Es gibt eine Reihe von legendären Konzernen, die im Strudel des Wandels untergegangen sind. Aus Deutschland kennen viele noch Grundig und Mannesmann. Aus den USA fallen mir Tyco und Kodak ein, sowie eben Motorola. Der Pionier der Funk- und Radiotechnik hätte sich bis heute zu einem Technologie-Giganten entwickeln können. Doch heute ist die amerikanische Marke kaum noch sichtbar.

Es muss nicht immer Gigantismus sein

Grundsätzlich ist es nichts Schlechtes, wenn Konglomerate sich in kleinere Bereiche aufspalten, um die Flexibilität zu erhöhen. Über die Verselbstständigung von Segmenten gehen zwar einige Vorteile aus der Zugehörigkeit zu einem Konzernverbund verloren, aber dafür fällt auch das Korsett weg, das Entscheidungswege verlangsamt.

Mir ist das lieber als ein Gigant, der wie ein gieriger Moloch immer fetter wird und dabei nicht einmal Dividenden bezahlt. Außergewöhnlich ist allerdings, wenn am Ende dieser Abspaltungen vom ursprünglichen Unternehmen fast gar nichts mehr zu sehen ist, gerade wenn es sich um eine so ikonische Marke wie Motorola handelt.

Wie man heute in Motorola investieren kann

Continental

Ein Teil von Motorola lebt in Continental (WKN: 543900) weiter. Als der Kautschuk- und Reifenkonzern entschied, sich zu einem Hightech-Zulieferer entwickeln zu wollen, wurden in der 2000er-Dekade mehrere Übernahmen getätigt, darunter Siemens VDO, die auf die Zerschlagung von Mannesmann zurückging, und die Automobilelektronik von Motorola.

Seither gehört Continental zu den führenden Unternehmen, wenn es um die Fahrzeugvernetzung geht. Und nachdem Conti seinerseits im Jahr 2021 die Antriebstechnik abgespalten hat, spielen die Technologien, die auf Motorola zurückgehen, eine noch größere Rolle.

Zebra Technologies

Zebra Technologies (WKN: 882578) stellt ein breites Spektrum an mobilen Computerterminals für geschäftliche und industrielle Anwendungen her. Das Unternehmen hat viele Marken übernommen, um sein Wachstum zu beschleunigen und zu dem Marktführer aufzusteigen, der es heute ist. Aber die vielleicht wichtigste Akquisition war die Enterprise Division von Motorola Solutions im Jahr 2014, wodurch ihr auch die Marken Symbol und Psion zuflossen.

CEO Anders Gustafsson sprach damals von einer transformativen Akquisition, die die technischen Möglichkeiten des Unternehmens auf ein neues Niveau hebt. Seither sieht sich Zebra als einen bedeutenden Zulieferer für Lösungen rund um das Internet der Dinge. Der Aktienkurs hat sich in der Folge prächtig entwickelt.

Commscope

Weniger gut lief es bei Commscope (WKN: A1W5SD), das 2019 Arris in einem Milliardendeal übernommen hat, das wiederum 2013 Motorola Home kaufte, den in den USA dominierenden Hersteller von Kabelmodems. Der Commscope-Kurs ist seit den Hochs von 2018 um rund 90 % eingebrochen. Ein stagnierender Absatz und die hohe Verschuldung tun dem Unternehmen nicht gut.

Im Jahr 2021 plante das Commscope-Management, das Segment Home Networks, das im Wesentlichen aus dem zugekauften Motorola-Geschäft besteht, separat an die Börse zu bringen. Das Vorhaben scheiterte zunächst, aber Home Networks gehört in der Berichterstattung nicht mehr zum Kerngeschäft, sodass ein strategischer Schritt nur noch eine Frage der Zeit ist. Vielleicht kommt die zwischenzeitlich aufgegebene Motorola-Marke dann wieder zurück.

Lenovo

Der chinesische Computerbauer Lenovo (WKN: 894983) ist eher für seine Rolle als Aufkäufer der aufgegebenen Geschäftsbereiche von IBM (WKN: 851399) bekannt. Noch heute gibt es etwa Geräte unter den ursprünglichen IBM-Marken ThinkPad und ThinkBook zu kaufen. Seit 2014 gehört auch Motorola dazu, nach einem zweijährigen Gastspiel unter dem Dach von Google. Konkret kaufte Lenovo den Handy-Hersteller Motorola Mobility.

Seit Jahren wollte Lenovo eigentlich die Marke auslaufen lassen und sich auf die Kurzversion Moto beschränken. Aber mit neuen Produkten wie dem neuen motorola razr greift Lenovo weiterhin in Nischen wie etwa innovativen Klapp-Smartphones an. Lenovo hält sich wacker, auch dank des Glanzes seiner weltweit bekannten Marken. Die Aktie wird derzeit im Value-Bereich gehandelt.

Onsemi

Der kürzlich in Onsemi (WKN: 930124) umbenannte Halbleiterkonzern geht auf Motorolas frühere Semiconductor Components Group zurück. Er wurde vor über 20 Jahren verselbstständigt und steht für eine lange Historie an wegweisenden Innovationen. Noch heute gehören Leistungshalbleiter und signalverarbeitende Chips zum Kerngeschäft von Onsemi.

Über die Jahre hat das Unternehmen auf dieser Basis ein Imperium aufgebaut, von dem die Aktionäre gigantisch profitieren konnten: Seit den Tiefs nach dem Platzen der Dot.com-Blase hat sich der Aktienkurs fast verhundertfacht.

Motorola lebt

Am Beispiel Motorola kann man viele interessante Beobachtungen machen. Käufer und Verkäufer nutzten Deals, um sich neu auszurichten. Manche haben in der Folge einen gigantischen Aufschwung erlebt und andere einen Niedergang. Kurios ist, dass das Nachfolgeunternehmen, das die Motorola-Marke am wenigsten nutzte, am besten performte.

Auch wenn eine Marke wichtig ist, sind es doch die Marktpotenziale und was das Management daraus macht, die für den Erfolg wesentlich sind.

Der Artikel Motorola ist tot? 5 Möglichkeiten, in die Hightech-Legende zu investieren ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.

Aktienwelt360 2023

Autor: Ralf Anders, Investmentanalyst


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