Layer-2-Lösungen Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Layer-1-Lösungen Nächster Begriff: Zero-Knowledge (ZK)
Eine Technologie, die auf einer bestehenden Blockchain (Layer-1) aufbaut, um Transaktionen schneller und kostengünstiger zu verarbeiten, indem sie Berechnungen außerhalb der Hauptkette durchführt, während die Sicherheit der Basis-Blockchain genutzt wird
Layer-2-Lösungen sind Technologien, die auf bestehenden Layer-1-Blockchains (z. B. Ethereum oder Bitcoin) aufbauen und darauf abzielen, Skalierbarkeit, Effizienz und Benutzerfreundlichkeit der zugrunde liegenden Basisschicht zu verbessern – ohne deren Sicherheit und Dezentralität zu gefährden. Layer 2 entlastet Layer 1, indem Transaktionen teilweise oder vollständig außerhalb der Haupt-Blockchain verarbeitet und anschließend zusammengefasst zurückgeführt werden. Dadurch kann ein deutlich höheres Transaktionsvolumen bei geringeren Kosten und kürzeren Bestätigungszeiten erreicht werden.
Zielsetzung und Funktionsweise
Layer-2-Systeme verfolgen insbesondere drei Hauptziele:
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Skalierbarkeit erhöhen: Durch Off-Chain-Verarbeitung von Transaktionen können mehr Transaktionen pro Sekunde (TPS) erreicht werden.
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Netzwerkkosten senken: Die Aggregation von Transaktionen verringert den Gasverbrauch pro Nutzerinteraktion.
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Benutzerfreundlichkeit verbessern: Schnellere Transaktionen und niedrigere Gebühren schaffen eine bessere Nutzererfahrung.
Die zentrale Idee besteht darin, die Rechen- und Speicherlast von der Layer-1-Blockchain zu verlagern, ohne dabei auf deren Sicherheitsgarantien zu verzichten.
Typen von Layer-2-Lösungen
Es existieren verschiedene Arten von Layer-2-Lösungen, die sich durch Architektur und Sicherheitsmodell unterscheiden:
1. Rollups
Rollups verarbeiten Transaktionen außerhalb von Layer 1 und fassen sie zu einem einzelnen Beweis zusammen, der auf die Haupt-Blockchain geschrieben wird. Zwei Hauptformen existieren:
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Optimistic Rollups (z. B. Optimism, Arbitrum)
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Transaktionen werden standardmäßig als korrekt angenommen.
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Es besteht eine Challenge-Periode, in der fehlerhafte Transaktionen angefochten werden können.
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Geringere Rechenlast, aber längere Auszahlungszeiten bei Onboarding/Offboarding.
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Zero-Knowledge (ZK) Rollups (z. B. zkSync, Starknet, Scroll)
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Verwenden kryptografische Beweise (ZK-SNARKs oder ZK-STARKs), um die Korrektheit der Transaktionen mathematisch zu garantieren.
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Sehr schnelle Finalität, aber technologisch komplexer.
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2. State Channels
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Nutzer eröffnen einen „Kanal“ auf Layer 1 und führen beliebig viele Transaktionen Off-Chain durch.
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Nur die Eröffnung und Schließung werden on-chain dokumentiert.
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Geeignet für wiederholte Transaktionen zwischen denselben Parteien (z. B. Zahlungen, Spiele).
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Beispiel: Lightning Network (für Bitcoin).
3. Plasma
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Kind-Blockchains (Child Chains), die periodisch mit der Hauptkette synchronisiert werden.
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Weniger flexibel für Smart Contracts, aber effizient für einfache Transaktionen.
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Früher in Ethereum erprobt, wird heute weitgehend durch Rollups ersetzt.
4. Validiums
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Ähnlich wie ZK-Rollups, aber mit Off-Chain-Datenspeicherung (statt On-Chain-Datenverfügbarkeit).
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Schnell und kostengünstig, jedoch mit anderen Sicherheitsannahmen.
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Anwendungsbeispiel: skalierbare NFT-Plattformen.
Vorteile von Layer-2-Lösungen
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Erhöhte Transaktionskapazität: Je nach Architektur sind mehrere Tausend Transaktionen pro Sekunde möglich.
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Geringere Transaktionsgebühren: Besonders bei Ethereum können Nutzer auf Layer 2 deutlich geringere Gasgebühren zahlen.
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Schnellere Transaktionen: Durch Off-Chain-Verarbeitung entfällt die Blockzeit der Layer-1-Blockchain.
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Skalierbarkeit bei gleichbleibender Sicherheit: Bei korrekter Implementierung profitieren Layer-2-Lösungen vom Sicherheitsmodell von Layer 1.
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Bessere Nutzererfahrung: Niedrigere Kosten und kürzere Wartezeiten fördern breitere Anwendung, insbesondere für dApps, NFTs und Gaming.
Herausforderungen und Risiken
Trotz ihrer Vorteile bringen Layer-2-Lösungen auch technische und organisatorische Herausforderungen mit sich:
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Komplexität der Integration: Entwickler müssen dApps gezielt für bestimmte Layer-2-Netzwerke anpassen.
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Fragmentierung: Unterschiedliche Layer-2-Ökosysteme (Optimism, Arbitrum, zkSync usw.) sind (noch) nicht nahtlos miteinander verbunden, was Interoperabilitätsprobleme schafft.
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Brückenrisiken: Token-Transfers zwischen Layer 1 und Layer 2 erfordern oft sogenannte „Bridges“, die Angriffsziele darstellen können.
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Vertrauensannahmen: Einige Layer-2-Systeme nutzen zentralisierte Komponenten (z. B. Sequencer oder Prover), was das Dezentralitätsniveau einschränken kann.
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Verfügbarkeit der Daten: Bei Validiums oder Plasma besteht ein Risiko, dass die Off-Chain-Daten nicht mehr verfügbar sind.
Layer-2 auf Ethereum: Ein Überblick
Ethereum ist das führende Layer-1-Netzwerk für Smart Contracts, aber aufgrund seiner begrenzten Kapazität (ca. 15–30 TPS) auf Layer-2-Skalierung angewiesen. Eine Vielzahl aktiver Layer-2-Projekte konzentriert sich auf Ethereum:
| Projekt | Typ | Finalität | EVM-kompatibel | Status |
|---|---|---|---|---|
| Arbitrum | Optimistic Rollup | ~1 Woche | Ja | Mainnet aktiv |
| Optimism | Optimistic Rollup | ~1 Woche | Ja | Mainnet aktiv |
| zkSync Era | ZK Rollup | Sekunden | Ja | Mainnet aktiv |
| Starknet | ZK Rollup | Sekunden | Teilweise | Mainnet aktiv |
| Polygon zkEVM | ZK Rollup | Sekunden | Ja | Mainnet aktiv |
Diese Netzwerke bieten jeweils eigene Optimierungen in Bezug auf Geschwindigkeit, Kosten, Benutzerfreundlichkeit und Anwendungsunterstützung.
Layer 2 im Vergleich zu Layer 1
| Merkmal | Layer 1 (z. B. Ethereum) | Layer 2 (z. B. Arbitrum) |
|---|---|---|
| Transaktionsgeschwindigkeit | Niedrig (10–30 TPS) | Hoch (1000+ TPS möglich) |
| Kosten | Hoch (je nach Netzlast) | Gering |
| Sicherheit | Direkt über Konsens | Abgeleitet von Layer 1 |
| Dezentralisierung | Vollständig | Teilweise (je nach Architektur) |
| Datenverfügbarkeit | On-Chain | Variabel (On-Chain oder Off-Chain) |
| Interoperabilität | Eingeschränkt | Fragmentiert, aber im Aufbau |
Zukunftsperspektiven
Layer-2-Technologien gelten als entscheidender Baustein für die Skalierung des Web3-Ökosystems. Sie ermöglichen es, DeFi, NFTs, Gaming und Social dApps massentauglich zu machen – ohne die Grundprinzipien der Blockchain (Zensurresistenz, Sicherheit, Dezentralität) aufzugeben.
Zukünftige Entwicklungen zielen auf:
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Rollup-Zusammenführungen: Interoperabilität zwischen verschiedenen Rollups
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Shared Sequencer: Gemeinsame Koordination mehrerer Layer-2s zur Reduktion von MEV und Latenz
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Verstärkte Dezentralisierung der Sequencer- und Prover-Netzwerke
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Nutzung von Layer 2 in Unternehmens- und Regulierungsumfeldern
Fazit
Layer-2-Lösungen sind ein zentraler Bestandteil der Blockchain-Skalierungsstrategie. Sie ermöglichen höhere Transaktionsvolumen, geringere Gebühren und bessere Nutzerfreundlichkeit, ohne dabei auf die Sicherheitsgarantien der zugrunde liegenden Layer-1-Blockchain zu verzichten. Ob durch Rollups, Channels oder andere Architekturen – Layer 2 stellt den entscheidenden Schritt dar, um dezentrale Anwendungen in großem Maßstab nutzbar zu machen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Standardisierung von Layer-2-Technologien wird maßgeblich darüber entscheiden, wie weitreichend Blockchain-Systeme künftig in Wirtschaft und Gesellschaft integriert werden.