Der Reverse-Aktiensplit von AMC katapultierte die Aktie von zwei auf 20 US-Dollar. Real hat der Titel dennoch ordentlich nachgelassen. Analysten sind skeptisch.

Seit dem 14. August wussten Anleger, was passieren würde: Die US-amerikanische Kinokette AMC Entertainment hat gestern einen umgekehrten Aktiensplit im Verhältnis 1:10 durchgeführt. Für Anleger bedeutet das: 100 AMC-Titel dürften gestern im Laufe des Tages zu zehn Titeln im Portfolio geworden sein. Zusätzlich wandelt das Unternehmen heute mehrere stimmlose Vorzugsaktien in AMC-Stammaktien um, um Arbitragehandel zwischen den beiden Aktien zu verhindern. Von dem Börsen-Manöver erhofft sich der angeschlagene Konzern Kapitalerhöhungen in der Zukunft.

Doch das stößt am Markt nicht gerade auf Begeisterung. In der Ein-Wochen-Perspektive verlor die Aktie rund 60 Prozent an Wert. Rein rechnerisch hat es nach dem Split zwar zunächst den erwarteten Kurssprung gegeben – dieser katapultierte den Titel am Donnerstag auf einen Kurs von knapp 20 US-Dollar, ausgehend von rund zwei US-Dollar vor dem Split. Doch tatsächlich befindet sich die Aktie im freien Fall: Bereits heute notiert das AMC-Papier fast ein Viertel niedriger bei 15,02 US-Dollar.

Experten sehen in dem Split zudem nicht die Lösung von AMCs Problemen. So könnte es nun zu einer regelrechten AMC-Aktien-Schwemme auf den Märkten kommen, wenn Anleger und Portfoliomanager den Titel abstoßen und AMC weitere Aktien ausgibt. Der umgekehrte Split sei ein zweischneidiges Schwert, betont Tom Bruni von der Investoren-Plattform StockTwits: Kurzfristig lasse der Split die Aktie nicht gut aussehen, langfristig brauche AMC aber die Kapitalerhöhung.

AMC müsse vor allem sein Geschäftsmodell beleben, kritisiert Alicia Reese, Analystin beim US-Investmentunternehmen Wedbush: "Anleger wollen künftig Zeichen dafür sehen, dass das Unternehmen Kinoplätze füllt und Snacks verkauft." Laut Reese dürfte das allerdings nicht einfach werden. Gestern hat Wedbush seine Empfehlung dennoch von "Verkaufen" auf "Neutral" gesetzt. Nachdem AMC den Split am 14. August angekündigt hatte, hat die Citigroup ihre Verkaufsempfehlung bestätigt. Bei Marketscreener empfiehlt derzeit kein Investmenthaus den Titel zum Kauf.


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In den Jahren vor der Pandemie hatte AMC Schulden aufgenommen, um kleinere Filmketten zu kaufen und Kinos zu modernisieren. Die dann folgenden Lockdowns machten dem Unternehmen zu schaffen. Trotz der enormen Erfolge einiger Blockbuster der vergangenen Jahre, wie Walt Disneys "Black Panther: Wakanda Forever" oder Steven Spielbergs "Avatar", konnte AMC sich nicht dauerhaft aus der Schieflage befreien.

(ck) für die wallstreetONLINE Zentralredaktion


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