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KfW / KfW Research zum Industriestandort: Deutschland muss mehr Neues wagen 27.11.2025, 10:27 Uhr von dpa-AFX Jetzt kommentieren: 0

KfW Research zum Industriestandort: Deutschland muss mehr Neues wagen

Frankfurt am Main (ots) -

- Privates Kapital von großer Bedeutung: Wagniskapital ist in jungen innovativen

Unternehmen ein Beschäftigungsbooster und stärkt den Gründungsstandort

- Die Verbesserung traditioneller Standortfaktoren würde deutsche

Industrieunternehmen stärken. Zudem sollte der Einsatz von Zöllen fester

Bestandteil des wirtschaftspolitischen Instrumentenkastens sein

- Ein weiterer Ausbau der Energieinfrastruktur, insbesondere der Erneuerbaren

Energien, kann mittelfristig zu Erleichterung in Form sinkender Energiepreise

führen

Deutschland muss mehr wagen und in Neues investieren. Dafür muss privates

Kapital gewonnen werden. "Deutschland muss sich neue Wirtschaftszweige

erschließen. Das geht nur, wenn auch private Investoren hierzulande mehr

investieren. Für junge innovative Unternehmen ist dabei Wagniskapital wichtig,

um ihr Wachstum zu beschleunigen", sagt Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der

KfW.

Schumacher stellte am Donnerstag im Rahmen eines Pressegesprächs eine umfassende

Studie von KfW Research zum Industriestandort Deutschland vor und zusätzlich

eine Kurzstudie speziell zu hiesigen Start-ups. Ein Ergebnis: Wagniskapital

(Venture Capital, VC) kurbelt die Beschäftigung in jungen innovativen

Unternehmen an. Während deutsche Start-ups, die kein Wagniskapital erhalten, in

den ersten neun Jahren im Durchschnitt etwa 1,2 Beschäftigte pro Jahr aufbauen,

wachsen Start-ups, die mindestens einmal durch VC finanziert wurden, um

durchschnittlich 2,5 Beschäftigte pro Jahr. Dagegen wachsen "normale", nicht auf

starkes Wachstum fokussierte Mittelständler in Deutschland im Schnitt nur um 0,6

Beschäftigte im Jahr. VC-finanzierte Start-ups wachsen im Mitarbeiterbereich

also im Schnitt mehr als viermal so schnell wie der deutsche Mittelstand und

mehr als doppelt so schnell wie nicht VC-finanzierte Start-ups.

Allerdings bietet der deutsche Markt für Investoren bislang oft keine optimalen

Bedingungen, um aus den Unternehmen wieder auszusteigen. Daher führen die

"Exit-Wege" vieler erfolgreicher deutscher Start-ups ins Ausland. So wurden seit

2005 insgesamt 986 Transaktionen erfasst, bei denen VC-Investoren aus ihren

Beteiligungen in Deutschland wieder ausgestiegen sind. Der bei weitem wichtigste

Exit-Kanal war dabei die Übernahme durch ein anderes Unternehmen: Hier gab es

899 Transaktionen und nur bei 43 Prozent davon war der Käufer in Deutschland

beheimatet.

"Die regulatorischen und steuerlichen Rahmenbedingungen für Start-ups sollten in

Deutschland so verbessert werden, dass innovative Unternehmen nicht ins Ausland

abwandern. Der Gründungs- und Innovationsstandort Deutschland muss stärker

gefördert werden", sagt Dr. Dirk Schumacher.

In der Studie zum Industriestandort Deutschland machen die Autoren von KfW

Research weitere Vorschläge, wie die Wirtschaft des Landes gestärkt werden

könnte. Alle Daten sprechen dafür, dass die industrielle Wertschöpfung in

Deutschland zunächst im Trend weiter schrumpfen wird. Dabei durchläuft die

Industrie nicht nur einen normalen Anpassungsprozess, wie es auch früher bereits

einige gab. Vielmehr gibt es etliche geopolitische Faktoren, die die

Abwärtsdynamik massiv verstärken.

"Das Schicksal der deutschen Industrie hängt, mehr als in der Vergangenheit, von

Faktoren ab, die sich der direkten Einflussnahme der Unternehmen und der

Bundesregierung entziehen. Die Schlussfolgerung daraus sollte aber nicht

Resignation oder Untätigkeit sein. Deutschland muss alle Anstrengungen

unternehmen, an den Stellschrauben zu drehen, die wir selbst kontrollieren

können", sagt Dr. Dirk Schumacher.

KfW Research kommt dabei zu folgenden Haupterkenntnissen, zusätzlich zu der

Notwendigkeit, den Gründungsstandort Deutschland zu stärken:

- Deutschland muss seiner Industrie eine Atempause verschaffen: Der Gegenwind,

dem sich die deutsche Industrie ausgesetzt sieht, basiert auch stark auf

staatlichen wirtschaftspolitischen Interventionen in anderen Ländern, allen

zuvorderst, aber nicht alleine in China. Mit einem reinen "Laissez-faire" gibt

Deutschland implizit den wirtschaftspolitischen Entscheidungen anderer Länder

Gestaltungsmacht über die deutsche Industrie. "Solange China an seiner

merkantilistischen Politik festhält und die USA eine erratische

America-First-Politik verfolgen, sollten Zölle Teil des wirtschaftspolitischen

Werkzeugkastens sein", sagt Dr. Dirk Schumacher. Zudem muss Deutschland seine

starken wirtschaftlichen Abhängigkeiten gegenüber einzelnen Ländern

reduzieren. "Die Sicherstellung der Lieferketten etwa für wichtige Rohstoffe

ist sowohl eine staatliche als selbstverständlich auch eine unternehmerische

Aufgabe. Beide Akteu re sind hier gefragt", sagt Dr. Dirk Schumacher.

- Traditionelle Standortfaktoren sollten wieder in den Fokus rücken: Hohe

Arbeitskosten, ein in Teilen wenig flexibler Arbeitsmarkt, die überbordende

Bürokratie und vor allem eine im internationalen Vergleich sehr hohe

Steuerlast der Unternehmen belasten Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit enorm.

Hier gilt es, wirtschaftspolitisch anzusetzen. "Wie stark die

Reformanstrengungen an dieser Stelle sein müssen, hängt auch immer von dem

Tempo ab, das andere Länder vorgeben. Und zumindest das Tempo von China und

den USA ist sehr hoch!", sagt Dr. Dirk Schumacher.

- Die Energiekosten müssen sinken: Deutschland leidet an deutlich zu hohen

Energiekosten und einer mangelnden Energieinfrastruktur. Ein weiterer Ausbau

dieser Energieinfrastruktur, insbesondere der erneuerbaren Energien, kann

mittelfristig zu Erleichterung in Form sinkender Energiepreise führen. Vorerst

kann eine staatliche Subventionierung der Energiepreise geboten sein. "Auf

diese Weise erhöhen wir unsere Chancen, energieintensive Industrieunternehmen

in Deutschland zu halten. Wenn gleichzeitig die erneuerbaren Energien

ausgebaut werden, ist diese Subvention dann hoffentlich nur eine

vorübergehende", sagt Dr. Dirk Schumacher.

Die komplette Studie zum Industriestandort Deutschland finden Sie hier zum

Download Wettbewerb(sfähigkeit) neu denken: Deutschlands Industrie am Scheideweg

KfW (https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/KfW-Research/Industriepapier.html)

Die Kurzstudie "Start-ups in Deutschland - Wachstum und Exit-Wege über Venture

Capital" finden Sie hier Fokus Volkswirtschaft KfW (https://www.kfw.de/%C3%9Cb

er-die-KfW/Service/Download-Center/Konzernthemen/Research/Fokus-Volkswirtschaft/

)

Pressekontakt:

KfW, Palmengartenstr. 5 - 9, 60325 Frankfurt

Konzernkommunikation und Markensteuerung (KK), Nina Luttmer,

Tel. +49 69 7431 41336

E-Mail: mailto:nina.luttmer@kfw.de, Internet: http://www.kfw.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/41193/6167345

OTS: KfW

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