Rücktritt des Vorstandchefs sorgte für Kurscrash 

Das neue Jahr begann für Evotec äußerst turbulent, als der langjährige Vorstandschef Werner Lanthaler am vergangenen Mittwoch überraschend zurücktrat. Sein Rücktritt führte am Donnerstag zu einem Abfall der Aktien um gut 21 Prozent auf 16,80 Euro, was Evotec zum größten Verlierer im Nebenwerteindex MDax machte. Lanthaler gab aus persönlichen Gründen seinen Rücktritt bekannt, obwohl sein Vertrag bis März 2026 gelaufen wäre. Er hatte fast 15 Jahre lang an der Spitze des Hamburger Unternehmens gestanden und war zuvor Finanzchef der Wiener Biotechfirma Intercell, die sich 2013 mit der französischen Vivalis zur heutigen Valneva zusammenschloss.

Der Aufsichtsrat setzte vorübergehend Mario Polywka, der früher für das operative Geschäft im Vorstand zuständig war, als interimistischen Vorstandsvorsitzenden ein. Lanthaler wird dem Aufsichtsrat weiterhin als strategischer Berater dienen. Der 55-jährige erklärte: "Nach einem extrem herausfordernden und sowohl körperlich als auch insgesamt erschöpfenden Jahr 2023, sowie nach eingehender Reflektion in den vergangenen Wochen und in das neue Jahr blickend, bin ich zu dem Entschluss gelangt, als CEO zurückzutreten, da ich dem Unternehmen in den nächsten Jahren nicht bestmöglich dienen kann."

2023 mit vielen Rückschlägen 

Obwohl Lanthaler das Biotech-Unternehmen erfolgreich leitete, musste Evotec im vergangenen Jahr zahlreiche Rückschläge hinnehmen. Ein schwerer Cyberangriff im Frühjahr 2023 führte dazu, dass Evotec seine Jahresziele revidieren musste, da die Attacke die Produktivität im gesamten zweiten Quartal beeinträchtigte. Evotec wurde vorübergehend aus dem Nebenwerteindex MDax entfernt, weil das Unternehmen den Geschäftsbericht aufgrund des Angriffs nicht rechtzeitig vorlegen konnte. 

Gute Nachrichten: Meilensteinzahlung in Höhe von 25 Millionen Dollar 

Die heutige Nachricht konzentriert sich wieder auf das eigentliche operative Geschäft. In einer strategischen Kooperation mit dem US-Pharmaunternehmen Bristol Myers Squibb wurde im Bereich Neurologie ein Fortschritt erzielt. Dies führte zu einer Meilensteinzahlung in Höhe von 25 Mio. USD für Evotec, wodurch die gemeinsame Pipeline im Bereich neurodegenerativer Erkrankungen gestärkt wird. Die Kooperation mit Bristol Myers Squibb besteht seit 2016. Das erste Programm der Neurologie-Partnerschaft befindet sich auf dem Weg zur Phase-II-Studie. 2021 hatte das US-Unternehmen bereits einen Evotec-Wirkstoff lizenziert, der erfolgreich die Phase-I-Studie abgeschlossen hat.

Evotec zeigt sich erfreut über die ersten Erfolge in der Wirkstoffforschung. Die strategische Kooperation mit Bristol Myers Squibb wurde im März 2023 um acht Jahre verlängert und ausgebaut. Im Rahmen dieser Verlängerung erhielt Evotec eine erste Abschlagszahlung von 50 Mio. USD. Neben performancebasierten Meilensteinzahlungen könnten weitere Lizenzgebühren und anteilige Zahlungen durch mögliche Produktverkäufe im Erfolgsfall auf Evotec zukommen. Das theoretische Gesamtvolumen der Vereinbarung wurde damals auf rund 4 Mrd. USD geschätzt.

Aktienkurs wieder auf dem Weg der Besserung 

Die tollen Neuigkeiten konnten den Aktienkurs langsam wieder stabilisieren. Aktuell notiert Evotec bei 18,04 Euro und ist damit auf dem Weg nach Norden. Die Community im BörsenNews-Forum bleibt jedoch vorsichtig. Nutzer MichaK schreibt: "Nach der letzten News ist der Kurs aber eher mau. Rasselt mal um über 20% binnen weniger Stunden ins Tiefparterre und bei nem zaghaften Gewinn binnen ner halben Woche knallen bei einigen die Sektkorken? Ich muss gestehen, dass ich froh bin, dass der Kurs nicht noch mehr abgeraucht ist, aber ich befürchte, dass wird länger dauern, bis wir wieder sicher und deutlich über der 20 stehen. Von der genannten 29 weiter oben sind wir jedenfalls grad meilenweit entfernt…". Die ganze Unterhaltung lesen Sie hier