Mit den Papieren börsennotierter Fußball-Clubs sind innerhalb kurzer Zeit große Gewinne möglich. Genau so schnell kann es aber auch nach unten gehen.

Was war das für ein verrücktes Saisonfinale in der Fußball-Bundesliga! Vor dem letzten Spieltag hatte Borussia Dortmund noch die Tabellenspitze mit zwei Zählern Vorsprung vor dem FC Bayern München angeführt. Im letzten Spiel der Saison war der Tabellenneunte 1. FSV Mainz zu Gast bei den Dortmundern. Mit einem Sieg wären die Westfalen nach 2012 zum ersten Mal wieder Deutscher Meister gewesen. Das Ende ist bekannt: Der BVB spielte 2:2 und die Bayern holten sich mit dem 2:1-Sieg beim 1. FC Köln zum elften Mal hintereinander die Meisterschale.

Berg- und Talfahrt der BVB-Aktie

Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt – so erging es nicht nur den BVB-Fans, sondern auch den Aktionären des Ruhrpott-Clubs. Nachdem die Bayern am vorletzten Spieltag gegen RB Leipzig gepatzt hatten (1:3), war die Dortmund-Aktie mit der Wertpapierkenn-Nummer 549309 zunächst von rund 4,50 Euro auf 5,90 Euro nach oben gesprungen – ein Plus von gut 30 Prozent. Eine Woche später – nach dem Herzschlag-Finale – stürzte der Titel dann um 30 Prozent auf 4,10 Euro in die Tiefe.

Was sagt uns das? Fußball-Aktien stehen und fallen mit den Erfolgsaussichten des entsprechenden Clubs. Die Papiere sind zudem hochvolatil und damit in erster Linie etwas für mutige Anleger. Übrigens ist Borussia Dortmund der einzige börsennotierte Bundesligaverein. Zwar ist Bayern München auch eine Aktiengesellschaft. Jedoch sind deren Anteilsscheine nicht an der Börse gelistet und damit nur Großinvestoren wie Adidas, Allianz und Audi zugänglich. Erfolge bei Meisterschaften, prestige- und renditeträchtigen Wettbewerben wie der Champions League sowie Ticket- und Trikotverkäufe, Werbeverträge oder der Wert des Spielerkaders bestimmen das Geschäft der europäischen Spitzenclubs, die heute nicht mehr nur Sportvereine, sondern auch Wirtschaftsunternehmen sind.

Hoffnung für die nächste Saison

An der Börse ist der BVB bei einem Aktienkurs von 4,17 Euro rund 473 Millionen Euro wert. Die Preise für Spieler wie Donyell Malen, Sébastian Haller oder Karim Adeyemi dürften in den vergangenen Monaten beachtlich gestiegen sein. Allein der Verkauf des Jungstars Jude Bellingham, der jüngst von Fans, Vereinen und Experten zum „Spieler der Saison“ gewählt wurde, könnte bald zwischen 120 und 150 Millionen Euro einbringen. Von den Höchstständen nahe der Zehn-Euro-Marke aus dem Jahr 2018 ist die Aktie jedoch noch weit entfernt. Für den Zeitraum Juli 2022 bis März 2023 lieferten die Dortmunder gute Geschäftszahlen ab. Das Konzernergebnis nach Steuern lag bei rund 25 Millionen Euro. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es 11 Millionen Euro gewesen. Wohin es mit dem Kurs der Aktie geht, hängt zum großen Teil auch mit den Erfolgsaussichten für die nächste Saison ab – in der Bundesliga, in der Champions League und im DFB-Pokal.

Mit Fußball-Aktien können Anleger von Transfers, Siegen und dem Weiterkommen in verschiedenen Wettbewerben profitieren. Mittel- bis langfristige Prognosen sind aufgrund der hohen Volatilität schwierig bis unmöglich. Gleichwohl sind die Papiere für viele Fans, die über die Börse in ihren Club investieren wollen, auch eine Sache des Herzens und deswegen für sie interessant.

Turbulenzen bei Unterhaching

Dem Beispiel von Dortmund, das im Jahr 2000 an die Börse ging, folgte hierzulande die Spielvereinigung Unterhaching, deren Aktien seit 2019 gehandelt werden. Der aktuelle Meister der Regionalliga Bayern hat sich jüngst für die Aufstiegsspiele zur 3. Liga qualifiziert. Der Titel mit der Wertpapierkenn-Nummer A2TR91 notiert heute bei 3,50 Euro – was einen Börsenwert von 14,5 Millionen Euro bedeutet. Vom Ausgabekurs von 8,10 Euro im Sommer 2019 ist der Verein allerdings noch meilenweit entfernt.

Im Gesamtjahr 2022 erzielten die Spielvereinigung einen Umsatz von knapp 8 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 4,2 Millionen Euro gewesen. Der Nettogewinn betrug 1,16 Millionen Euro gegenüber einem Nettoverlust aus 2021von 3,93 Millionen Euro. Ein wesentlicher Grund für das gute Ergebnis war der Spielertransfer des deutschen Nationalspielers Karim Adeyemi, der zu Beginn der Saison 2022/23 Saison von RB Salzburg zu Borussia Dortmund wechselte. Hintergrund: Bis 2018 hatte der heute 21-Jährige bei der Spielvereinigung Unterhaching gespielt. Beim Wechsel nach Salzburg im Jahr 2019 einigte man sich auf eine Weiterverkaufsklausel.

Die Unterhachinger erhielten deshalb aufgrund des Transfers eine fixe Zahlung von über 6 Millionen Euro. Zudem gibt es die Option auf zwei erfolgsabhängige Tranchen über jeweils rund 1 Million Euro. Damit kann der Fußballverein außerordentliche Erträge von bis zu etwa 8 Millionen Euro verbuchen. Auch bei einem Weiterverkauf von Adeyemi an einen weiteren Verein würde die Spielvereinigung am Transfererlös partizipieren. Dennoch hat der Verein Geldprobleme. So war es bei etlichen Spielern sowie Mitarbeitern des Klubs zu Verzögerungen bei der Auszahlung der Gehälter für die Monate Dezember und Januar gekommen.

Dem Vernehmen nach fehlt der Spielvereinigung noch ein guter Batzen Geld, um im Falle eines Aufstiegs in die 3. Liga wirtschaftlich bestehen zu können. Der Kurs der Aktie könnte daher in den kommenden Tagen – je nach sportlicher und finanzieller Lage des Vereins – kräftig nach oben oder unten ausschlagen.

Rekordmeister Juventus Turin in der Bredouille

Wer sich für Fußball-Aktien interessiert, der sollte wissen, dass sich die Papiere nicht nur aufgrund der Umsatz- und Gewinnzahlen nach oben oder unten bewegen. Bestes Beispiel dafür ist die Aktie des börsennotierten italienischen Rekordmeisters Juventus Turin mit der Wertpapierkenn-Nummer 794314. Das Papier notiert aktuell bei rund 0,30 Euro, was einen Marktwert des Vereins von rund 735 Millionen Euro ergibt. Im September 2018 war die Aktie mit rund 1,25 Euro mehr als viermal so viel wert gewesen. Ein Grund dafür war der zuvor erfolgte Wechsel des Superstars Christiano Ronaldo von Real Madrid zu Juventus Turin. Die Ablösesumme des spektakulären Transfers wurde damals auf 112 Millionen Euro beziffert.

Seit geraumer Zeit dominieren bei Juve jedoch die negativen Schlagzeilen. So wurden dem Rekordmeister in der letzten Saison zehn Punkte abgezogen. Der Verein soll jahrelang den Marktwert seiner Spieler verfälscht und damit bei Transfers oder Tauschgeschäften mit anderen Vereinen überhöhte Summen verbucht haben. Durch den Punkteabzug verpasste der Traditionsverein die Qualifikation für die in Europa lukrative Champions League. Dies dürfte wiederum größere finanzielle Schwierigkeiten nach sich ziehen.

Wette auf den Favoriten

Kurzum: Fußball kann nicht nur auf dem Platz, sondern auch an der Börse spannend sein. Hohe Gewinne und größere Verluste gehören dabei für Anleger zum Tagesgeschäft. Auch wenn man nicht sein ganzes Vermögen auf den Klub seines Herzens setzen sollte, könnte ein überschaubarer Kapitaleinsatz je nach Risikobereitschaft der Anleger durchaus eine Wette wert sein.


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Autor: Gian Hessami für die wallstreetONLINE Zentralredaktion


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