Längst belasten Sanktionen aus dem Westen den Bankensektor des Landes. Jetzt ziehen auch die letzten wenigen Verbündeten ihr Geld ab.

Die Sanktionen gegen Russland häufen sich, seit Wladimir Putin den Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet hat. Doch bislang konnte das Land auf Partnerschaften mit Ländern wie China oder Indien zurückgreifen und dort viel von dem verlorenen Geschäft mit dem Westen wettmachen.

Doch langsam, aber sicher spitzt sich die Lage für Putin und Gefolge zu: Der russische Bankensektor ist 2022 nur knapp an einem Verlustjahr vorbeigeschrammt. Unter dem Druck westlicher Sanktionen ist der Gewinn von Russlands Banken im Kriegsjahr 2022 um über 90 Prozent eingebrochen.

Insgesamt hat der Bankensektor 203 Milliarden Rubel (2,7 Milliarden Euro) Gewinn erwirtschaftet – rund ein Zwölftel des Rekordergebnisses von 2,4 Billionen Rubel aus dem Vorjahr 2021. Das geht aus einem am Freitag von der russischen Zentralbank veröffentlichten Bericht hervor. Es handelt sich demnach um den niedrigsten Gewinn von Russlands Banken seit 2015.


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Die Aussichten für 2023 sind noch deutlich düsterer: Mittlerweile ziehen sich auch Geldinstitute aus Ländern wie China, der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und aus früheren zentralasiatischen Sowjetrepubliken wie Kasachstan und Turkmenistan aus Russland zurück, wie das Handelsblatt berichtet.

Bisher hatten sie ihr Geschäft trotz westlicher Sanktionen in Russland weiter betrieben. Doch damit ist nun Schluss. Auf einer Wirtschaftskonferenz in Moskau verkündete Alexander Rachmanin, Vizechef der russischen Großbank Rosbank, dass Geldinstitute wie die Bank of China, die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), die China Construction Bank und andere keinen Zahlungsverkehr mit vom Westen sanktionierten russischen Banken mehr vornehmen würden. Die Angst, selbst von Sanktionen des Westens getroffen zu werden, ist offensichtlich zu groß.

Viel Spielraum hat das russische Finanzsystem damit nicht mehr. Gegen den Großteil der wichtigsten russischen Geldhäuser wurden mittlerweile scharfe Sanktionen verhängt. Ein Teil, darunter etwa die Sberbank sowie die VTB und VEB, wurden außerdem vom internationalen Zahlungsdienstleister Swift abgekoppelt.

Bis zum Jahresende 2022 konnte die Gazprombank noch in US-Dollar oder Euro Überweisungen vornehmen, doch damit ist es seit Januar auch vorbei. Sollten sich Putins Krieg und damit die Sanktionen fortsetzen, dann bleibt nur noch die Frage offen, wer dem russischen Bankensektor als Letzter den Stecker zieht.    

Autor: lif für die wallstreet:online Zentralredaktion   


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