Bezugsrechtshandel Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Bezugsrechtsabschlag Nächster Begriff: Bezugsverhältnis

Ein wichtiger Bestandteil von Kapitalerhöhungen, der Aktionären und Investoren zusätzliche Flexibilität und Chancen bietet

Der Bezugsrechtshandel ist ein Finanzbegriff, der den Handel mit Bezugsrechten beschreibt. Bezugsrechte sind spezielle Rechte, die bestehenden Aktionären im Rahmen einer Kapitalerhöhung eingeräumt werden und ihnen die Möglichkeit geben, neue Aktien eines Unternehmens zu einem festgelegten Preis (Bezugspreis) zu erwerben. Der Bezugsrechtshandel ermöglicht es Aktionären, diese Rechte an andere Investoren zu verkaufen oder zusätzliche Bezugsrechte zu erwerben, um ihre Beteiligung am Unternehmen zu erhöhen.

Merkmale des Bezugsrechtshandels

  1. Handelbarkeit: Bezugsrechte können in der Regel an der Börse gehandelt werden, ähnlich wie Aktien. Dies bietet den Aktionären die Flexibilität, ihre Bezugsrechte zu monetarisieren oder zusätzliche Bezugsrechte zu kaufen.

  2. Befristung: Der Handel mit Bezugsrechten ist zeitlich begrenzt und findet während der Bezugsfrist statt. Nach Ablauf der Bezugsfrist verfallen nicht ausgeübte Bezugsrechte wertlos.

  3. Preisbildung: Der Preis von Bezugsrechten wird durch Angebot und Nachfrage an der Börse bestimmt. Er hängt von mehreren Faktoren ab, darunter der aktuelle Aktienkurs, der Bezugspreis und die Erwartungen der Anleger hinsichtlich der zukünftigen Kursentwicklung der Aktie.

Vorteile des Bezugsrechtshandels

  1. Flexibilität für Aktionäre: Aktionäre, die ihre Bezugsrechte nicht ausüben möchten, können diese an der Börse verkaufen und so zusätzlichen Gewinn erzielen.

  2. Chancen für Investoren: Investoren, die nicht zu den bestehenden Aktionären gehören, haben die Möglichkeit, Bezugsrechte zu erwerben und neue Aktien zu einem günstigen Preis zu kaufen.

  3. Liquidität: Der Bezugsrechtshandel erhöht die Liquidität am Markt, da er zusätzliche Handelsmöglichkeiten für Investoren schafft.

Ablauf des Bezugsrechtshandels

  1. Ankündigung: Das Unternehmen kündigt die Kapitalerhöhung und die Ausgabe von Bezugsrechten an. Es informiert die Aktionäre über die Bezugsfrist und die Bedingungen des Bezugsangebots.

  2. Zuteilung der Bezugsrechte: Bestehende Aktionäre erhalten Bezugsrechte im Verhältnis zu ihren gehaltenen Aktien. Diese Rechte berechtigen sie, neue Aktien zu einem festgelegten Bezugspreis zu erwerben.

  3. Handel an der Börse: Während der Bezugsfrist können Aktionäre ihre Bezugsrechte an der Börse handeln. Sie können diese Rechte verkaufen, wenn sie die neuen Aktien nicht erwerben möchten, oder zusätzliche Bezugsrechte kaufen, um mehr neue Aktien zu erwerben.

  4. Ausübung der Bezugsrechte: Aktionäre, die ihre Bezugsrechte ausüben möchten, müssen dies innerhalb der Bezugsfrist tun und den Bezugspreis für die neuen Aktien zahlen.

Beispiel

Ein Unternehmen plant eine Kapitalerhöhung und gibt Bezugsrechte im Verhältnis 1:4 aus. Das bedeutet, dass ein Aktionär für jede 4 gehaltenen Aktien ein Bezugsrecht erhält, um eine neue Aktie zu einem Bezugspreis von 30 Euro zu erwerben. Der aktuelle Marktpreis der Aktie beträgt 40 Euro. Während der Bezugsfrist kann ein Aktionär, der 100 Aktien besitzt, seine 25 Bezugsrechte (100/4) an der Börse verkaufen oder zusätzliche Bezugsrechte erwerben, um mehr neue Aktien zu kaufen.

Berechnung des Werts eines Bezugsrechts

Der Wert eines Bezugsrechts kann anhand der Differenz zwischen dem aktuellen Aktienkurs und dem Bezugspreis berechnet werden, unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses. Die Formel lautet:

\[ \text{Wert des Bezugsrechts} = \frac{\text{Aktienkurs} - \text{Bezugspreis}}{\text{Anzahl der alten Aktien je neue Aktie} + 1} \]

Beispiel: Wenn der Aktienkurs 40 Euro beträgt und der Bezugspreis 30 Euro ist, bei einem Bezugsverhältnis von 1:4, ergibt sich:

\[ \text{Wert des Bezugsrechts} = \frac{40 - 30}{4 + 1} = \frac{10}{5} = 2 \text{ Euro} \]

Fazit

Der Bezugsrechtshandel ist ein wichtiger Bestandteil von Kapitalerhöhungen, der Aktionären und Investoren zusätzliche Flexibilität und Chancen bietet. Er ermöglicht es bestehenden Aktionären, ihre Bezugsrechte zu monetarisieren oder ihre Beteiligung am Unternehmen zu erhöhen, während neue Investoren Zugang zu neuen Aktien zu attraktiven Preisen erhalten. Der Handel mit Bezugsrechten trägt zur Marktliquidität bei und bietet eine dynamische Möglichkeit, Kapitalerhöhungen effizient durchzuführen.