Subprime-Kredite in der Finanzkrise 2007/2008 Börsenlexikon Vorheriger Begriff: FICO-Score Nächster Begriff: Northern Rock Bank (2007/2008)
Eine der zentralen Auslöser der Finanzkrise 2007/2008, die durch leichtfertige Vergabe von Hypotheken an zahlungsunfähige Kreditnehmer, die Verbriefung dieser Kredite und das blinde Vertrauen in Finanzprodukte mit hohem Risiko zu einer globalen Bankenkrise führten
Die Subprime-Kredite spielten eine zentrale Rolle in der Finanzkrise 2007/2008, die sich zu einer globalen Wirtschaftskrise entwickelte. Diese Art von Hypothekenkrediten wurde an Kreditnehmer mit schlechter Bonität vergeben, oft ohne ausreichende Sicherheiten oder Einkommensnachweise. Während die Vergabe von Subprime-Krediten zunächst das Wirtschaftswachstum und den Immobilienmarkt ankurbelte, führte der massenhafte Zahlungsausfall dieser Kredite letztlich zum Zusammenbruch großer Finanzinstitutionen und einer globalen Rezession.
Was sind Subprime-Kredite?
Subprime-Kredite sind Darlehen, die an Personen mit schlechter Kreditwürdigkeit vergeben werden. Im Gegensatz zu Prime-Krediten, die an kreditwürdige Kunden mit hoher Bonität gehen, tragen Subprime-Kredite ein erhöhtes Risiko für Zahlungsausfälle. Um dieses Risiko auszugleichen, sind sie mit höheren Zinssätzen und oft mit variablen Rückzahlungsbedingungen ausgestattet.
Merkmale von Subprime-Krediten:
- Vergabe an Kreditnehmer mit niedrigen FICO-Scores (unter 620)
- Hohe Zinssätze zur Kompensation des Kreditrisikos
- Geringe oder keine Anzahlung beim Kauf einer Immobilie
- Veränderliche Zinssätze (Adjustable Rate Mortgages, ARM) mit niedrigen Anfangszinsen, die später stark steigen
- Kaum Einkommens- oder Bonitätsprüfung
Während Subprime-Kredite anfangs eine Chance boten, mehr Menschen den Zugang zum Immobilienmarkt zu ermöglichen, erwiesen sie sich langfristig als ein erheblicher Risikofaktor für das Finanzsystem.
Die Rolle der Subprime-Kredite in der Finanzkrise
1. Immobilienboom und übermäßige Kreditvergabe (2000–2006)
Ab den frühen 2000er-Jahren stiegen die Immobilienpreise in den USA rapide an. Die niedrigen Zinsen der US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) und die zunehmende Verbriefung von Hypotheken führten dazu, dass Banken immer mehr Kredite vergaben – auch an Kreditnehmer, die sich ein Haus eigentlich nicht leisten konnten.
Um das Kreditvolumen zu steigern, wurden folgende Praktiken angewendet:
- Vergabe von Subprime-Hypotheken an Personen mit schlechter Kreditwürdigkeit
- Niedrige Einstiegszinsen (Teaser Rates), die nach einigen Jahren stark anstiegen
- „No-doc“ oder „NINJA“-Kredite (No Income, No Job, No Assets), bei denen keine Einkommensnachweise erforderlich waren
- Verbriefung der Kredite durch Finanzinstitutionen, um das Risiko weiterzugeben
2. Die Rolle der Verbriefung und Derivate
Die Subprime-Hypotheken wurden in große Hypothekenanleihen (Mortgage-Backed Securities, MBS) gebündelt und an Investoren verkauft. Investmentbanken erstellten darauf basierend weitere Finanzprodukte, insbesondere Collateralized Debt Obligations (CDOs), die auch hochriskante Subprime-Kredite enthielten.
Diese Papiere wurden von Ratingagenturen oft mit AAA-Ratings bewertet, obwohl sie ein hohes Ausfallrisiko hatten. Banken und Hedgefonds investierten massiv in diese Wertpapiere, da sie hohe Renditen versprachen.
3. Der Wendepunkt: Zinsanstiege und Zahlungsausfälle (2006–2007)
Ab 2005 begann die Federal Reserve die Zinsen schrittweise zu erhöhen, um eine Überhitzung des Marktes zu verhindern. Das hatte gravierende Folgen:
- Variable Zinsen vieler Subprime-Kredite stiegen stark an, sodass viele Kreditnehmer ihre Raten nicht mehr zahlen konnten.
- Immobilienpreise fielen, wodurch viele Hausbesitzer mit Krediten höher als der Marktwert ihres Hauses das Interesse an der Weiterzahlung verloren.
- Zwangsversteigerungen nahmen drastisch zu, wodurch sich das Überangebot an Häusern weiter vergrößerte.
Die hohe Anzahl an Zahlungsausfällen machte viele der auf Subprime-Krediten basierenden Finanzprodukte nahezu wertlos.
4. Zusammenbruch der Finanzinstitute (2007–2008)
Als Banken und Investoren die Risiken der Subprime-Kredite realisierten, brach das Vertrauen in den Finanzsektor zusammen. Einige der bedeutendsten Entwicklungen waren:
- 2007: Die Hedgefonds von Bear Stearns, die stark in Subprime-Kredite investiert hatten, erlitten hohe Verluste.
- März 2008: Bear Stearns wurde von der US-Regierung und JPMorgan Chase gerettet.
- September 2008: Lehman Brothers meldete Insolvenz an – das größte Firmenpleite in der Geschichte der USA.
- AIG-Krise: Der Versicherungsgigant AIG musste mit Milliarden von Dollar gerettet werden, da er viele der toxischen Subprime-Produkte abgesichert hatte.
- Einfrieren des Kreditmarktes: Banken wurden misstrauisch und verliehen kaum noch Geld, was zu einer schweren Liquiditätskrise führte.
Auswirkungen der Finanzkrise weltweit
Die Krise, die mit Subprime-Krediten begann, führte zu einer globalen Wirtschaftskrise:
- Bankenzusammenbrüche: Große Banken mussten staatlich gerettet werden (z. B. Citigroup, Royal Bank of Scotland).
- Kollaps des Immobilienmarktes: Millionen von Hausbesitzern in den USA verloren ihr Eigentum.
- Wirtschaftsrezession: Länder wie die USA, Europa und viele Schwellenländer gerieten in eine tiefe Rezession.
- Steigende Arbeitslosigkeit: In den USA erreichte die Arbeitslosenquote über 10 %.
- Vertrauensverlust in das Finanzsystem: Regierungen mussten massive Rettungspakete schnüren, um die Märkte zu stabilisieren.
Maßnahmen zur Bewältigung der Krise
Nach dem Ausbruch der Finanzkrise wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Wirtschaft zu stabilisieren und eine ähnliche Krise in Zukunft zu verhindern:
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Rettungspakete und Liquiditätsspritzen
- Die US-Regierung verabschiedete das TARP-Programm (Troubled Asset Relief Program) in Höhe von 700 Milliarden US-Dollar zur Rettung von Banken.
- Die Federal Reserve senkte die Leitzinsen auf nahezu 0 % und führte massive Anleihekäufe durch (Quantitative Easing).
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Regulierungsmaßnahmen
- Dodd-Frank Act (2010): Strengere Finanzmarktregulierungen, um Bankenrisiken zu begrenzen.
- Basel III: Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen für Banken, um ihre Stabilität zu verbessern.
- Verbot von riskanten Kreditvergaben: Hypothekenvergabe wurde strenger reguliert.
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Reformen im Hypothekenmarkt
- Einführung des Home Affordable Modification Program (HAMP), um Hausbesitzern eine Umschuldung zu ermöglichen.
- Strengere Bonitätsprüfungen für neue Kreditnehmer.
Fazit
Die Subprime-Kredite waren der zentrale Auslöser der Finanzkrise 2007/2008. Die leichtfertige Vergabe von Hypotheken an zahlungsunfähige Kreditnehmer, die Verbriefung dieser Kredite und das blinde Vertrauen in Finanzprodukte mit hohem Risiko führten zu einer globalen Bankenkrise. Die Folgen waren verheerend: Millionen von Menschen verloren ihre Häuser, Banken gingen bankrott und Regierungen mussten mit Milliardenbeträgen die Wirtschaft stabilisieren.
Seit der Krise wurden viele regulatorische Maßnahmen eingeführt, um eine Wiederholung zu verhindern. Doch die Frage bleibt: Hat das Finanzsystem tatsächlich aus der Vergangenheit gelernt, oder könnte eine ähnliche Blase in Zukunft erneut entstehen?