PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen sind mit deutlichen Kursgewinnen in die neue Woche gestartet. Händler verwiesen am Montag vor allem auf den europäischen Gaspreis, der auf den tiefsten Stand seit Juni fiel. Trotz schwacher Daten zur Unternehmensstimmung in Europa stieg der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 1,47 Prozent auf 3527,79 Punkte. Das war der höchste Stand seit Mitte September. Der französische Cac 40 gewann 1,59 Prozent auf 6131,36 Punkte.

Der britische FTSE 100 blieb mit einem Aufschlag von 0,64 Prozent auf 7013,99 Zähler etwas zurück. Die Ratingagentur Moody's hatte vor dem Wochenende den Ausblick für Großbritannien auf "negativ" von zuvor "stabil" gesenkt. Die Agentur begründete dies mit politischer Unsicherheit angesichts einer hohen Inflation und mit schlechteren Wachstumsaussichten. Händler sagten zudem, dass auch die Entscheidung für den Ex-Finanzminister Rishi Sunak als neuen Premierminister Großbritanniens in London nicht für neue Zuversicht gesorgt habe.

Sowohl in der Eurozone als auch in Großbritannien hat sich die Unternehmensstimmung im Oktober überraschend deutlich eingetrübt, wie die Einkaufsmanagerindizes von S&P Global belegten. Zudem liegen beide Indexwerte unter der 50-Punkte-Marke, was auf eine schrumpfende Wirtschaft hindeutet. Die Anleger hoffen nun jedoch, dass die Europäische Zentralbank auf ihrer im weiteren Wochenverlauf anstehenden Sitzung den Leitzins nicht zu stark anheben wird.

Mit Blick auf das Sektortableau waren die Gewinne breit verteilt. Stärkster Sektor waren angesichts des fallenden Gaspreises die Versorger mit einem Plus von 2,8 Prozent. Schwächster Sektor waren die Rohstoffproduzenten mit einem moderaten Plus.

In Amsterdam brachen die Aktien von Prosus um mehr als 17 Prozent ein. Analyst Lester Davids von Unum Capital sprach die Befürchtung aus, dass angesichts der zunehmenden Machtfülle des chinesischen Staats- und Parteichefs Xi Jinping den großen Internet-Unternehmen eine verstärkte Regulierung droht. Auch an Chinas Börsen waren Technologie- und Internetaktien eingebrochen.

Die Aktien von Credit Suisse trotzten einem Zeitungsbericht, wonach die schweizerische Bank trotz Verkäufen von Firmenteilen nicht um eine Kapitalerhöhung herumkommt: Mit einem Plus von 2,5 Prozent belegten sie einen der vorderen Plätze im Leitindex SMI. Positiv zu berichten gab es, dass die Schweizer einen weiteren Gerichtsfall abschließen konnten. In Frankreich einigten sie sich mit den Behörden in einem Strafverfahren, in dem es um den Verdacht der Steuerhinterziehung ging.

Die Anteilscheine von Philips verloren 1,5 Prozent. Der wegen Problemen mit Beatmungsgräten unter Druck geratene Medizintechnikhersteller will mit dem Abbau von rund 4000 Arbeitsstellen die Kosten senken. Die Aufwendungen für Abfindungen und Kündigungen werden sich voraussichtlich auf etwa 300 Millionen Euro belaufen und in den kommenden Quartalen anfallen./bek/he