PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben sich am Montag von ihren herben Freitagsverlusten erholt. Im Laufe des Tages konnten sie ihre Kursgewinne ausbauen, unter anderem wegen des Rückenwinds aus New York. Dort positionierten sich die Anleger etwas mutiger für die Inflationsdaten aus den USA, die am Dienstag erwartet werden. Diese gelten als das wichtigste Börsenereignis dieser Woche - und als maßgeblich für den geldpolitischen Spielraum der US-Notenbank.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte am Ende um 1,03 Prozent auf 4241,36 Punkte zu. Er glich damit weite Teile seiner Freitagsverluste wieder aus. Besonders groß waren die Kursgewinne bei französischen Aktien, wie der Pariser Leitindex Cac 40 mit einem Anstieg um 1,11 Prozent auf 7208,59 Punkte zeigte.

Anderswo war der Schwung verhaltener, der deutsche Dax etwa legte nur um 0,6 Prozent zu. Er wurde auch vom britischen FTSE 100 in den Schatten gestellt, der 0,83 Prozent auf 7947,60 Punkte gewann. Der Londoner Leitindex kletterte damit wieder in Richtung seines jüngsten Rekordhochs, das am Donnerstag bei knapp unter 7950 Punkten erreicht worden war.

Erwartet wird, dass die Inflationsdaten aus den USA am Dienstag die Einschätzung der US-Notenbank bestätigen, dass eine Phase sinkender Inflationsraten begonnen hat. "Allerdings ist die Prognoseunsicherheit diesmal etwas größer als sonst", relativierte Commerzbank-Analyst Christoph Balz unter Verweis auf den neu zusammengesetzten Warenkorb, an dem die Teuerung gemessen wird. Zudem passten viele Anbieter ihre Preise besonders gerne zu Jahresbeginn an.

Mit Blick auf die Branchen Europas machten Anleger um den Öl- und Gassektor einen Bogen. Der entsprechende Index war der einzige, der in der europäischen Branchentabelle mit einem Abschlag von 0,1 Prozent in der Verlustzone blieb. Das Interesse an diesen Werten dürfte darunter gelitten haben, dass die Ölpreise am Montag mit Verlusten in die Handelswoche gestartet waren.

Der Immobiliensektor schaffte es noch mit 0,3 Prozent ins Plus. Bestimmendes Thema für die Branchenwerte bleibt der ungewisse Leitzinskurs der Notenbanken - mit zuletzt durchwachsenen Signalen von den Währungshütern.

Im Immobiliensektor senkte die Deutsche Bank ihr Anlageurteil für zahlreiche britische Werte aus der Branche. Persimmon, die zum Verkauf empfohlen wurden, gaben um 3,7 Prozent nach. Barratt Developements , Crest Nicholson , Redrow und Taylor Wimpey , allesamt auf "Hold" abgestuft, verloren zwei bis fünf Prozent.

An der EuroStoxx-Spitze legte L'Oreal um 3,7 Prozent zu. Am vergangenen Freitag hatten die Papiere nach dem jüngsten Quartalsbericht noch geschwächelt, nun griffen die Anleger wieder zu. Einige Experten erhöhten am Montag ihre Kursziele. Die US-Bank Stifel sieht jetzt mit 407 Euro noch viel Potenzial.

Sanofi gaben um 1,2 Prozent nach. Anleger beunruhigte, dass der Pharmakonzern den Abschied von John Reed ankündigte, dem Chef des Forschungs- und Entwicklungsbereichs. Nun werde ein Nachfolger gesucht. Medizinchef Dietmar Berger werde den Bereich zwischenzeitlich führen.

Credit Suisse büßten in Zürich 4,8 Prozent ein. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux senkte sein Anlageurteil auf "Reduce" und das Kursziel von 3,20 auf 2,10 Franken. Schon jetzt sei klar, dass das Jahr 2023 für die schweizerische Großbank eine weitere Herausforderung darstelle und es einer enormen Anstrengung bedürfe, um 2024 profitabel zu werden, schrieben die Experten./tih/he