Bei der Brenntag-Aktie (WKN: A1DAHH) dürfte es sich um ein qualitativ hochwertiges Investment handeln. Da mögen viele Investoren übereinstimmen.

Schließlich handelt es sich um den weltweiten Marktführer im Markt für den Vertrieb industrieller Chemieproduktion und Spezialchemikalien. Dabei handelt es sich um einen Volumenmarkt, bei dem vor allem die Größe zählen dürfte.

Kein Wunder, weshalb Brenntag über die möglicherweise besten Chancen im Markt verfügen könnte. Gleichzeitig ist die Branche noch sehr fragmentiert, was das Potenzial für anorganisches Wachstum erhöht. Und genau hier könnte eine der größten strategischen Optionen der Essener liegen. 

Diese Optionen machte sich Brenntag in der Vergangenheit regelmäßig zunutze. Die Performance der letzten zehn Jahre kann sich durchaus sehen lassen.

Ebenfalls beeindruckend ist die Aktienkurs- und Dividendenentwicklung. Die Dividende stieg seit 2010 um durchschnittlich 11 % an. Unterbrechungen gab es dabei keine. Im August 2021 wurde sogar ein neues Allzeithoch der Aktie erreicht. Seither trübte sich das Bild ein.

Übernahme von Univar

Daran dürften auch die Pläne zur Großfusion zwischen den Essenern und dem zweitgrößten Rivalen, Univar Solutions (WKN: A11955), beigetragen haben. Investoren sahen dieses Bestreben als kritisch an, was vor allem der hohen Marktbewertung der Amerikaner geschuldet war. Schließlich wurde Univar mit mehr als fünf Milliarden US-Dollar taxiert, bei hoher Verschuldung. 

Zu bedenken bleibt zudem, dass Brenntag möglicherweise noch nachlegen müsste. Die fünf Milliarden US-Dollar wären somit nicht das Ende der Fahnenstange gewesen.

Ende der Verhandlungen

Scheinbar war die Kritik der Aktionäre von Brenntag zu groß, denn das Vorhaben wurde heute für beendet erklärt. Insidern zufolge war es Brenntag, der die Verhandlungen beendet hat.

Investoren reagierten erleichtert und feierten die Brenntag-Aktie mit einem Kursplus von mehr als 5 %. Zu groß war hier wohl die Sorge, dass Investoren die Rechnung für eine teure Unternehmensexpansion zahlen könnten.

Mit Univar verliert man jedoch auch die Chance, auf einen Schlag zum dominierenden Marktführer aufzusteigen. Dies hätte vor allem in den USA zu deutlichen Gewinnen bei den Marktanteilen geführt. Aber auch in Europa, Kanada und Südamerika waren die Amerikaner vertreten.

Schlechtes Timing und viele Hürden

Zugegeben, das Timing war vielleicht nicht ganz optimal, denn die Chemieindustrie kämpft derzeit mit zahlreichen Problemen. Die unsichere wirtschaftliche Situation dürfte sich auch negativ auf die Situation der Chemiehändler auswirken. 

Auch hätte es wahrscheinlich kartellrechtliche Herausforderungen gegeben. Genauso hätten Kunden einige Bedenken angemeldet.

Schaut man auf die aktuelle Bewertung der Brenntag-Aktie, so ist diese nach wie vor relativ günstig. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 9,4. Die Dividendenrendite beträgt 2,4 % (Stand: 3.1.22, Reuters).

Nun heißt es für die Essener, den Blick nach vorn zu richten und nach anderen attraktiven Übernahmen Ausschau zu halten. Diesbezüglich sollte Brenntag vielleicht zukünftig nach kleineren Happen Ausschau halten und einen besseren Zeitpunkt wählen.

Der Artikel Brenntag-Aktie: Übernahmeabbruch als Kaufsignal? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.

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Frank Seehawer besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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Autor: Frank Seehawer, Motley Fool beitragender Investmentanalyst (TMFSeehawer)


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