemente des klassischen Goldstandards mit einer zunehmenden Rolle von stabilen Reservewährungen wie dem britischen Pfund und später dem US-Dollar.

Es war eine Übergangsphase zwischen dem reinen Goldstandard des 19. Jahrhunderts und den modernen Fiat-Währungssystemen. Der Gold-Devisen-Standard erlaubte Ländern, ihre Währungen nicht nur durch Gold, sondern auch durch bestimmte Devisenreserven zu decken.

Hintergrund: Zusammenbruch des klassischen Goldstandards

1. Der klassische Goldstandard (1870er – 1914)

  • Bis zum Ersten Weltkrieg war der Goldstandard das vorherrschende Währungssystem.
  • Währungen waren direkt durch eine bestimmte Menge Gold gedeckt.
  • Zentralbanken mussten jederzeit Banknoten gegen Gold eintauschen können.
  • Vorteile: Stabilität, feste Wechselkurse, geringe Inflation.

2. Erster Weltkrieg und Auflösung des Goldstandards (1914–1918)

  • Die Kriegsfinanzierung zwang viele Länder, die Golddeckung ihrer Währungen aufzugeben.
  • Regierungen druckten mehr Geld, um Kriegskosten zu decken, was zu Inflation und Währungsabwertung führte.
  • Nach dem Krieg waren viele Länder wirtschaftlich geschwächt und hatten nicht genug Goldreserven, um zum klassischen Goldstandard zurückzukehren.

Entstehung des Gold-Devisen-Standards

In den 1920er-Jahren versuchten viele Industrieländer, zu einem stabilen Währungssystem zurückzukehren. Da aber nicht genug Goldreserven vorhanden waren, wurde ein modifiziertes System eingeführt: der Gold-Devisen-Standard.

Merkmale des Gold-Devisen-Standards

  1. Währungen konnten durch Gold oder Devisen gedeckt sein

    • Neben Gold akzeptierten Zentralbanken stabile Fremdwährungen (Devisen) wie das britische Pfund oder den US-Dollar als Reserven.
    • Dies erlaubte Ländern, ihre Goldbestände zu schonen und trotzdem ein stabiles Währungssystem aufrechtzuerhalten.
  2. Golddeckung war nicht mehr zwingend

    • Zentralbanken mussten nicht mehr große Goldreserven halten.
    • Stattdessen konnten sie Devisenreserven nutzen, um ihre eigene Währung zu stabilisieren.
  3. Feste, aber nicht starre Wechselkurse

    • Währungen waren weiterhin an Gold oder eine Gold-gedeckte Leitwährung gebunden, aber mit größerer Flexibilität als zuvor.

Der Gold-Devisen-Standard in den 1920er- und 1930er-Jahren

1. Wiedereinführung des Goldstandards (1925 – „Gold Exchange Standard“)

  • 1925 kehrte Großbritannien zum Goldstandard zurück, allerdings mit Einschränkungen:
    • Das britische Pfund war an Gold gebunden.
    • Andere Länder hielten britische Pfund als Währungsreserve statt Gold.
  • Der US-Dollar und das britische Pfund wurden die wichtigsten Reservewährungen.

2. Weltwirtschaftskrise und das Ende des Systems (1929–1933)

  • Die Weltwirtschaftskrise von 1929 führte zu massiven Deflationen und Kapitalflucht.
  • Länder wie Großbritannien (1931) und die USA (1933) gaben den Goldstandard auf, um ihre Wirtschaft zu stabilisieren.
  • Währungen begannen frei zu schwanken, da Regierungen versuchten, Exporte durch Abwertungen zu fördern.

3. Der Goldblock (1930er-Jahre)

  • Einige europäische Länder, darunter Frankreich, Belgien und die Schweiz, versuchten, am Goldstandard festzuhalten.
  • Doch durch die globale Krise wurde das System zunehmend instabil.

Übergang zum Bretton-Woods-System (1944)

  • Während des Zweiten Weltkriegs war das internationale Währungssystem stark gestört.
  • 1944 wurde das Bretton-Woods-System eingeführt, das den Gold-Devisen-Standard durch ein neues System ersetzte:
    • US-Dollar als Leitwährung, die direkt an Gold gebunden war (35 USD = 1 Feinunze Gold).
    • Andere Währungen waren an den Dollar gekoppelt.
    • Der IWF (Internationaler Währungsfonds) wurde gegründet, um Wechselkurse zu stabilisieren.

Auswirkungen und Bedeutung des Gold-Devisen-Standards

1. Stabilität nach dem Ersten Weltkrieg

  • Das System half, nach dem Krieg ein gewisses Maß an Währungsstabilität zu schaffen.
  • Die Nutzung von Devisenreserven erleichterte den internationalen Handel.

2. Scheitern durch Weltwirtschaftskrise

  • Der Gold-Devisen-Standard war zu unflexibel, um auf schwere Wirtschaftskrisen zu reagieren.
  • Viele Länder mussten ihn aufgeben, um sich wirtschaftlich zu erholen.

3. Einfluss auf das Bretton-Woods-System

  • Die Idee einer Reservewährung (Pfund/Dollar) als Alternative zu Gold wurde im Bretton-Woods-System weiterentwickelt.
  • Die Zentralbanken erkannten, dass eine Mischung aus Gold und Devisen als Währungsreserve praktikabler war als ein reiner Goldstandard.

Fazit

Der Gold-Devisen-Standard (1920er – 1944) war eine Übergangslösung zwischen dem klassischen Goldstandard und den modernen Währungssystemen. Während er in den 1920er-Jahren für eine gewisse Stabilität sorgte, erwies er sich in der Weltwirtschaftskrise als zu starr und unflexibel.

Das System zeigte jedoch, dass reine Golddeckung nicht notwendig war und Währungen durch starke Devisenreserven gestützt werden konnten. Diese Idee wurde später im Bretton-Woods-System aufgegriffen, das den Grundstein für das moderne Finanzsystem legte.