LUXEMBURG (dpa-AFX) - Die herausfordernde Situation auf dem TV-Werbemarkt belastet die RTL-Gruppe wie auch andere Medienkonzerne. Nach einem Gewinnrückgang im vergangenen Jahr rechnet Konzernchef Thomas Rabe 2023 damit, dass operativ erneut weniger übrig bleiben dürfte. Mittelfristig hält der Manager am Hoffnungsträger Streaming fest, auch wenn sich das Wachstum zuletzt abschwächte. Dafür will Rabe weiterhin Millionen von Euro in die Sparte investieren. Beim übernommenen Magazingeschäft von Gruner + Jahr sieht es dagegen mau aus: Die erhofften Synergien dürften in den kommenden Jahren noch geringer ausfallen als gedacht.

Dieses Jahr soll der Umsatz auf 7,3 bis 7,4 Milliarden Euro wachsen, teilte der im MDax notierte Fernsehkonzern am Donnerstag in Luxemburg mit. Allerdings dürfte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) leicht auf 1,0 bis 1,05 Milliarden Euro sinken. Das wäre der zweite Rückgang in Folge. Seine Anlaufverluste im wichtigen Streaming-Bereich will RTL auf unter 200 Millionen Euro reduzieren.

Die Bertelsmann-Tochter will das Streaminggeschäft weiterhin ausbauen. Bis 2026 sollen 10 Millionen Menschen für die Dienste RTL+ hierzulande und Videoland in den Niederlanden bezahlen. Rabe rechnet damit, dass der bisherige Umsatz von 267 Millionen Euro bis dahin auf eine Milliarde Euro klettert.

Ende 2022 zählte die Gruppe fast 5,5 Millionen zahlende Abonnenten und damit knapp 44,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Allerdings schwächt sich das Wachstum ab. Der Großteil der Kunden entfällt auf den Dienst RTL+, den der Konzern etwa über eine strategische Partnerschaft mit der Deutschen Telekom vermarktet.

Mit dem Plan verbunden ist die Vorstellung, gegen andere Streamingdienste wie Netflix oder AppleTV+ konkurrieren zu können. Rabe warb in der Vergangenheit für "nationale Champions" durch den Zusammenschluss europäischer Medienhäuser, daraus geworden ist aber nichts: Sowohl in Frankreich als auch in den Niederlanden hatten Wettbewerbshüter an den Fusionsplänen etwas auszusetzen.

"Wir sind überzeugt, dass die Marktkonsolidierung früher oder später kommen wird", sagte Rabe in einer Konferenz mit Journalisten. RTL wolle weiter Wege für Partnerschaften und Zusammenarbeiten ausloten. Auch in den USA platzte die Übernahme des US-Buchverlags Simon & Schuster, nachdem sich die US-Regierung mit einer kartellrechtlichen Klage erfolgreich gegen den Kauf gestemmt hatte.

Rabe, der auch das Sagen bei Bertelsmann hat, zeigte sich dennoch optimistisch und bezeichnete 2022 als "starkes Jahr" für die RTL-Gruppe. Er räumte aber auch Herausforderungen ein. Zu diesen dürfte der Manager auch die Übernahme der Magazine von Gruner + Jahr zählen. Nach dem Zukauf im vergangenen Jahr kündigte RTL Deutschland Anfang Februar an, 700 der 1900 Stellen zu streichen und Dutzende Titel einstellen oder verkaufen zu wollen. Kernmarken wie "Stern" und "Brigitte" will der Konzern behalten.

Das Publishinggeschäft habe "nichts" zum operativen Ergebnis 2022 beigetragen, rechtfertigte Rabe seine Entscheidung. Die erhofften Synergien dürften zudem geringer ausfallen als bislang gedacht. So dürften sich diese bis 2025 auf nun 75 Millionen Euro im Jahr belaufen - und damit ein Viertel weniger als anfangs gedacht.

Im abgeschlossenen Jahr stieg der Umsatz aus eigener Kraft um 1,6 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. Rechnet man die Akquisitionen von Gruner + Jahr mit, fällt das Plus deutlich größer aus. Der bereinigte operative Gewinn (Ebita) sank um sechs Prozent auf 1,08 Milliarden Euro. Damit erreichte der Konzern seine im Jahresverlauf gesenkten Ziele. Unter dem Strich fiel der Gewinn auf 766 Millionen Euro nach rund 1,45 Milliarden Euro im Vorjahr. 2021 hatte RTL aber von hohen Veräußerungsgewinnen profitiert.

Für 2022 sollen Aktionäre - allen voran der Bertelsmann-Konzern - eine Gesamtdividende in Höhe von vier Euro je Schein erhalten und damit ein Fünftel weniger als im Jahr zuvor. Bertelsmann hält mehr als drei Viertel der RTL-Anteile. Der Rest liegt in Streubesitz.

Die ordentliche Ausschüttung von 3,50 Euro je Aktie für 2022 soll basierend auf aktuellen Prognosen auch für die beiden Folgejahre beibehalten werden./ngu/men/tih