Banking Act von 1935 Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Banking Act von 1933 Nächster Begriff: Gramm-Leach-Bliley Act (GLBA)

Ein entscheidender Schritt zur Stärkung und Zentralisierung der Federal Reserve sowie zur Verbesserung der Bankenregulierung in den USA

Der Banking Act von 1935 war ein entscheidendes Gesetz zur Reform des US-amerikanischen Bankensystems während der Zeit des New Deal. Er baute auf den Maßnahmen des Banking Act von 1933 auf und veränderte nachhaltig die Struktur der Federal Reserve sowie die Regulierung des Bankensektors. Während der Banking Act von 1933 vorrangig darauf abzielte, die akute Bankenkrise zu bewältigen, konzentrierte sich der Banking Act von 1935 darauf, das Finanzsystem langfristig stabiler und widerstandsfähiger zu machen.

Hintergrund: Die Notwendigkeit weiterer Bankenreformen

Obwohl der Banking Act von 1933 wichtige Reformen wie die Gründung der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) und die Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken (Glass-Steagall Act) eingeführt hatte, waren weiterhin strukturelle Schwächen im Finanzsystem vorhanden.

Die Weltwirtschaftskrise hatte gezeigt, dass die Federal Reserve, das Zentralbankensystem der USA, nicht über ausreichende Befugnisse und Flexibilität verfügte, um Bankenkrisen effektiv zu bewältigen. Während der großen Bankenkrise zwischen 1930 und 1933 hatte die Federal Reserve keine einheitliche und durchsetzungsfähige Geldpolitik betreiben können, was den wirtschaftlichen Abschwung verstärkt hatte.

Der Banking Act von 1935 wurde entwickelt, um die Zentralbankstruktur neu zu organisieren, die Kontrolle über die Geldpolitik zu verbessern und Banken weiter zu regulieren, um zukünftige Finanzkrisen zu vermeiden.

Die wichtigsten Bestimmungen des Banking Act von 1935

Der Banking Act von 1935 umfasste mehrere zentrale Reformen, die das Bankensystem der USA nachhaltig veränderten:

1. Umstrukturierung der Federal Reserve

Vor 1935 war die Federal Reserve stark dezentralisiert und ihre Entscheidungsstrukturen uneinheitlich. Der Banking Act von 1935 zentralisierte die Macht innerhalb der Federal Reserve und stärkte ihre Rolle in der Geldpolitik:

  • Die Federal Open Market Committee (FOMC) wurde offiziell geschaffen und erhielt die volle Kontrolle über geldpolitische Entscheidungen, insbesondere den Kauf und Verkauf von Staatsanleihen zur Steuerung der Geldmenge.
  • Vor der Reform hatten regionale Federal-Reserve-Banken unterschiedliche Richtlinien verfolgt. Der Banking Act von 1935 zentralisierte diese Macht, indem er dem FOMC die Aufsicht über geldpolitische Operationen übertrug.
  • Die Unabhängigkeit der Federal Reserve von der Regierung wurde gestärkt. Zwar ernannte der Präsident die Mitglieder des Federal Reserve Boards, doch deren Amtszeiten wurden auf 14 Jahre verlängert, um politische Einflussnahme zu begrenzen.

Diese Änderungen führten dazu, dass die Federal Reserve künftig eine kohärente Geldpolitik betreiben konnte, anstatt auf Krisensituationen lediglich reaktiv zu reagieren.

2. Veränderung der Bankenaufsicht und Regulierung

  • Einheitliche Mindestreserveanforderungen: Banken mussten eine bestimmte Mindestreserve halten, um Liquiditätsprobleme zu vermeiden. Die Federal Reserve erhielt die Befugnis, diese Anforderungen je nach wirtschaftlicher Lage anzupassen.
  • Einführung klarer Zinsrichtlinien: Die Federal Reserve wurde ermächtigt, Richtlinien für Höchstzinsen auf Bankeinlagen festzulegen, um exzessive Konkurrenz zwischen Banken zu vermeiden.
  • Ausbau der Einlagensicherung durch die FDIC: Die Federal Deposit Insurance Corporation wurde weiter gestärkt und die Versicherungssumme für Bankeinlagen wurde angehoben, um das Vertrauen der Sparer in das Bankensystem zu festigen.

3. Stärkung der Kredit- und Geldpolitik

  • Die Federal Reserve erhielt größere Befugnisse zur Regulierung der Geldmenge und der Kreditvergabe, wodurch sie in der Lage war, wirtschaftliche Abschwünge besser abzufedern.
  • Die Zinspolitik wurde systematisiert, sodass die Zentralbank den wirtschaftlichen Boom- und Rezessionszyklen gezielt entgegensteuern konnte.

Auswirkungen des Banking Act von 1935

Die Reformen des Banking Act von 1935 hatten tiefgreifende und langfristige Konsequenzen für das US-Finanzsystem:

  • Stärkere Rolle der Federal Reserve: Die Zentralbank konnte ihre geldpolitischen Instrumente nun effektiver einsetzen, was in späteren Jahrzehnten entscheidend für die Stabilisierung der Wirtschaft wurde.
  • Bessere Kontrolle über Inflation und Deflation: Durch die zentrale Steuerung der Geldmenge konnte die Federal Reserve Inflations- und Deflationsrisiken gezielt bekämpfen.
  • Erhöhte Sicherheit des Bankensystems: Die Stärkung der FDIC und die strengeren Regulierungen sorgten für eine stabilere Bankenlandschaft, in der Bankpleiten seltener wurden.
  • Langfristige Unabhängigkeit der Zentralbank: Durch die Struktur des FOMC wurde sichergestellt, dass geldpolitische Entscheidungen weniger von kurzfristigen politischen Einflüssen beeinflusst wurden.

Kritik und spätere Entwicklungen

Trotz der positiven Auswirkungen gab es auch Kritik an der Reform:

  • Einige Banken empfanden die neuen Vorschriften als zu restriktiv und argumentierten, dass sie ihre Fähigkeit einschränkten, profitabel zu wirtschaften.
  • Konservative Politiker befürchteten, dass die verstärkte Zentralisierung der Federal Reserve zu einer übermäßigen Kontrolle der Regierung über die Wirtschaft führen könnte.
  • Spätere Finanzreformen, insbesondere in den 1980er- und 1990er-Jahren, hoben einige dieser Regulierungen wieder auf, was schließlich zur Deregulierung des Bankensektors beitrug.

Fazit

Der Banking Act von 1935 war ein entscheidender Schritt zur Stärkung und Zentralisierung der Federal Reserve sowie zur Verbesserung der Bankenregulierung in den USA. Er schuf die Grundlagen für eine effektive Geldpolitik, die in den kommenden Jahrzehnten dazu beitrug, wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

Zusammen mit dem Banking Act von 1933 bildete er das Fundament für das moderne Finanzsystem der USA. Viele der damaligen Reformen, insbesondere die gestärkte Rolle der Federal Reserve und die Einlagensicherung durch die FDIC, haben bis heute Bestand und tragen zur Sicherheit des Bankensystems bei.