Erneuter Warnstreik könnte weitreichende Folgen haben

Erneut drohen Passagieren der Lufthansa Flugausfälle aufgrund eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi. Während die letzten Arbeitsniederlegungen in den Bereichen Technik und Fracht letzte Woche nur geringe Auswirkungen auf den Passagierverkehr hatten, hat die Gewerkschaft nun den bislang längsten Ausstand im Passagierbereich ausgerufen. Am Donnerstag und Freitag sollen erneut möglichst viele Flüge gestrichen werden, um den Druck auf den Lufthansa-Konzern zu erhöhen.

Laut Angaben der Lufthansa könnten etwa 200.000 Passagiere betroffen sein. Der Personalvorstand Michael Niggemann beschuldigt Verdi, bewusst die Eskalation anzustreben und mit seiner Kompromisslosigkeit Hunderttausenden von Kunden und Mitarbeitern zu schaden. Die Gewerkschaftsleitung ignoriere dabei die internationalen Wettbewerbsalternativen, die den Kunden zur Verfügung stehen.

Verdi fordert Lohnerhöhung für das Bodenpersonal

Verdi hat das gesamte Bodenpersonal zu einem Warnstreik aufgerufen, der in den passagiernahen Bereichen am Donnerstag um 4.00 Uhr beginnen und am Samstag um 7.10 Uhr enden soll. Für Fracht und Technik gelten abweichende Zeiten, einige bereits ab Mittwochabend. Die Lufthansa spricht von insgesamt 59 Stunden Streik, die sich mit den vorangegangenen Runden auf 145 Stunden Warnstreik summieren.

In den festgefahrenen Verhandlungen mit der Lufthansa geht es hauptsächlich um höhere Löhne für das Bodenpersonal. Verdi fordert für ein Jahr eine Lohnerhöhung von 12,5 Prozent, während die Lufthansa bislang 10 Prozent über einen Zeitraum von 28 Monaten angeboten hat. Nach vier Verhandlungsrunden ist die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro vergleichsweise unstrittig.

Marvin Reschinsky, Verhandlungsführer von Verdi, bedauert die Auswirkungen des neuerlichen Warnstreiks auf die Passagiere und betont die Bereitschaft zur Lösung des Konflikts: "In den vergangenen Tagen haben wir bewusst den Passagierverkehr mit unseren Streiks ausgelassen. Lufthansa vermittelt uns mit dem Ignorieren unserer Verhandlungsaufforderung jedoch, dass sie sich erst bewegen wird, wenn der Druck weiter steigt. Für die Passagiere braucht es dringend Lösungen und Zuverlässigkeit. Die Beschäftigten und wir sind bereit, dies mit einem ernsthaften Angebot herzustellen."

Lufthansa-Aktie unter Druck 

Die Ankündigung des Warnstreiks und die daraus resultierende operative Unsicherheit führten am Montag zu einem Rückgang des Lufthansa-Aktienkurses um 0,8 Prozent und brachten den Aktienkurs gefährlich nahe an die kritische Unterstützung von sieben Euro. Dies deutet darauf hin, dass der Markt auf die Entwicklungen sensibel reagiert und bei einer Eskalation zusätzlichen Verkaufsdruck befürchtet. Angesichts der angespannten Situation erscheint eine baldige Lösung des Konflikts entscheidend, um weiteren Schaden von der Lufthansa AG und ihrem Aktienkurs abzuwenden.