LONDON (dpa-AFX) - Ein Jahr nach Beginn seiner Amtszeit steht der britische Premierminister Rishi Sunak nach Ansicht eines Experten vor erheblichen Problemen. Zwar habe Sunak nach dem Chaos seiner Vorgänger Liz Truss und Boris Johnson wieder Stabilität gebracht und verloren gegangenen internationalen Respekt zurückgewonnen, sagte der Politologe Mark Garnett von der Universität Lancaster der Deutschen Presse-Agentur. Doch die Lage sei noch schwieriger als bei seinem Amtsantritt im Oktober 2022. Denn die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten bedrohten Sunaks Versprechen, die er zu Jahresbeginn gemacht hatte.

Anders als von Sunak angekündigt, steige die Staatsverschuldung, sagte Garnett. Die Wirtschaft stagniere bestenfalls und die Inflation, die der Premier halbieren will, sei weiterhin "hartnäckig hoch". Hinzu komme, dass Wartezeiten für medizinische Behandlungen weiter anstiegen und die Maßnahmen der Regierung gegen irreguläre Migration nicht wirkten.

Sunak war am 24. Oktober 2022 zum Chef seiner Konservativen Partei gekürt und daraufhin am 25. Oktober von König Charles III. zum Regierungschef ernannt worden. Zuletzt hatten die Tories bei zwei Nachwahlen zum britischen Parlament krachende Niederlagen erlitten. In Umfragen liegt die Oppositionspartei Labour weit in Führung und könnte nach der nächsten Parlamentswahl, die vermutlich 2024 stattfindet, die Regierung übernehmen.

Derzeit gebe es keine parteiinternen Herausforderer, sagte Garnett. Das liege auch daran, dass die meisten Tory-Abgeordneten mit einer Niederlage bei der nächsten Wahl rechneten. Sollte der Premier aber den Rückstand auf Labour in den Umfragen nicht eindampfen können, drohe die Moral der Konservativen noch weiter zu sinken und potenzielle Anwärter auf die Nachfolge dürften unverhohlen um Unterstützung buhlen, sagte der Experte. "Dadurch würde die Partei genauso unführbar erscheinen wie unter Sunaks Vorgängern."/bvi/DP/zb