Die Aussichten für Amazon scheinen sich seit den letzten Zahlen einzutrüben. Viele fragen sich momentan: Ist das hier eine plötzlich sehr günstige interessante Aktie oder ein Griff in das fallende Messer?

Die Quartalszahlen

Nach ungeahnten Höhen während des Online-Einkauf-Booms während der Pandemie, befindet sich inzwischen auch der Kurs der Amazon Aktie im Sog des allgemeinen Börsenausverkaufs. Seit dem Jahreswechsel zeigt auch für Amazon der Trend stabil bergab. Im letzten Monat ging es radikal in den Rutsch, von gut 120 US-Dollar Ende Oktober runter auf 90 US-Dollar heute (08.11.). Dabei waren die beiden letzten Quartale eigentlich recht ordentlich für viele Analysten. Für das zweite Quartal überraschte Amazon mit einem höheren Umsatzanstieg und niedrigerem Rückgang im operativen Gewinn als erwartet. Trotzdem erschien vielen die Ankündigung von CEO Jassy, dass man im dritten Quartal Umsätze zwischen 125 und 130 Milliarden erwarten könnte, etwas großspurig. Doch Amazon lieferte mit 127 Milliarden US-Dollar Erlös.

Amazon

Der Kurs rutscht ab

Trotzdem hatte Amazon direkt nach den Quartalszahlen Ende Oktober einen Kurssturz zu verkraften, der sich wohl prinzipiell bis heute durchzieht. Die Quartalszahlen als solche geben dafür eigentlich nicht genug her. Natürlich hat Amazon wie alle anderen auch mit einem schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld zu kämpfen und angesichts von Teuerungen für den Endverbrauchen leiden selbstverständlich vor allem Händler, doch Amazon hat immerhin noch das boomende Cloud-Geschäft und sich insgesamt als Unternehmen wesentlich breiter aufgestellt: Das Kerngeschäft des Online-Handels macht momentan nur noch 48% des Umsatzes aus.

Was Amazon wirklich bedrückt, ist der Ausblick auf das vierte Quartal. Amazon hat seine Prognosen signifikant nach unten korrigiert und trägt dem schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld mit recht trübem Ausblick Rechnung. Nun kommt es darauf an wie heftig die nächsten Zahlen ausfallen und wie viel bzw. ob potentiell zu viel Pessimismus schon in den Kurs eingepreist ist.

Was denken die Analysten?

Viele Analysten gehen in ihren Statements zu Kurszielen nach den Quartalszahlen wohl davon aus, dass Amazon auf Dauer zu niedrig bewertet ist bzw. momentan recht günstig erscheint und setzen Amazon auf „buy“, „outperform“ oder auf „overweight“. Vermutlich haben recht wenige ernsthaft Zweifel an Amazons Kerngeschäft, dem Wachstum und zukünftigen Renditeerwartungen. Trotz dem rentablen Cloud-Wachstum sieht sich Amazon gezwungen mit etwas härteren Maßnahmen gegenzusteuern: Ein Einstellungspause wurde beschlossen und die Streamingpreise erhöht, es ist abzuwarten, wie die Kunden darauf reagieren.

Auf lange Sicht halten viele Amazon für stabil, für interessant, aber haben nichtsdestotrotz momentan Sorge noch in das berühmte fallende Messer zu greifen.

/ts

Quelle: BörsenNEWS.de