Bau einer hochmodernen Produktionsanlage in Afrika geplant 

Impfstoffe aus afrikanischer Produktion sind bisher eine Seltenheit. In der Regel stammen lebensrettende Vakzine aus Europa, Amerika oder Asien und werden dann auf den afrikanischen Kontinent exportiert. Während Notlagen wie der Corona-Pandemie konnten afrikanische Länder erst deutlich später mit dem Impfen beginnen als Europa und Nordamerika, da der Weltmarkt nahezu leer war.

Eine neue Entwicklung bahnt sich nun an: Das Unternehmen Biontech plant den Bau einer hochmodernen Produktionsanlage im ostafrikanischen Ruanda – eigenen Angaben zufolge eine der fortschrittlichsten Anlagen weltweit. Das Ziel ist, die Abhängigkeit des Kontinents von Impfstoffen zu beenden und gleichzeitig profitabel zu sein. Diese Anlage in Ruanda wird sich auf die Herstellung von sogenannten mRNA-Impfstoffen konzentrieren, die erstmals gegen Covid-19 eingesetzt wurden und sich als äußerst wirksam erwiesen haben. Diese Impfstoffe können zudem schnell an neue Virusvarianten angepasst werden.

Die Hoffnung vieler Wissenschaftler ist, dass zukünftig auch Impfstoffe gegen andere Krankheiten wie HIV, verschiedene Atemwegserkrankungen und sogar Krebs entwickelt und zugelassen werden könnten. Biontech arbeitet bereits an Impfstoffen gegen lebensbedrohliche Erkrankungen wie Malaria oder Tuberkulose, die dann in Ruanda hergestellt werden sollen. Die Forschung findet allerdings nicht in Ruanda statt.

Diese neue Produktionsstätte könnte eine schnellere und kostengünstigere Herstellung ermöglichen und den afrikanischen Märkten besser dienen als bisher. Im ersten Schritt könnten bis zu 50 Millionen Vakzine jährlich in Ruanda produziert werden, doch der Bedarf ist weit größer.

Bedenken wegen politischer Situation in Ruanda 

Trotz der stabilen Lage und als sicheres Investment geltend, steht Ruanda nicht auf demokratischem Fundament, ähnlich wie Kenia. Seit mehr als 23 Jahren wird das Land autokratisch von Paul Kagame regiert. Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch werfen Kagame und seiner Partei vor, die Opposition gezielt zu behindern und sprechen sogar von willkürlichen Verhaftungen, Bedrohungen und Folter. Kritiker des Regimes verschwinden oder sterben unter verdächtigen Umständen.

Trotz dieser Vorwürfe eröffnet Biontech nun eine Zweigstelle in Ruanda. Sollte diese Anlage große Mengen wichtiger Impfstoffe für die afrikanischen Märkte produzieren, könnte sie zumindest einen Beitrag zur Gesundheitsversorgung in afrikanischen Ländern leisten. Allerdings ist dafür zunächst die Zulassung für Biontechs Impfstoffkandidaten erforderlich, beispielsweise gegen Malaria, da die Nachfrage nach Corona-Impfstoffen auch auf dem afrikanischen Kontinent deutlich zurückgegangen ist.

Aktienkurs mit leichten Verlusten zum Wochenstart 

Die BioNTech-Aktie verzeichnet derzeit einen Verlust von 1,32 Prozent. Sie fiel um 1,24 Euro und liegt aktuell bei 92,78 Euro. Am 23. Dezember 2022 erreichte die BioNTech-Aktie mit 170,50 Euro den höchsten Schlusskurs der letzten zwölf Monate. Der niedrigste Schlusskurs in diesem Zeitraum war am 23. Oktober 2023 mit nur 83,04 Euro. Der bisher niedrigste Kurs wurde am 29. Dezember 2020 verzeichnet, als die Aktie lediglich 65,50 Euro kostete – 27,28 Euro weniger als heute. Mehrere Analysten beobachten die BioNTech-Aktie.

Die Schweizer Großbank UBS stuft Biontech mit "Neutral" ein und hat ein Kursziel von 110 US-Dollar festgelegt. Der Umsatzausblick des US-Partners Pfizer für Corona-Impfstoffe bis 2024 liegt deutlich unter der Konsensschätzung. Analystin Eliana Merle betont jedoch, dass dieser Ausblick eher konservativ sei und noch Spielraum nach oben bietet.

Jefferies bewertet Biontech aufgrund steigender Corona-Fallzahlen weiterhin mit einem Kursziel von 111 US-Dollar als "Halten". Analyst Akash Tewari ist der Meinung, dass Biontech und Pfizer auf einem guten Weg sind, ihr diesjähriges Impfstoffziel zu erreichen. Dennoch weist er darauf hin, dass die abnehmende Zahl von Todesfällen darauf hindeutet, dass Infektionen mit der neuesten Virusvariante einen milderen Verlauf nehmen.