Exporteinbrüche, Wachstumsschwäche, Überschuldung und Immobilienkrise – der chinesische Wirtschaftsmotor stottert.

Derweil bangt die globale Finanzwelt, ob China den Markt für Gewerbeimmobilien stabilisieren kann und harrt der Signale aus Jackson Hole Ende der Woche.

Im Jahr 1989 stand Japan im Mittelpunkt der Kritik, weil reiche japanische Investoren und Unternehmen teure amerikanische Immobilien und Unternehmen kauften. Dazu gehörten das Rockefeller Center in New York, die Westin-Hotelkette und ein berühmtes Golfresort namens Pebble Beach. Mitsubishi Estate kaufte damals 80 Prozent des Rockefeller Centers für 1,4 Milliarden US-Dollar. Aber bis 1995 hatte das Unternehmen über 600 Millionen US-Dollar Verlust gemacht und musste Insolvenzschutz für das Objekt anmelden.

In den späten 1980er Jahren hatte der japanische Yen gegenüber dem US-Dollar stark aufgewertet, und der Nikkei 225 erreichte mit 38.195 Punkten im Dezember 1989 ein Allzeithoch. Doch als die japanische Zentralbank (Bank of Japan, kurz: BOJ) 1990 ihre Geldpolitik straffte, platzte die Blase: Aktien- und Grundstückspreise stürzten ab. Im September desselben Jahres fiel der Nikkei-Index auf die Hälfte seines Rekordhochs. Letzten Freitag (18.08.) schloss der Nikkei bei 31.450 Punkten und liegt damit immer noch deutlich unter seinem Höchststand von vor 33 Jahren.

Damals lagen die Zinssätze der Bank of Japan bei 2,5 Prozent, dem niedrigsten Stand seit der Umstellung der Zentralbank auf einen flexiblen Wechselkurs Anfang der 1970er Jahre. Der leichte Zugang zu Krediten in den 1980er Jahren, die niedrige Arbeitslosigkeit und das sich beschleunigende Wirtschaftswachstum befeuerten die rasante Aktienmarktrallye, bis die BOJ die Geldpolitik verschärfte und die Wirtschaft in das sogenannte "verlorene Jahrzehnt" schickte.

Japan heute

Heute beläuft sich die Staatsverschuldung Japans auf über 264 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), da die alternde Bevölkerung die öffentlichen Finanzen zunehmend belastet und höhere Ausgaben für Gesundheitsversorgung, Renten und soziale Sicherheit erfordert. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Im ersten Quartal 2023 stieg die Gesamtverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt in China auf 279,7 Prozent, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten der Zentralbank und des Statistikamtes hervorgeht. Das war ein Anstieg von 7,7 Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal, der größte Anstieg seit drei Jahren.


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China und seine Arbeitskräfte – ein zweischneidiges Schwert: Jahrzehntelang hat China den Familien eine Ein-Kind-Politik aufgezwungen, die zu einem Mangel an jungen Arbeitskräften geführt hat, diese fehlen jetzt auch, um die alternde Bevölkerung zu unterstützen. Das private Washingtoner Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center schätzt, dass Chinas Bevölkerung bereits zu schrumpfen begonnen hat und, dass in der Wirtschaft bald weniger als drei Menschen im erwerbsfähigen Alter auf einen Rentner kommen werden.

Da diese drei Arbeitskräfte unmöglich den erforderlichen Überschuss erwirtschaften können, muss Peking Schulden aufnehmen, um seinen Sozialversicherungs- und Rentenverpflichtungen nachzukommen. Aufgrund der von der Kommunistischen Partei Chinas diktierten Langzeit-Null-Covid-Politik mussten junge Arbeitnehmer warten, um Bildungsabschlüsse zu erwerben und Praktika zu absolvieren, während die Unternehmen bei der Einstellung neuer Mitarbeiter vorsichtiger vorgingen.

Jugendarbeitslosigkeit in China

Die Jugendarbeitslosigkeit in China hat sich in den letzten vier Jahren verdoppelt, und die Arbeitslosenquote junger Menschen zwischen 16 und 24 Jahren ist im Mai dieses Jahres auf ein Rekordhoch von über 20 Prozent angestiegen. Die Situation ist so schlimm, dass das Nationale Statistikamt Chinas in der vergangenen Woche erklärte, es werde die Berichterstattung über die Jugendarbeitslosigkeit künftig aussetzen.

Das sind strukturelle Umstände, die die Saat für zivile Unruhen legen. Das Gesetz der sinkenden Erträge trifft auch China wie ein langsam ziehender Tropensturm. Kenneth Rogoff, Wirtschaftsprofessor an der Harvard University, sagte:

Chinas wirtschaftlicher Aufstieg weist Parallelen zu dem auf, was viele andere asiatische Volkswirtschaften in Zeiten rascher Urbanisierung durchmachten, und auch zu dem, was europäische Länder wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten, als große Investitionen in die Infrastruktur das Wachstum ankurbelten. Gleichzeitig ähnelt der jahrzehntelange Bauboom in China dem Boom beim Infrastrukturbau in Japan in den späten 1980er und 1990er Jahren, der zu Überinvestitionen führte.

"Der springende Punkt ist, dass man beim Bauen auf sinkende Renditen stößt", so Rogoff weiter.

Es gibt Grenzen, wie weit man damit gehen kann. Ökonomen schätzen, dass China jetzt etwa 9 US-Dollar investieren muss, um einen US-Dollar BIP-Wachstum zu erzeugen, gegenüber weniger als 5 US-Dollar vor einem Jahrzehnt und etwas mehr als 3 US-Dollar in den 1990er Jahren.

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Bryan Perry für die wallstreetONLINE Zentralredaktion


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