In einem beispiellosen Schritt hat Bayer AG einen drastischen Schnitt seiner Dividende angekündigt, ein klares Zeichen der finanziellen Belastungen, die durch die Übernahme von Monsanto Co. entstanden sind. Diese Übernahme hat das deutsche Unternehmen nicht nur mit einem gewaltigen Schuldenberg belastet, sondern auch mit einer Flut von Rechtsstreitigkeiten konfrontiert. Der unerwartet tiefe Einschnitt in die Dividendenpolitik wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen Bayer im Bestreben, seinen Bargeldabfluss zu stoppen, seine pharmazeutische Pipeline wieder aufzubauen und von der 63 Milliarden Dollar teuren Übernahme des Roundup-Herstellers im Jahr 2018 zu erholen, konfrontiert ist.

Unerwartete Maßnahmen zur Schadensbegrenzung

Bayer kündigte an, für das Jahr 2023 nur das gesetzlich vorgeschriebene Minimum an Dividenden auszuschütten, was 11 Euro-Cent pro Aktie entspricht, im Vergleich zu 2,40 Euro im Vorjahr. Diese Entscheidung unterstreicht die prekäre finanzielle Lage des Unternehmens, das mit über 38,7 Milliarden Euro Schulden kämpft, während es gleichzeitig steigende Rechtskosten und Zinssätze bewältigen muss. Der Aktienkurs von Bayer blieb am Dienstag nahezu unverändert, obwohl die Aktien seit der Monsanto-Transaktion etwa zwei Drittel ihres Wertes verloren haben.

Bill Anderson, der CEO von Bayer, der letztes Jahr mit der Aufgabe betraut wurde, die Gruppe zu beleben, betonte, dass die Entscheidung, für die nächsten drei Jahre nur das gesetzliche Minimum auszuschütten, wohlüberlegt war. Anderson hat bereits operative Veränderungen vorgenommen, um Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, Managementebenen zu reduzieren und Tausende von Stellen abzubauen. Er überprüft zudem die Konzernstrategie, die derzeit drei Sparten umfasst: Pflanzenschutzmittel, Pharmazeutika und Verbrauchergesundheitsprodukte.

Strategische Neuausrichtung unter Druck

Die Dividendenkürzung ermöglicht es Bayer, in den nächsten drei Jahren etwa 2,3 Milliarden Euro zu sparen. Angesichts der weiterhin hohen Litigation- und Pensionsverbindlichkeiten wird das Unternehmen jedoch wahrscheinlich zu weiteren "großen strategischen Maßnahmen" greifen müssen, um seine Bilanz wiederherzustellen. Bayer hat sich bereits verpflichtet, bis zu 16 Milliarden Dollar zur Beilegung der Roundup-Rechtsstreitigkeiten aufzuwenden, steht aber weiterhin vor zehntausenden von Klagen. Darüber hinaus sieht sich Bayer mit kostspieligen Rechtsstreitigkeiten über andere Monsanto-Produkte konfrontiert, einschließlich des Herbizids Dicamba und giftiger PCBs. Weitere Herausforderungen für Bayer sind sinkende Agrarrohstoffpreise, die den Umsatz der Pflanzenschutzmittel-Sparte dämpfen, sowie auslaufende Patente für seine Bestseller-Medikamente, das Blutverdünnungsmittel Xarelto und das Augenmedikament Eylea, was das Wachstum bis zum Ende des Jahrzehnts erschweren könnte.

In einem Statement betonte Anderson, dass seine obersten Prioritäten die Reduzierung der Verschuldung und die Steigerung der Flexibilität sei. Diese Maßnahmen unterstreichen die angespannte Position von Bayer in Bezug auf den freien Cashflow, was laut Michael Shah, einem Pharma-Analysten bei Bloomberg Intelligence, die vorgeschlagene Dividende auf eine Ausschüttungsquote von nur 2% reduziert, im Vergleich zu den 30-40% der Vorjahre. Die Kürzung, obwohl nicht völlig überraschend, unterstreicht das Ausmaß der finanziellen Herausforderungen und könnte die Stimmung unter den Investoren weiter trüben.