Von fallenden Aktien, die im Minus notieren, trennen wir uns nur ungern. Die Ursache dafür liefert die Verhaltensökonomie (Behavioral Finance). Sie deckt auf, dass wir oft sehr irrational handeln. So verkaufen wir gern gut laufende Aktien viel zu früh und halten an Verlustpositionen so lange fest, bis es zu spät ist. Uniper (WKN: UNSE01) ist dafür ein gutes Beispiel.

Uniper ist die Geschäftsgrundlage weggebrochen

Schon am 22. Juli 2022 beschrieb ich, warum es wahrscheinlich sinnvoller ist, die Aktie zu verkaufen. Uniper ist infolge des Ukraine-Krieges in Schwierigkeiten geraten. Russland hat bereits im Vorfeld seine Erdgasliefermengen gekürzt und sie nun als Reaktion auf die westlichen Maßnahmen ganz eingestellt.

Uniper muss nun die fehlenden Erdgasmengen am Weltmarkt zu hohen Preisen einkaufen, was im ersten Halbjahr 2022 bereits zu einem Verlust von 12,4 Mrd. Euro geführt hat. Zunächst hielt die Bundesregierung eine Gasumlage als das geeignete Instrument, die strauchelnden Versorger zu stützen. Doch mittlerweile muss sie erkennen, dass selbst dies nicht ausreicht.

Zudem hätten von ihr nicht nur verlustreiche, sondern auch profitable Unternehmen profitiert. Eine weit vorausdenkende Strategie scheint zu fehlen. Wirtschaftsminister Habeck hegt gegenüber der Gasumlage außerdem plötzlich „finanzverfassungsrechtliche Zweifel“.

Verstaatlichung als letzte Lösung

Um nicht die gesamte Versorgung Deutschlands kollabieren zu lassen, will die Regierung Uniper nun verstaatlichen. Dabei würde der Staat die Fortum (WKN: 916660)-Mehrheitsanteile übernehmen und über eine Kapitalerhöhung weitere 8 Mrd. Euro bereitstellen. Der finnische Versorger bestätigt, dass sich die Verhandlungen über einen Verkauf seiner Anteile bereits in der Endphase befinden.

Ein Kauf durch den Staat ist in der Regel die letztmögliche Lösung, um Unternehmen vor dem Untergang zu retten. Die Verluste des Versorgers, von dessen Wohlergehen auch über 100 Stadtwerke und weitere Großunternehmen abhängig sind, werden dann direkt durch Steuergelder ausgeglichen.

Der Bund hält nach dem Rettungspaket vom Juli 2022 bereits 30 % an Uniper. Dabei erhielt der Erdgasimporteur bereits 15 Mrd. Euro. Im August 2022 wurde diese Summe auf 19 Mrd. Euro erhöht. Insgesamt hat die Regierung bisher 67 Mrd. Euro an Kreditbürgschaften und Liquiditätshilfen für deutsche Energieunternehmen zugesagt.

Uniper-Aktien sind derzeit wertlos

Heute stehen die Uniper-Aktien bei 4,20 Euro (20.09.2022). Doch Anleger sollten sich in der aktuellen Lage eher die Frage stellen: Wie viel ist das Unternehmen noch wert? Die Antwort ist bitter, denn es ist derzeit überschuldet und schreibt hohe Verluste. Somit sind Uniper-Aktien derzeit genau genommen wertlos.

Nur wenn sich der Erdgas-Markt angebotsseitig stabilisiert und die Preise für alle Bürger wieder bezahlbar sind, ist auch wieder ein wirtschaftlicher Betrieb möglich. Ob dies zukünftig gelingt, bleibt abzuwarten.

Der Artikel Uniper-Aktie: Wo liegt der Innere Wert? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2022

Autor: Christof Welzel, Motley Fool beitragender Investmentanalyst (TMFcwelzel)


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Quelle: Aktienwelt360