HANNOVER (dpa-AFX) - Die historische Niederlage der CDU bei der niedersächsischen Landtagswahl hängt aus Sicht des Politologen Nils Bandelow mit Fehlern im Wahlkampf zusammen. "Die CDU hat ihre Rolle nicht gefunden", sagte der Professor für Politikwissenschaft an der Technischen Universität (TU) Braunschweig der Deutschen Presse-Agentur. "Von Umfragen weiß man, dass eine Mehrheit der Bevölkerung mit der Arbeit der Landesregierung zufrieden war. Und diese Landesregierung wurde fast ausschließlich als SPD-Landesregierung wahrgenommen."

SPD-Spitzenkandidat und Ministerpräsident Stephan Weil sei es gelungen, "den Eindruck zu vermitteln, dass er für Stabilität steht, dass man ihm vertrauen kann, und Althusmann ist gar nicht als Regierungsteil wahrgenommen worden". Der CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann hatte noch am Sonntagabend seinen Rückzug als Landesvorsitzender der Christdemokraten angekündigt. Die niedersächsische CDU hatte bei der Landtagswahl am Sonntag das schlechteste Ergebnis seit mehr als 60 Jahren verbucht.

"Die CDU hat es nicht geschafft, sich als Regierungspartei in Niedersachsen positiv zu verkaufen und damit Teil dessen zu werden, was offenbar Menschen suchen in diesen Krisenzeiten, nämlich Stabilität, Verlässlichkeit", analysierte der Politologe.

Im Wahlkampf sei die CDU als Oppositionspartei wahrgenommen worden, in Opposition zur Bundesregierung und zu Stephan Weil. "Die CDU in Niedersachsen hat sich ja auch sehr rechts präsentiert", sagte Bandelow. "Am Ende hat dann davon vielleicht doch eher die AfD profitiert als die CDU." Diese noch etwas spekulative These müsste allerdings noch genauer untersucht werden./cst/DP/zb