Keine Aktie eines mittelgroßen Technologieunternehmens stand 2024 so im medialen Rampenlicht wie die des Serverkonzerns Super Micro Computer. Kein Wunder, denn in den letzten Monaten entspann sich ein wahrer Wirtschaftskrimi um den Konzern.
Nachdem sich der Kurs der Super Micro Computer-Aktie (WKN: A40MRM) von Jahresbeginn bis Mitte März vervierfachte, erlebte der Tech-Titel über viele Monate einen dramatischen Kurseinbruch. Mitte November startete die Supermicro-Aktie jedoch eine atemberaubende Erholungsrallye. Was ist sie nun eigentlich: eine Mega-Chance oder doch der totale Reinfall? Schauen wir mal genauer hin, was hinter der Kursentwicklung steckt und wie es weitergehen könnte.
Gewaltiges Umsatz- und Gewinnwachstum
Die Kursrallye der Super Micro Computer-Aktie im ersten Quartal 2024 war auf das atemberaubende Wachstum des Serverspezialisten zurückzuführen. Innerhalb von nur drei Quartalen (von Q2 2023 bis Q1 2024) konnte Supermicro seinen Umsatz annähernd verdoppeln.
Gleichzeitig ist Super Micro Computer ein profitables Technologieunternehmen. Die operative Marge von ca. 10% reicht zwar bei weitem nicht an die Traummargen von Nvidia, Apple & Co. heran. Aber bezogen auf die stark wachsenden Umsätze des Konzerns sorgt sie nichtsdestotrotz für attraktive absolute Gewinne.
Das sind die Erfolgsfaktoren von Super Micro Computer
Die Geschichte von Super Micro Computer zählt zu den größten Erfolgsstorys der Technologiebranche in den letzten Jahren. Von 2021 bis 2023 konnte das Unternehmen seinen Marktanteil im globalen Servermarkt von 3,5 auf 7,5 % steigern und sich damit als klare Nummer 3 hinter Dell Technologies und Hewlett Packard Enterprise etablieren.
Der Erfolg von Supermicro in einem der wettbewerbsintensivsten IT-Teilmärkte der Welt beruht auf mehreren Faktoren. Das Unternehmen verfolgt einen sehr breiten und modularen Ansatz bei seinen Server- und Speicherlösungen. Das bedeutet, dass sich die Kunden von Super Micro Computer Systeme auf Grundlage ihrer favorisierten Komponenten zusammenstellen können. Zudem zählt Supermicro auf wichtigen technologischen Feldern, wie beispielsweise der Wasserskühlung von Servern, zu den führenden Konzernen der Welt. Und nicht zuletzt besitzt das Unternehmen hervorragende Beziehungen zu Lieferanten, allen voran den Chipherstellern, was Kunden eine schnelle Integration der neuesten Chiptechnologien in ihre Server garantiert.
Der größte Erfolgsfaktor von Super Micro Computer ist aber wahrscheinlich die Tatsache, dass sich das Unternehmen zum führenden Anbieter von KI-Servern, also Hochleistungsservern für die Durchführung von auf Künstlicher Intelligenz basierender Anwendungen, entwickelt hat. Schätzungen gehen davon aus, dass Supermicro einen Marktanteil von über 20 % bei KI-Servern besitzt. Mit einem geschätzten Marktwachstum von über 20 % in den kommenden Jahren handelt es sich dabei um einen der dynamischsten Teilmärkte der gesamten IT-Industrie.
Warum also der Absturz von Super Micro Computer?
Ende August sorgte ein Bericht des Analysehauses und Leerverkäufers Hindenburg Research für gewaltige Irritationen an der Börse und läutete einen massiven Kursrückgang der Super Micro Computer-Aktie in den darauffolgenden Wochen ein. Die Experten von Hindenburg warfen dem Serverhersteller eine ganze Palette eklatanter Mängel vor, die von Ungereimtheiten in der Buchhaltung über Beweise für nicht offengelegte Transaktionen mit verbundenen Parteien bis zu Versäumnissen bei Sanktionen und Exportkontrollen reichten.
Die Sorge vor einem Bilanzskandal wurde von Supermicro selbst noch befeuert, als das Unternehmen nur einen Tag nach dem Hindenburg-Bericht einräumen musste, seinen Jahresbericht für das abgelaufene Geschäftsjahr nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist einreichen zu können. Das Fass zum Überlaufen brachten schließlich die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young. Sie warfen im Oktober das Handtuch, weil sie aufgrund des Vertrauensverlustes in die Führung von Supermirco keine Grundlage mehr für eine Zusammenarbeit sahen. Als wäre das alles nicht genug, drohte der Super Micro Computer-Aktie im November noch das Delisting von der US-Technologiebörse Nasdaq.
Hoffnung keimt auf
Im Krimi um die Super Micro Computer-Aktie muss man wirklich von einer Rettung in allerletzter Minute sprechen. Durch die Vorlage eines Compliance-Plans konnte das Unternehmen den Rauswurf von der Nasdaq-Börse auf den letzten Drücker verhindern. Inzwischen hat die Nasdaq dem Serverspezialisten eine „Gnadenfrist“ bis zum 25. Februar 2025 eingeräumt. Bis dann müssen der Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2023/24 und der Bericht für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 vorgelegt werden. Bis dahin bleibt die Super Micro Computer-Aktie an der Nasdaq notiert.
Eine weitere positive Nachricht war, dass Supermicro mit BDO relativ rasch einen Ersatzwirtschaftsprüfer finden konnte. Die große Frage ist nun, ob die Prüfer von BDO die Vorwürfe von Hindenburg Research erhärten oder entkräften werden.
Anfang Dezember kam ein unabhängiger Sonderprüfungsausschuss von Super Micro Computer jedenfalls zum Schluss, dass die Beendigung des Mandats durch Ernst & Young nicht durch Fakten gestützt war. Der Ausschuss bestätigte, dass der Prüfungsausschuss von Supermicro eine ordnungsgemäße Aufsicht ausübte und keine Korrekturen an den gemeldeten Finanzzahlen erforderlich seien.
Ein schmaler Grat
Die sehr positive Kursentwicklung der Super Micro Computer-Aktie seit Mitte November zeigt, dass viele Anleger offenbar wieder Vertrauen in den Serverhersteller gewonnen haben. Diesen Vertrauensvorschuss muss der Konzern nun allerdings mit einer rechtzeitigen Vorlage seiner letzten Finanzberichte rechtfertigen.
Der Grat zwischen Mega-Chance und totaler Reinfall ist bei der Super Micro Computer-Aktie so schmal wie bei kaum einem anderen Technologieunternehmen. Supermicro hat die allerbesten Voraussetzungen, um in den kommenden Jahren eine der gefragteste KI-Aktien zu werden. Bislang scheinen auch fast alle Kunden dem Unternehmen den Rücken zu stärken.
Doch das könnte sich von einem Tag auf den anderen ändern. Sofern der neue Wirtschaftsprüfer Änderungen an den bislang gemeldeten Zahlen verlangt oder zu spät vorgelegte Finanzberichte zum endgültigen Delisting von der Nasdaq führen, würde aus der Mega-Chance ein totaler Reinfall werden.
Für Anleger, die nachts gerne ruhig schlafen, ist die Super Micro Computer-Aktie deshalb nicht die richtige Wahl. Für Anleger mit Risikoappetit ist Supermicro aber zweifellos eine der spannendsten Investmentchancen der kommenden Jahre.
Der Artikel Super Micro Computer-Aktie: Eine Mega-Chance oder der totale Reinfall? ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.
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Peter besitzt keine der genannten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.
Aktienwelt360 2024