Bank Holiday und Banking Act (1933) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Erster New Deal (1933–1934) Nächster Begriff: Emergency Banking Act (1933)
Eine entscheidende Maßnahmen zur Stabilisierung des US-Finanzsystems nach dem Börsencrash von 1929
Der Bank Holiday und der Banking Act von 1933 waren zentrale Maßnahmen des Ersten New Deal, mit denen der neu gewählte US-Präsident Franklin D. Roosevelt das schwer angeschlagene Bankensystem stabilisieren wollte. Die Maßnahmen zielten darauf ab, das Vertrauen der Bevölkerung in das Finanzsystem wiederherzustellen und zukünftige Bankenkrisen zu verhindern.
Hintergrund: Die Bankenkrise der Großen Depression
Nach dem Börsencrash von 1929 geriet die US-Wirtschaft in eine schwere Depression. Die Krise führte zu einem massiven Vertrauensverlust in das Bankensystem:
- Viele Banken hatten in den 1920er-Jahren risikoreiche Kredite vergeben, die nach dem Börsencrash nicht mehr bedient wurden.
- Einlagen von Kunden waren nicht abgesichert, sodass Bankkunden ihr Geld in Panik abzuheben begannen („Bank Runs“).
- Zwischen 1929 und 1933 scheiterten mehr als 9.000 Banken – das entspricht etwa einem Drittel aller US-Banken.
- Die Geldmenge schrumpfte, Kredite wurden knapp, und die Wirtschaft geriet in eine Deflationsspirale.
Bis März 1933 erreichte die Krise ihren Höhepunkt. In vielen Bundesstaaten blieben Banken geschlossen, und die wenigen, die noch offen waren, konnten kaum noch Bargeld auszahlen.
Der Bank Holiday (6. bis 13. März 1933)
Am 4. März 1933 trat Franklin D. Roosevelt sein Amt als US-Präsident an. Bereits zwei Tage später, am 6. März 1933, verhängte er eine landesweite Bankschließung („Bank Holiday“) für vier Tage.
Ziele des Bank Holiday:
- Verhinderung weiterer Bank Runs, die das Finanzsystem zum vollständigen Zusammenbruch hätten bringen können.
- Zeitgewinn für eine umfassende Prüfung der Banken, um gesunde Institute von insolventen zu trennen.
- Wiederherstellung des Vertrauens der Bevölkerung in das Bankensystem.
Der Bank Holiday wurde am 9. März 1933 durch den Emergency Banking Relief Act gesetzlich bestätigt und verlängert. Erst ab dem 13. März 1933 durften geprüfte Banken schrittweise wieder öffnen.
Der Banking Act von 1933 (Glass-Steagall Act)
Um eine erneute Bankenkrise zu verhindern und langfristige Stabilität zu gewährleisten, verabschiedete der US-Kongress im Juni 1933 den Banking Act von 1933, auch bekannt als Glass-Steagall Act.
Wichtige Bestimmungen des Banking Act:
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Trennung von Geschäftsbanken und Investmentbanken
- Geschäftsbanken (Spar- und Kreditinstitute) durften keine spekulativen Wertpapiergeschäfte mehr tätigen.
- Investmentbanken (Brokerage-Firmen) durften keine Kundeneinlagen entgegennehmen.
- Ziel: Schutz der Spargelder vor riskanten Börsenspekulationen wie in den 1920er-Jahren.
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Einführung der Einlagensicherung (FDIC)
- Die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) wurde gegründet.
- Private Bankeinlagen wurden bis zu einer festgelegten Grenze abgesichert (damals 2.500 US-Dollar, heute 250.000 US-Dollar).
- Ziel: Verhinderung von Panikabhebungen durch garantierte Sicherheit der Einlagen.
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Regulierung der Zinssätze
- Begrenzung der Zinssätze für Einlagen, um riskante Bankgeschäfte zu verhindern.
- Stärkere Kontrolle der Kreditvergabe durch die US-Notenbank (Federal Reserve).
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Stärkere Aufsicht über Banken
- Banken mussten sich strengerer staatlicher Kontrolle unterwerfen.
- Die Securities and Exchange Commission (SEC) wurde 1934 gegründet, um Finanzmärkte stärker zu regulieren.
Auswirkungen und Bedeutung
Erfolge des Bank Holiday und des Banking Act:
- Innerhalb weniger Tage kehrte das Vertrauen in die Banken zurück, und nach Wiederöffnung der Banken wurden mehr Einlagen gemacht als abgehoben.
- Die Einlagensicherung (FDIC) bewahrte das US-Bankensystem in den folgenden Jahrzehnten vor schweren Krisen.
- Die Glass-Steagall-Trennung zwischen Geschäfts- und Investmentbanken sorgte für eine stabilere Finanzwelt und wurde erst 1999 aufgehoben.
Kritik und langfristige Folgen:
- Manche Ökonomen kritisierten, dass der Bank Holiday die Krise kurzfristig noch verschärfte, da Unternehmen für einige Tage keinen Zugang zu Bankkrediten hatten.
- Die strikte Trennung zwischen Geschäfts- und Investmentbanken wurde 1999 mit dem Gramm-Leach-Bliley Act aufgehoben, was in der Finanzkrise 2008 als Mitursache für Bankenpleiten gesehen wurde.
Fazit
Der Bank Holiday und der Banking Act von 1933 waren entscheidende Maßnahmen zur Stabilisierung des US-Finanzsystems nach dem Börsencrash von 1929. Roosevelt verhinderte durch die vorübergehende Bankschließung eine Panik und schuf mit dem Banking Act langfristige Sicherheitsmechanismen wie die Einlagensicherung (FDIC) und die Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken. Diese Reformen sorgten über Jahrzehnte hinweg für ein stabiles Bankensystem und wurden erst viele Jahre später teilweise rückgängig gemacht.