Die türkische Lira fällt und fällt. Wer heute mit Lira Euros kaufen wollte, musste sogar so viel bezahlen wie noch nie. Auch gegenüber dem US-Dollar fällt die türkische Währung auf neue Rekordtiefs. Wie schlimm wird es?

Spekulationen über weniger Interventionen der türkischen Zentralbank am Devisenmarkt haben die Talfahrt der türkischen Lira am Mittwoch beschleunigt. Für einen Euro mussten laut dpa am Mittwochvormittag zeitweise 23,27 Lira gezahlt werden mehr als je zuvor.

Gegenüber dem US-Dollar ist die türkische Landeswährung auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr gefallen, berichtet Bloomberg. Für einen US-Dollar mussten zeitweise 23,27 Lira bezahlt werden.

Experten gehen davon aus, dass die türkische Zentralbank die Lira vor den Präsidentschaftswahlen aufgrund politischen Drucks künstlich gestützt habe, um ein besseres Bild der Wirtschaftslage zu zeichnen.

Seit Jahren befindet sich die türkische Lira im Crash-Modus. Der Grund: Die türkische Wirtschaft schwächelt und die Inflation ist sehr hoch. Trotz eines Rückgangs lag die Inflationsrate zuletzt bei 40 Prozent.

Allein seit den Stichwahlen in der Türkei am 28. Mai hat die Lira gegenüber dem US-Dollar mehr als zwölf Prozent an Wert verloren. Innerhalb von drei Monaten waren es sogar über 20 Prozent.

Die Ernennung des ehemaligen Merrill-Lynch-Strategen Mehmet Simsek zum Finanzminister in der neuen Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan wecken unterdessen Hoffnungen auf eine Rückkehr der Türkei zu einer orthodoxeren Wirtschaftspolitik mit weniger staatlichen Eingriffen in die Märkte.

Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte der Commerzbank, bezweifelt allerdings, dass die Türkei eine dauerhaft stabilitätsorientierte Geldpolitik verfolgen werde. Das zeige auch ein Blick in die Vergangenheit: "Wer zum Beispiel nach den Zinserhöhungen 2018 darauf setzte, dass die Lira nun stabil oder stark notieren würde, hatte schon bald teuer draufzulegen. Marktteilnehmer vergessen solche schmerzlichen Erfahrungen nicht so schnell, scheint mir."

Tatsächlich hatte die türkische Zentralbank den Leitzins nach dem starken Anstieg im Jahr 2018 aufgrund politischen Drucks schnell wieder gesenkt. Erdogan hatte sich in der Vergangenheit trotz der hohen Inflation immer wieder für Zinssenkungen ausgesprochen. Diese seien notwendig, um die Inflation zu bekämpfen, so Erdogan. Diese These widerspricht jedoch der gängigen ökonomischen Theorie und hat sich auch in der Realität nicht bewahrheitet.


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Autor: Ferdinand Hammer, wallstreetONLINE Zentralredaktion


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