Basel-Komitee für Bankenaufsicht (BCBS) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: International Association of Insurance Supervisors (IAIS) Nächster Begriff: EZB-Rat (Governing Council der EZB)

Ein zentraler Akteur in der globalen Finanzregulierung, dessen Basel-Regelwerke die Stabilität des Bankensektors verbessert haben und dazu beiträgt, Finanzkrisen zu vermeiden

Das Basel-Komitee für Bankenaufsicht (Basel Committee on Banking Supervision, BCBS) ist eine internationale Organisation, die sich mit der Regulierung und Beaufsichtigung von Banken befasst. Es entwickelt globale Standards für die Bankenaufsicht, um die Stabilität und Sicherheit des Finanzsystems zu gewährleisten. Die Arbeit des Basel-Komitees hat maßgeblichen Einfluss auf nationale Bankenregulierungen und trägt dazu bei, Finanzkrisen zu verhindern oder ihre Auswirkungen zu minimieren.

Entstehung und Organisation

Das Basel-Komitee wurde 1974 von den Zentralbanken der zehn wichtigsten Industrieländer (G10) gegründet und hat seinen Sitz bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, Schweiz. Anlass für die Gründung war der Zusammenbruch der deutschen Herstatt-Bank, der Schwächen in der internationalen Bankenaufsicht offenlegte. Heute umfasst das BCBS Mitglieder aus über 45 Ländern, darunter Zentralbanken und Aufsichtsbehörden großer Finanzzentren wie der USA, der EU, Chinas und Japans.

Das Basel-Komitee ist keine supranationale Organisation, sondern fungiert als Forum für Zusammenarbeit. Seine Empfehlungen sind nicht rechtsverbindlich, werden aber von den meisten Ländern in nationale Gesetze und Vorschriften umgesetzt.

Die wichtigsten Gremien des BCBS sind:

  • Plenum: Besteht aus hochrangigen Vertretern der Mitgliedsbehörden und trifft grundlegende Entscheidungen.
  • Aufsichtsausschuss: Koordiniert die Umsetzung der Basel-Standards in den Mitgliedsstaaten.
  • Sekretariat: Unterstützt die Arbeit des Komitees und sitzt in der BIZ in Basel.

Aufgaben und Ziele

Das Basel-Komitee verfolgt das Ziel, die Widerstandsfähigkeit von Banken zu stärken und internationale Unterschiede in der Bankenregulierung auszugleichen. Die wichtigsten Aufgaben sind:

  • Erarbeitung internationaler Standards zur Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung von Banken.
  • Überwachung der Finanzstabilität durch Analyse systemischer Risiken.
  • Förderung der Zusammenarbeit zwischen nationalen Aufsichtsbehörden.
  • Vermeidung von regulatorischer Arbitrage, also der Umgehung nationaler Vorschriften durch Standortwechsel.

Basel-I, Basel-II und Basel-III: Die Entwicklung der Bankenregulierung

Die bekanntesten Ergebnisse der Arbeit des Basel-Komitees sind die sogenannten Basel-Regelwerke, die sich in mehrere Generationen unterteilen lassen.

Basel I (1988)

Das erste Basel-Abkommen führte Mindestkapitalanforderungen für Banken ein. Es legte fest, dass Banken mindestens 8 % ihres risikogewichteten Kreditportfolios mit Eigenkapital unterlegen müssen. Das Ziel war, Insolvenzen durch zu hohe Verschuldung zu verhindern.

Basel II (2004)

Dieses Regelwerk verfeinerte die Eigenkapitalanforderungen und führte drei Säulen ein:

  1. Mindestkapitalanforderungen: Banken müssen Risiken detaillierter bewerten und entsprechend mehr Kapital vorhalten.
  2. Aufsichtsrechtliche Überprüfung: Bankenaufsichtsbehörden erhalten erweiterte Kontrollmöglichkeiten.
  3. Marktdisziplin: Banken müssen transparent über ihre Risiken und Kapitalausstattung berichten.

Allerdings zeigte die Finanzkrise 2008, dass Basel II Schwächen in der Risikobewertung aufwies, insbesondere bei komplexen Finanzprodukten.

Basel III (2010 – 2017)

Als Reaktion auf die Finanzkrise wurde Basel III entwickelt. Es erhöhte die Anforderungen an die Kapital- und Liquiditätsausstattung:

  • Erhöhung der Eigenkapitalquote: Banken müssen einen höheren Anteil an hartem Kernkapital (Common Equity Tier 1, CET1) halten.
  • Einführung einer Verschuldungsquote (Leverage Ratio): Diese begrenzt das Verhältnis von Eigenkapital zu Bilanzsumme.
  • Neue Liquiditätsregeln: Banken müssen über ausreichend liquide Mittel verfügen, um kurzfristige Krisen zu überstehen.
  • Systemrelevante Banken (G-SIBs): Große Banken mit globaler Bedeutung müssen zusätzliche Kapitalpuffer halten.

Basel III wurde in vielen Ländern schrittweise umgesetzt und ist heute die Grundlage für moderne Bankenregulierung.

Basel IV: Erweiterung der Reformen

Der Begriff Basel IV wird für die jüngsten Änderungen der Basel-III-Regeln verwendet. Diese beinhalten unter anderem:

  • Begrenzung interner Risikomodelle: Banken dürfen Risiken nicht mehr zu optimistisch berechnen.
  • Erhöhung der Standardansätze: Banken, die keine internen Modelle nutzen, müssen mehr Kapital für Risiken vorhalten.
  • Verschärfte Offenlegungspflichten: Mehr Transparenz über Kapitalanforderungen und Risikopositionen.

Die vollständige Umsetzung dieser Regeln ist bis 2028 geplant.

Bedeutung für die Finanzstabilität

Die Basel-Regeln tragen dazu bei, dass Banken solider finanziert sind und besser auf Krisen reagieren können. Sie haben dazu beigetragen, das Finanzsystem nach der Finanzkrise 2008 zu stabilisieren. Kritiker bemängeln jedoch:

  • Hohe regulatorische Kosten: Kleine und mittlere Banken haben Schwierigkeiten, die Basel-Anforderungen umzusetzen.
  • Einschränkung der Kreditvergabe: Strenge Kapitalanforderungen könnten die Kreditvergabe an Unternehmen erschweren.
  • Unterschiedliche Umsetzung: Einige Länder setzen die Regeln strenger um als andere, was zu Wettbewerbsverzerrungen führen kann.

Internationale Zusammenarbeit

Das Basel-Komitee arbeitet eng mit anderen internationalen Organisationen zusammen:

  • Finanzstabilitätsrat (FSB): Entwicklung von Maßnahmen für systemrelevante Banken.
  • Internationaler Währungsfonds (IWF): Unterstützung von Ländern bei der Umsetzung der Basel-Standards.
  • Europäische Zentralbank (EZB) und Europäische Bankenaufsicht (EBA): Anpassung der Basel-Regeln an das europäische Bankensystem.

Fazit

Das Basel-Komitee für Bankenaufsicht (BCBS) ist ein zentraler Akteur in der globalen Finanzregulierung. Seine Basel-Regelwerke haben die Stabilität des Bankensektors verbessert und tragen dazu bei, Finanzkrisen zu vermeiden. Mit Basel III und den Erweiterungen von Basel IV wurden die Kapital- und Liquiditätsanforderungen erheblich verschärft. Trotz Kritik an hohen Kosten und potenziellen Einschränkungen der Kreditvergabe bleibt das Basel-Komitee eine entscheidende Institution für die Sicherheit und Transparenz des internationalen Bankensystems.