BARCELONA/VEVEY (dpa-AFX) - Der Nahrungsmittelkonzern Nestle will in den kommenden Jahren weiter wachsen und trotz des aktuell inflationären Umfelds wieder profitabler werden. Dafür setzt sich der Konzern neue Mittelfristziele. Für das laufende Jahr hob Firmenchef Mark Schneider anlässlich einer Investorenveranstaltung zudem die Prognose für das organische Umsatzwachstum leicht an. Während die Schweizer prinzipiell an die bisherige Strategie anknüpfen, vollzieht der Konzern jedoch eine Kehrtwende außerhalb des klassischen Lebensmittel- und Getränkegeschäfts: Nur zwei Jahren nach der Übernahme stellt Nestle sein Erdnussallergie-Medikament Palforzia auf den Prüfstand, wie der Konzern am Dienstag in Barcelona mitteilte.

An der Börse kamen die neuen Ziele zwar gut an, doch wurde die Abkehr von Palforzia in Marktkreisen kritisch gesehen. Die Aktie gab zeitweise mehr als ein Prozent nach, konnte ihren Verlust aber zuletzt auf ein moderates Minus eindämmen.

Die neuen mittelfristigen Margenziele seien konkreter als die bisherigen Aussagen und lägen deutlich über den Konsensschätzungen, schrieb Analyst James Edwardes Jones von der kanadischen Bank RBC in einer ersten Reaktion. Das sei interessanter als der aktualisierte Jahresausblick, da die Markterwartungen hierfür bereits am oberen Ende der neuen Zielspannen lägen.

JPMorgan-Analystin Celine Pannuti äußerte viel Lob: Inmitten eines von hoher Unsicherheit geprägten wirtschaftlichen Umfelds rage der Lebensmittelhersteller mit der Formulierung der 2025er-Ziele aus der Konkurrenz heraus, stellte sie fest. Nach der bisherigen Enttäuschung über die Entwicklung der Profitabilität dürften die mittelfristigen Margenziele großen Anklang finden, ergänzte die Expertin.

Nestles Marge hatte zuletzt unter den steigenden Kosten gelitten. Bis 2025 will der Konzern den Angaben zufolge zu einer Profitabilität im Bereich von 17,5 bis 18,5 Prozent zurückkehren. Die Umsätze sollen in diesem Zeitraum organisch, also Zukäufe und Wechselkursveränderungen herausgerechnet, im jeweils mittleren einstelligen Prozentbereich steigen.

Für das laufende Jahr stellt das Unternehmen nun ein Erlösplus aus eigener Kraft von 8 bis 8,5 Prozent in Aussicht - zuletzt standen 8 Prozent im Plan. Auch der Gewinn je Aktie (EPS) soll abseits von Wechselkurseffekten weiter anziehen - hier strebt Nestle von 2022 bis 2025 einen Zuwachs von sechs bis zehn Prozent pro Jahr an.

Nestle werde mit Blick nach vorn an den bereits im Jahr 2019 präsentierten Plänen festhalten, sagte Schneider weiter. Mit der strategischen Überprüfung von Palforzia will der Konzern künftig in der Sparte Nestle Health Science gezielt den Schwerpunkt auf Verbraucherprodukte und medizinische Ernährung setzen. Wichtig sei, dass die Strategie diszipliniert und rasch umgesetzt werde, ergänzte der Firmenchef. Nestle werde unter dem Credo "Good for you" ausgewogene Nahrungsmittel rund um den Globus auf den Markt bringen und dabei nachhaltig agieren. So soll beispielsweise bei Verpackungen mehr und mehr auf den Einsatz von Plastik verzichtet werden.

Zum Erdnussallergie-Medikament Palforzia sagte der Firmenchef, Nestle habe große Hoffnungen in dieses Geschäft gesetzt. Statt eines Blockbusters habe sich Palforzia aber eher als Nischentherapie erwiesen. Der Konzern will die Überprüfung voraussichtlich im ersten Halbjahr 2023 zum Ende bringen. Nestle hatte den Hersteller von Palforzia, das US-Unternehmen Aimmune Therapeutics, im Jahr 2020 für 2,6 Milliarden Dollar übernommen./tav/AWP/mis