Buchgeld Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Zahlungsmittel Nächster Begriff: Giralgeld
Ein wesentlicher Bestandteil des modernen Finanzsystems, der die Grundlage für den Großteil des Zahlungsverkehrs bildet
Buchgeld ist ein zentraler Begriff in der Finanzwirtschaft und bezeichnet das nicht physisch vorhandene, sondern in Konten geführte Geld. Es stellt den größten Teil der heutigen Geldmenge dar und ist eine Grundlage des modernen Zahlungsverkehrs. Im Gegensatz zu Bargeld, das in Form von Münzen und Banknoten existiert, handelt es sich bei Buchgeld um rein elektronische oder buchhalterische Einträge in den Systemen von Banken und anderen Finanzinstitutionen.
Buchgeld entsteht und wird verwaltet durch Buchungen auf Girokonten, Sparbüchern oder anderen Kontenarten. Der Zugriff auf Buchgeld erfolgt über Überweisungen, Lastschriften, Kreditkartenzahlungen oder digitale Zahlungsdienste. In der heutigen Wirtschaftswelt gewinnt Buchgeld zunehmend an Bedeutung, da der bargeldlose Zahlungsverkehr weltweit stark wächst.
Entstehung und Schöpfung von Buchgeld
Buchgeld wird hauptsächlich durch die Kreditvergabe von Banken geschaffen. Wenn eine Bank einem Kunden einen Kredit gewährt, schreibt sie den Kreditbetrag dem Konto des Kunden gut. Es handelt sich dabei um eine Giralgeldschöpfung, da kein bestehendes Bargeld hinterlegt werden muss. Der Kreditnehmer kann dieses Geld für Zahlungen verwenden, wodurch es weiter in den Wirtschaftskreislauf gelangt.
Die Schöpfung von Buchgeld basiert auf dem Teilreservesystem (Mindestreserve-System). Banken sind verpflichtet, nur einen Bruchteil ihrer Einlagen als Reserve zu halten, während sie den Großteil als Kredite vergeben können. Dadurch kann eine Bank mit einem kleinen Reservebetrag eine viel größere Menge an Buchgeld erzeugen.
Die folgende vereinfachte Formel zeigt, wie viel Buchgeld eine Bank unter Berücksichtigung des Mindestreservesatzes schaffen kann:
Maximales Buchgeld = Einlage / Mindestreservequote
Angenommen, eine Bank hat eine Mindestreservequote von 10 % und erhält eine Einlage von 1.000 Euro, dann kann sie insgesamt 10.000 Euro an Buchgeld erzeugen:
10.000 € = 1.000 € / 0,10
Dieses Prinzip wird als Geldschöpfungsmultiplikator bezeichnet. Es zeigt, dass Banken durch die Kreditvergabe mehr Buchgeld in den Umlauf bringen, als sie tatsächlich an Bargeldreserven besitzen.
Vorteile von Buchgeld
Die Nutzung von Buchgeld bringt zahlreiche Vorteile mit sich:
- Schnelle Transaktionen: Überweisungen, Kartenzahlungen und digitale Transaktionen können in Sekunden durchgeführt werden.
- Sicherheit: Im Vergleich zu Bargeld besteht ein geringeres Risiko von Diebstahl oder Verlust.
- Effizienz für Unternehmen und Verbraucher: Automatisierte Zahlungssysteme erleichtern den Zahlungsverkehr und ermöglichen eine bessere Verwaltung von Finanzen.
- Förderung des Wirtschaftswachstums: Durch die Möglichkeit der Geldschöpfung kann Buchgeld zur Finanzierung von Investitionen beitragen.
Risiken und Nachteile
Trotz der zahlreichen Vorteile gibt es auch Risiken im Zusammenhang mit Buchgeld:
- Abhängigkeit von Banken: Da Buchgeld nur in Form von Bankguthaben existiert, sind Nutzer auf die Funktionsfähigkeit der Banken angewiesen.
- Gefahr von Bank Runs: Wenn viele Kunden gleichzeitig ihr Geld abheben möchten, kann es zu einem Liquiditätsengpass kommen.
- Inflationsgefahr: Eine übermäßige Schöpfung von Buchgeld kann zu Inflation führen, wenn zu viel Geld im Umlauf ist.
- Cyberrisiken: Buchgeld ist anfällig für Cyberkriminalität, Hackerangriffe und technische Störungen.
Unterschiede zwischen Buchgeld und Bargeld
| Merkmal | Buchgeld | Bargeld |
|---|---|---|
| Form | Elektronisch, als Kontoguthaben | Physische Banknoten und Münzen |
| Nutzung | Überweisungen, Kartenzahlungen, Online-Banking | Barzahlung, Geldautomatenauszahlung |
| Sicherheit | Anfällig für Hackerangriffe, aber kein physisches Diebstahlrisiko | Kann gestohlen oder verloren werden |
| Einfluss auf Geldmenge | Kann durch Geldschöpfung der Banken vermehrt werden | Wird von der Zentralbank gesteuert |
Die Zukunft des Buchgeldes
Mit der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft wird Buchgeld eine noch größere Rolle spielen. Neue Technologien wie digitale Zentralbankwährungen (CBDCs), Kryptowährungen und innovative Zahlungssysteme könnten das Buchgeld in seiner heutigen Form weiterentwickeln. Regulierungsbehörden und Zentralbanken arbeiten daran, den Zahlungsverkehr sicherer und effizienter zu gestalten.
Fazit
Buchgeld ist ein wesentlicher Bestandteil des modernen Finanzsystems und bildet die Grundlage für den Großteil des Zahlungsverkehrs. Es ermöglicht schnelle, sichere und effiziente Transaktionen, birgt aber auch Risiken wie Cyberangriffe und Inflation. Die fortschreitende Digitalisierung könnte die Bedeutung von Buchgeld weiter verstärken, während neue Technologien und Regulierungen dessen Nutzung weiterentwickeln werden.