Große Depression (1929) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Historische Simulation Nächster Begriff: New Deal (1933)
Eine tiefgreifende Wirtschaftskrise, die die Weltwirtschaft über ein Jahrzehnt lang prägte
Die Große Depression war eine der schwersten und längsten Wirtschaftskrisen der modernen Geschichte. Sie begann mit dem Börsencrash von 1929 in den USA und hatte weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft. Die Krise führte zu massiven Bankenzusammenbrüchen, hoher Arbeitslosigkeit, einem dramatischen Rückgang der Industrieproduktion und sozialen Unruhen. Ihre Auswirkungen waren global spürbar und beeinflussten nicht nur die Wirtschaftspolitik der betroffenen Länder, sondern auch den politischen Kurs der Weltgeschichte.
Ursachen der Großen Depression
Die Ursachen der Großen Depression waren vielfältig und umstritten. Zu den Hauptfaktoren gehören:
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Börsenblase und Crash von 1929
In den 1920er-Jahren erlebte die US-Wirtschaft einen Boom, der zu Spekulationsexzessen an der Börse führte. Viele Investoren kauften Aktien auf Kredit („Margin Trading“), was zu überhöhten Bewertungen führte. Am 24. Oktober 1929 („Schwarzer Donnerstag“) und 29. Oktober 1929 („Schwarzer Dienstag“) brach der Aktienmarkt zusammen. Dieser Crash vernichtete Milliarden von Dollar an Vermögen und erschütterte das Vertrauen in die Wirtschaft. -
Bankenkrisen und Geldmengenrückgang
Aufgrund der Panik zogen viele Menschen ihr Geld von Banken ab, was zu Bankenzusammenbrüchen führte. In den USA ging die Geldmenge drastisch zurück, da die Banken weniger Kredite vergaben. Dies verstärkte die Deflation und führte zu einer Kettenreaktion von Unternehmenspleiten. -
Zusammenbruch des internationalen Handels
Viele Länder reagierten auf die Krise mit Protektionismus. Der Smoot-Hawley-Zolltarif (1930) in den USA erhöhte die Importzölle drastisch, was internationale Handelspartner zu Gegenmaßnahmen veranlasste. Der Welthandel schrumpfte erheblich und verschärfte die wirtschaftlichen Probleme. -
Deflation und sinkende Nachfrage
Die Krise führte zu einem starken Preisverfall (Deflation), da Unternehmen ihre Waren nicht mehr verkaufen konnten. Sinkende Löhne und steigende Arbeitslosigkeit reduzierten die Kaufkraft der Verbraucher, was zu einem weiteren Rückgang der Produktion führte – eine klassische Deflationsspirale.
Auswirkungen der Großen Depression
Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Großen Depression waren gravierend:
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Massive Arbeitslosigkeit
In den USA stieg die Arbeitslosenquote von unter 4 % (1929) auf über 25 % (1933). In Deutschland erreichte sie fast 30 %. Millionen von Menschen verloren ihre Lebensgrundlage. -
Banken- und Unternehmenspleiten
Tausende Banken und Unternehmen gingen insolvent. In den USA brachen zwischen 1929 und 1933 rund 9.000 Banken zusammen. -
Rückgang der Industrieproduktion
Die weltweite Industrieproduktion sank zwischen 1929 und 1932 um über 40 %. Besonders betroffen waren Branchen wie Stahl, Automobilbau und Landwirtschaft. -
Soziale Not und Armut
Millionen von Menschen waren auf Suppenküchen angewiesen. In den USA entstanden die sogenannten „Hoovervilles“ – Elendsviertel, benannt nach Präsident Herbert Hoover, dem viele die Schuld an der Krise gaben. -
Politische Umwälzungen
In Deutschland führte die wirtschaftliche Not zur Destabilisierung der Weimarer Republik und begünstigte den Aufstieg der Nationalsozialisten. In den USA wurde 1933 Franklin D. Roosevelt zum Präsidenten gewählt und leitete den New Deal ein, ein groß angelegtes wirtschaftliches Reformprogramm.
Der "New Deal" und das Ende der Depression
Präsident Franklin D. Roosevelt führte mit dem New Deal (ab 1933) eine Reihe von wirtschaftlichen und sozialen Reformen ein, um die Krise zu bewältigen. Dazu gehörten:
- Bankenreformen: Einführung von Einlagensicherungen (FDIC) zur Stabilisierung des Bankensystems.
- Arbeitsprogramme: Staatlich finanzierte Arbeitsprogramme wie die Works Progress Administration (WPA) schufen Millionen von Jobs.
- Wirtschaftsregulierung: Der Staat griff stärker in die Wirtschaft ein, um die Märkte zu stabilisieren.
- Abkehr vom Goldstandard: Die USA lockerten ihre Geldpolitik, um die Deflation zu bekämpfen.
Trotz dieser Maßnahmen dauerte die wirtschaftliche Erholung bis in die späten 1930er-Jahre. Erst mit dem Zweiten Weltkrieg (ab 1939) kam es durch die massive Kriegsproduktion zu einer vollständigen Erholung der US-Wirtschaft.
Fazit
Die Große Depression war eine tiefgreifende Wirtschaftskrise, die die Weltwirtschaft über ein Jahrzehnt lang prägte. Sie zeigte die Gefahren ungezügelter Spekulation, unregulierter Finanzmärkte und protektionistischer Handelspolitik. Die Krise führte zu einem Umdenken in der Wirtschaftspolitik und trug zur Entwicklung moderner sozialstaatlicher Strukturen und regulatorischer Maßnahmen bei. Viele der damals eingeführten Reformen, insbesondere im Bankensektor, haben bis heute Bestand und sollen ähnliche Krisen in Zukunft verhindern.