Lieber Aktiensegler,

ich weiß natürlich nicht, was du letzten Sonntag abends gemacht hast. Ich habe das Finale des diesjährigen Masters beim Snooker gesehen. Ronnie O’Sullivan hat sich seinen achten Titel gegen Ali Carter geholt. Aber das Ergebnis ist für uns im Kontext von Aktien und Börse eher zweitrangig.

Snooker ist ein Sport, bei dem es weniger um körperliche Fitness und mehr um Disziplin, Geisteshaltung und auch Matchhärte geht. Das sind Eigenschaften, die wir als Investoren ebenfalls benötigen. Allerdings gibt es jede Menge Ablenkungen, die insbesondere vom Publikum als Erfolge gefeiert werden. Zum Beispiel ein Maximum-Break mit 147 Punkten. Oder auch jedes Century-Break. Also jede Serie, bei der 100 Punkte oder mehr erzielt werden.

Nun, wie gesagt: Es geht mir heute nicht darum, Werbung für diese Billard-Variante zu machen (die ich dir trotzdem als passionierter Fan ans Herz legen kann!). Aber gerade die Ablenkungen, die Disziplin und die Geisteshaltung sind Eigenschaften, die wir auch beim erfolgreichen Investieren benötigen. Genau darüber habe ich am letzten Sonntag jedenfalls ein weiteres Mal nachgedacht.

Snooker & Investieren: Wer gewinnt… und wer verliert

Eine sehr wichtige Eigenschaft beim Snooker ist, wie gesagt, die Disziplin und das Durchhaltevermögen. Auch eine gewisse Matchhärte. Darunter subsumiert ein überaus bekannter Kommentator des Sports eben jene Eigenschaft, die Biss erfordert. Insbesondere dann, wenn es schwierig wird.

Aber bleiben für den Moment bei der Disziplin. Beim Snooker gewinnt derjenige, der über das gesamte Match gut performt. Der Locherfolg, aber auch der sogenannte Safetey-Erfolg sind Kennzahlen, auf die die Sportler achten. Man könnte sagen: Es sind die fundamentalen Kennzahlen, die den Erfolg oder Misserfolg eines jeden Spielers untermauern. Entscheidend ist, in der Summe aller Frames (also jeder einzelnen Spielabschnitte) eine gute Performance zu zeigen. Sowie über das gesamte Turnier hinweg. Ein einzelner Frame mit einem hohen Punktegewinn ist ebenso wertlos, wie ein einzelnes gutes Spiel. Ein einzelnes gutes Spiel gewinnt am Ende keinen Pokal.

Das können wir auf das Investieren übertragen. Auch wir müssen in der Summe unserer Entscheidungen möglichst hohe Trefferquoten und gute Resultate erzielen. Aber auch bei jeder einzelnen Investition eine gute Performance abliefern. Der Fokus auf das Wesentliche, aber auch die Gesamtheit ist wichtig. Das können wir auch in Disziplin und Durchhaltevermögen zusammenfassen.

Aber wir brauchen eben auch die gewisse Matchhärte. An den Aktienmärkten kann es schwierig werden, unsere Performance in Korrekturen oder Crashs leiden. Es ist wichtig, dass wir gerade dann fokussiert bleiben, unser „Spiel spielen“ und uns Frame für Frame, beziehungsweise Investition für Investition auf den Weg nach vorne konzentrieren.

Die Ablenkungen

Beim Snooker und beim Investieren gibt es aber gleichsam gewisse Ablenkungen. Insbesondere die Maximum-Breaks, also die maximale Anzahl der Punkte in einem Frame ohne einen Fehler wird vom Publikum und selbst vom Gegner mit Applaus gefeiert. Aber solche Nebensächlichkeiten helfen nicht, wenn man das Spiel nicht gewinnt. Ein einzelner Frame ist, wie gesagt, relativ wenig, wenn die Gesamtperformance über das Turnier nicht stimmt. Aber er sieht eben schön aus.

Solche Ablenkungen haben wir auch beim Investieren. Eine hohe Dividendenrendite beispielsweise bei einem Unternehmen, das bestenfalls mittelmäßig ist. Oder auch ein besonders günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis. Sie können attraktiv erscheinen, ein Highlight darstellen. Aber sie helfen uns als Investoren nur bedingt, wenn die Gesamtperformance nicht stimmt. Eine einzelne Dividende ist schließlich wenig. Es geht gerade beim erfolgreichen Investieren um den Gesamterfolg, den ein Unternehmen über viele Jahre und Jahrzehnte zeigt.

Als weitsichtiger Investor sollten wir uns stets fragen, wonach wir eigentlich suchen. Nach dem Century-Break. Oder nach dem Maximum? Oder wollen wir das Spiel, oder besser noch, das Turnier gewinnen? Der richtige Fokus führt zu besseren Entscheidungen. Sowohl im Sport. Aber vor allem beim Investieren.

Sportliche Grüße und marktschlagende Renditen wünscht,

Vincent Uhr

Chefredakteur Aktienwelt360

Der Artikel Letzten Sonntag habe ich Snooker geschaut: Und dachte instinktiv an erfolgreiches Investieren ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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