Inflation sinkt auf niedrigsten Stand seit August 2021 30.10.2023, 15:07 Uhr von dpa Jetzt kommentieren: 0

Inflation
© Hendrik Schmidt/dpa / Die Inflation in Deutschland geht deutlich zurück.

Die deutlich gesunkene Inflation weckt Hoffnungen auf ein Wiederanspringen der deutschen Konjunktur. Die Jahresteuerungsrate lag nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes vom Montag im Oktober bei 3,8 Prozent. Das war der niedrigste Stand seit August 2021 mit damals ebenfalls 3,8 Prozent.

«Fallende Inflationsraten hellen auch den Konjunkturausblick auf», erläuterte VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel. Nach Einschätzung von Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser hat die deutsche Wirtschaft die Talsohle erreicht: «Ab Herbst dürfte es langsam wieder aufwärtsgehen.»

Im Sommer bremste insbesondere die Konsumzurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher die deutsche Wirtschaft aus. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im dritten Quartal verglichen mit dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt leicht um 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt ebenfalls am Montag in einer ersten Schätzung mitteilte. Positive Impulse kamen nach Angaben der Wiesbadener Behörde von den Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen, zum Beispiel in Fahrzeuge und Maschinen.

Im Frühjahr war die Wirtschaftsleistung nach den neuesten Daten noch geringfügig gewachsen (plus 0,1 Prozent), zu Jahresanfang stagnierte sie. Die deutsche Wirtschaft entwickelte sich damit etwas besser als angenommen. Die Statistiker hatten zunächst eine Stagnation im zweiten Quartal und einen Rückgang der Wirtschaftsleistung zu Jahresbeginn errechnet.

Privatkonsum fällt als Konjunkturstütze aus

Eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft ist der Privatkonsum. Deutlich höhere Preise belasten jedoch Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie können sich für ihr Geld weniger leisten. Viele Menschen schränken ihre Konsumausgaben ein. Auch im Oktober belasteten die im Vergleich zum Vorjahresmonat überdurchschnittlich stark gestiegenen Nahrungsmittelpreise (plus 6,1 Prozent) die Menschen. Die Energiepreise sanken den vorläufigen Daten zufolge dagegen erstmals seit Januar 2021 wieder, und zwar um 3,2 Prozent.

In den kommenden Monaten dürfte sich die Teuerung nach Einschätzung vieler Ökonomen weiter abschwächen. Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer Forschungszentrum ZEW geht davon aus, dass die Inflation bis zum Jahresende in Richtung der Drei-Prozent-Marke fallen wird.

Nach Einschätzung von Ifo-Konjunkturchef Wollmershäuser dürften die Einkommen der privaten Haushalte stärker als die Preise steigen, «so dass mit einem Kaufkraftplus und einem allmählichen Anstieg des privaten Konsums zu rechnen ist».

Export spürt Schwäche der Weltwirtschaft

Gegenwind für die deutsche Wirtschaft kommt auch von den gestiegenen Zinsen. Diese drücken die Nachfrage unter anderem nach Bauleistungen. Zugleich bekommt die Exportwirtschaft die Schwäche der Weltwirtschaft zu spüren. Ökonom Gitzel rechnet vorerst nicht mit Impulsen vom Außenhandel für die exportorientierte deutsche Wirtschaft.

Immerhin verbesserte sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Oktober erstmals seit einem halben Jahr. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen wurden besser beurteilt, wie aus dem Ifo-Geschäftsklima-Index hervorging. «Die deutsche Wirtschaft sieht einen Silberstreif am Horizont», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest unlängst.

Konjunkturprognosen gesenkt

Führende Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Gesamtjahr 2023 um 0,6 Prozent schrumpfen wird. Im Frühjahr waren die Institute noch von einem Mini-Wachstum von 0,3 Prozent ausgegangen. Im kommenden Jahr soll die deutsche Wirtschaft dann um 1,3 Prozent wachsen.

Die Bundesregierung erwartet für 2023 inzwischen einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent. Die Talsohle sieht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mittlerweile aber erreicht. «Wir haben eine Bodenbildung erreicht, wir verlassen das Tal und dann geht es wieder aufwärts», hatte der Grünen-Politiker jüngst gesagt. Für 2024 wird ebenfalls ein Wachstum um 1,3 Prozent prognostiziert.

Pessimistischer ist Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: «Im Winterhalbjahr wird die deutsche Wirtschaft wohl erneut etwas schrumpfen, weil sie unter den massiven Zinserhöhungen der EZB und fast aller westlichen Zentralbanken leidet.» Gleichzeitig dürfte sich nach Krämers Einschätzung der Konsum anders als von den Optimisten erhofft kaum erholen.

© dpa-infocom, dpa:231030-99-759065/8

Kommentare (0) ... diskutiere mit.
Werbung

Handeln Sie Aktien bei SMARTBROKER+ für 0 Euro!* Profitieren Sie von kostenloser Depotführung, Zugriff auf 29 deutsche und internationale Börsenplätze und unschlagbar günstigen Konditionen – alles in einer innovativen, brandneuen App. Jetzt zu SMARTBROKER+ wechseln und durchstarten!

*Ab 500 EUR Ordervolumen über gettex. Zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen.

k.A. k.A. k.A. k.A.
k.A. k.A. k.A. k.A.
k.A. k.A. k.A. k.A.
News-Kommentare
Thema
1 Söder sieht Deutschland so stark unter Druck wie noch nie Hauptdiskussion
2 ROUNDUP/Merkel: 'Die Pandemie war eine demokratische Zumutung' Hauptdiskussion
3 Nach Reformen: Argentinien kehrt an den Finanzmarkt zurück Hauptdiskussion
4 ROUNDUP: Linke ebnet Weg zur Verabschiedung des Rentenpakets Hauptdiskussion
5 EU einig über Komplettverzicht auf Gas aus Russland Hauptdiskussion
6 Moskau erklärt Pokrowsk für erobert Hauptdiskussion
7 Trump hat sich für neuen Fed-Chef entschieden Hauptdiskussion
Alle Diskussionen
Schreib den ersten Kommentar!

Dis­clai­mer: Die hier an­ge­bo­te­nen Bei­trä­ge die­nen aus­schließ­lich der In­for­ma­t­ion und stel­len kei­ne Kauf- bzw. Ver­kaufs­em­pfeh­lung­en dar. Sie sind we­der ex­pli­zit noch im­pli­zit als Zu­sich­er­ung ei­ner be­stim­mt­en Kurs­ent­wick­lung der ge­nan­nt­en Fi­nanz­in­stru­men­te oder als Handl­ungs­auf­for­der­ung zu ver­steh­en. Der Er­werb von Wert­pa­pier­en birgt Ri­si­ken, die zum To­tal­ver­lust des ein­ge­setz­ten Ka­pi­tals füh­ren kön­nen. Die In­for­ma­tion­en er­setz­en kei­ne, auf die in­di­vi­du­el­len Be­dür­fnis­se aus­ge­rich­te­te, fach­kun­di­ge An­la­ge­be­ra­tung. Ei­ne Haf­tung oder Ga­ran­tie für die Ak­tu­ali­tät, Rich­tig­keit, An­ge­mes­sen­heit und Vol­lständ­ig­keit der zur Ver­fü­gung ge­stel­lt­en In­for­ma­tion­en so­wie für Ver­mö­gens­schä­den wird we­der aus­drück­lich noch stil­lschwei­gend über­nom­men. Die Mar­kets In­side Me­dia GmbH hat auf die ver­öf­fent­lich­ten In­hal­te kei­ner­lei Ein­fluss und vor Ver­öf­fent­lich­ung der Bei­trä­ge kei­ne Ken­nt­nis über In­halt und Ge­gen­stand die­ser. Die Ver­öf­fent­lich­ung der na­ment­lich ge­kenn­zeich­net­en Bei­trä­ge er­folgt ei­gen­ver­ant­wort­lich durch Au­tor­en wie z.B. Gast­kom­men­ta­tor­en, Nach­richt­en­ag­en­tur­en, Un­ter­neh­men. In­fol­ge­des­sen kön­nen die In­hal­te der Bei­trä­ge auch nicht von An­la­ge­in­te­res­sen der Mar­kets In­side Me­dia GmbH und/oder sei­nen Mit­ar­bei­tern oder Or­ga­nen be­stim­mt sein. Die Gast­kom­men­ta­tor­en, Nach­rich­ten­ag­en­tur­en, Un­ter­neh­men ge­hör­en nicht der Re­dak­tion der Mar­kets In­side Me­dia GmbH an. Ihre Mei­nung­en spie­geln nicht not­wen­di­ger­wei­se die Mei­nung­en und Auf­fas­sung­en der Mar­kets In­side Me­dia GmbH und de­ren Mit­ar­bei­ter wie­der. Aus­führ­lich­er Dis­clai­mer