Great Reset Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Global Governance Nächster Begriff: Bilderberg-Gruppe
Eine der umstrittensten wirtschaftspolitischen Initiativen der letzten Jahrzehnte
Der Great Reset ist eine Initiative des World Economic Forum (WEF), die erstmals 2020 von Klaus Schwab vorgestellt wurde. Das Konzept sieht eine umfassende Neugestaltung der globalen Wirtschaft vor, mit dem Ziel, eine nachhaltigere, gerechtere und widerstandsfähigere Welt zu schaffen. Der Great Reset wurde insbesondere während der COVID-19-Pandemie als notwendige Reaktion auf wirtschaftliche und soziale Herausforderungen präsentiert.
Während Befürworter darin eine Chance sehen, globale Probleme wie den Klimawandel, soziale Ungleichheit und wirtschaftliche Instabilität zu lösen, betrachten Kritiker den Great Reset als gefährliche Zentralisierung wirtschaftlicher und politischer Macht, die demokratische Prinzipien untergraben könnte. Viele befürchten, dass unter dem Deckmantel des Fortschritts eine technokratische Agenda vorangetrieben wird, die vor allem den Interessen von Eliten und multinationalen Konzernen dient.
Ursprung und Ziele des Great Reset
Der Great Reset basiert auf drei Hauptzielen, die das WEF formuliert hat:
- Neugestaltung der Wirtschaft hin zu einer nachhaltigeren und grüneren Welt.
- Stärkere öffentliche-private Zusammenarbeit, bei der Regierungen und Konzerne enger zusammenarbeiten.
- Förderung von Digitalisierung und technologischer Transformation in allen Bereichen des Lebens.
Diese Punkte wurden als Reaktion auf die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der COVID-19-Pandemie präsentiert, um die Welt „besser wieder aufzubauen“ („Build Back Better“). Kritiker argumentieren jedoch, dass diese Strategie genutzt werden könnte, um staatliche Kontrolle auszuweiten, individuelle Freiheiten einzuschränken und die Macht globaler Unternehmen zu festigen.
Hauptkritikpunkte am Great Reset
1. Mangelnde demokratische Legitimation
Ein zentrales Problem des Great Reset ist, dass es sich nicht um eine demokratisch legitimierte Strategie handelt. Das WEF ist eine private Organisation, die keine Rechenschaft gegenüber Bürgern ablegen muss.
- Der Great Reset wurde nicht durch demokratische Abstimmungen beschlossen, sondern von globalen Wirtschafts- und Politikeliten formuliert.
- Nationale Regierungen übernehmen Teile dieser Agenda oft ohne öffentliche Debatte oder Zustimmung durch Parlamente und Bürger.
- Kritiker sehen darin eine neue Form der Governance, die nicht von Wahlen, sondern von wirtschaftlichen Interessen bestimmt wird.
Beispiel: Viele politische Maßnahmen zur Klimapolitik oder digitalen Überwachung wurden im Zuge der COVID-19-Krise eingeführt, ohne dass breite gesellschaftliche Debatten stattfanden.
2. Stärkung von Konzernen und Eliten
Obwohl der Great Reset vorgibt, eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, könnte er in der Praxis vor allem den wirtschaftlichen Interessen großer Unternehmen dienen.
- Multinationale Konzerne spielen eine zentrale Rolle im WEF und profitieren oft von den vorgeschlagenen Reformen.
- Durch neue Regulierungen und ESG-Kriterien könnten kleinere Unternehmen benachteiligt werden, da sie die steigenden Kosten schwerer tragen können.
- Technologie- und Finanzkonzerne erhalten durch die forcierte Digitalisierung mehr Kontrolle über Wirtschaft und Gesellschaft.
Ein Beispiel ist die starke Förderung von Digitalwährungen und bargeldlosen Zahlungen, was insbesondere Unternehmen wie BlackRock, Amazon oder Microsoft nutzen könnten, um größere Kontrolle über Finanzströme zu erlangen.
3. Einschränkung individueller Freiheiten
Viele Maßnahmen des Great Reset könnten in eine stärkere Überwachung und Kontrolle der Bürger münden. Kritiker sehen insbesondere folgende Risiken:
- Digitales Zentralbankgeld (CBDCs) könnte den Bürgern auferlegen, wie sie ihr Geld ausgeben dürfen, indem bestimmte Käufe oder Transaktionen eingeschränkt werden.
- Soziale Kredit- und ESG-Systeme könnten Unternehmen und Individuen nach ihrem Verhalten bewerten und belohnen oder bestrafen.
- Stärkere Überwachung durch Technologien wie digitale IDs oder biometrische Datenbanken könnte die Privatsphäre einschränken.
Ein berühmtes Beispiel für diese Befürchtungen ist der Slogan des WEF: „You will own nothing and be happy“. Kritiker deuten dies als Hinweis darauf, dass der Great Reset in eine post-kapitalistische, aber zentral gesteuerte Gesellschaft führen könnte, in der persönliches Eigentum durch ein Miet- und Abonnementmodell ersetzt wird.
4. Klimapolitik als Mittel zur Machtkontrolle
Ein wichtiger Bestandteil des Great Reset ist die Umstellung auf eine grüne Wirtschaft. Während Klimaschutz grundsätzlich ein wichtiges Anliegen ist, werfen Kritiker dem WEF und seinen Partnern Greenwashing und Doppelmoral vor.
- Viele Politiker und Wirtschaftsführer reisen mit Privatjets zu Klimagipfeln, während sie für die Reduktion des CO₂-Ausstoßes der Allgemeinheit plädieren.
- Klimapolitische Maßnahmen könnten genutzt werden, um individuelle Lebensstile zu kontrollieren, z. B. durch CO₂-Steuern, Fleischverzicht oder Begrenzungen für Reisen.
- Unternehmen profitieren von staatlich subventionierten grünen Investitionen, während kleine Unternehmen oft unter neuen Vorschriften leiden.
Ein Beispiel ist die Einführung von 15-Minuten-Städten, die als nachhaltige Lösung präsentiert werden, aber in der Praxis zur Einschränkung von Mobilität und persönlichen Freiheiten führen könnten.
Vergleich: Great Reset vs. Traditionelle Wirtschaftspolitik
| Merkmal | Great Reset | Traditionelle Wirtschaftspolitik |
|---|---|---|
| Entscheidungsfindung | Private Eliten und Think Tanks | Nationale Parlamente und Regierungen |
| Schwerpunkt | Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Public-Private Partnerships | Freie Marktwirtschaft, staatliche Regulierung |
| Gewinner | Großkonzerne, Technologie- und Finanzindustrie | Unternehmen aller Größen, Bürger |
| Einfluss der Bürger | Gering, da nicht demokratisch legitimiert | Direkte Wahlen, parlamentarische Kontrolle |
| Risiken | Machtkonzentration, Überwachung, Verlust von Eigentum | Marktunsicherheiten, wirtschaftliche Ungleichheit |
Die Tabelle zeigt, dass der Great Reset viele wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen durchsetzen könnte, ohne dass Bürger aktiv darüber entscheiden können.
Fazit
Der Great Reset ist eine der umstrittensten wirtschaftspolitischen Initiativen der letzten Jahrzehnte. Während seine Befürworter ihn als notwendige Antwort auf globale Krisen betrachten, sehen Kritiker darin eine gefährliche Entwicklung hin zu einer technokratischen, von Eliten dominierten Weltordnung.
Die Hauptkritikpunkte umfassen:
- Mangelnde demokratische Legitimation: Wichtige wirtschaftliche Entscheidungen werden außerhalb nationaler Parlamente getroffen.
- Stärkung der Macht von Konzernen: Vor allem multinationale Unternehmen profitieren von neuen Regulierungen und Subventionen.
- Einschränkung individueller Freiheiten: Bargeldabschaffung, digitale ID-Systeme und CO₂-Beschränkungen könnten zur Kontrolle von Bürgern führen.
- Greenwashing und Doppelmoral: Viele Klima-Maßnahmen scheinen eher wirtschaftliche Interessen als tatsächlichen Umweltschutz zu fördern.
Ob der Great Reset langfristig tatsächlich eine gerechtere Welt schafft oder vielmehr eine neue Ära der Kontrolle und wirtschaftlichen Zentralisierung einläutet, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass er nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche und politische Strukturen grundlegend verändern könnte – und diese Entwicklung sollte kritisch hinterfragt werden.