Edelmetalle Börsenlexikon Vorheriger Begriff: ECU (European Currency Unit) Nächster Begriff: EdW (Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen)

Eine Gruppe von Metallen wie Gold, Silber, Platin und Palladium, die aufgrund ihrer Seltenheit, Korrosionsbeständigkeit und wirtschaftlichen Bedeutung als Wertanlage oder in der Industrie genutzt werden

Edelmetalle sind eine Gruppe chemischer Elemente, die sich durch besondere physikalische und chemische Eigenschaften auszeichnen. Sie sind korrosionsbeständig, reagieren nur sehr schwach mit anderen Stoffen und besitzen einen hohen Glanz. Aufgrund ihrer Seltenheit, Beständigkeit und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten spielen sie seit Jahrtausenden eine zentrale Rolle als Wertaufbewahrungsmittel, Schmuckmaterial, Industriemetall und Anlageklasse. Zu den klassischen Edelmetallen zählen Gold, Silber, Platin und Palladium; daneben werden auch andere Elemente wie Rhodium, Ruthenium, Iridium und Osmium dieser Gruppe zugerechnet.

Chemische und physikalische Eigenschaften

Edelmetalle zeichnen sich durch ihre geringe chemische Reaktivität aus. Im Gegensatz zu unedlen Metallen wie Eisen oder Kupfer oxidieren oder korrodieren sie kaum. Diese Eigenschaft macht sie besonders langlebig und wertbeständig.

Weitere typische Eigenschaften:

  1. Hoher Glanz und gute Polierbarkeit, weshalb sie für Schmuck und Münzen ideal geeignet sind.

  2. Hohe Dichte und relativ hohes Atomgewicht.

  3. Gute elektrische Leitfähigkeit, insbesondere bei Gold, Silber und Palladium.

  4. Hoher Schmelzpunkt, was sie für technische Anwendungen in Extremsituationen geeignet macht.

Wichtige Edelmetalle im Überblick

  1. Gold (Au)

    • Bekanntestes Edelmetall und seit Jahrtausenden Zahlungsmittel, Schmuck- und Anlageobjekt.

    • Eigenschaften: Hohe Korrosionsbeständigkeit, hervorragende Verformbarkeit, sehr gute elektrische Leitfähigkeit.

    • Verwendung: Schmuck, Münzen, Barren, Zahntechnik, Elektronik (Kontakte, Leiterplatten).

  2. Silber (Ag)

    • Historisch ebenfalls Zahlungsmittel, heute stark in der Industrie nachgefragt.

    • Eigenschaften: Beste elektrische und thermische Leitfähigkeit aller Metalle.

    • Verwendung: Schmuck, Münzen, Medaillen, Photovoltaik, Elektronik, Medizintechnik (antibakterielle Wirkung).

  3. Platin (Pt)

    • Sehr selten und korrosionsbeständig, schwerer als Gold.

    • Verwendung: Schmuck, Katalysatoren in der Automobilindustrie, Chemieanlagen, Medizintechnik.

  4. Palladium (Pd)

    • Chemisch ähnlich wie Platin, mit besonderer Fähigkeit zur Bindung von Wasserstoff.

    • Verwendung: Abgaskatalysatoren, Elektronik, Zahntechnik, Schmuck.

  5. Weitere Platinmetalle (Rhodium, Ruthenium, Iridium, Osmium):

    • Sehr selten, hohe Preise.

    • Spezielle Einsatzgebiete in der Industrie, Chemie und Technik (z. B. Rhodiumbeschichtungen, Ruthenium in Elektronik).

Edelmetalle als Anlageform

Edelmetalle haben seit jeher eine besondere Funktion als Wertaufbewahrungsmittel und gelten als „sicherer Hafen“ in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.

Typische Anlageformen:

  1. Physisches Investment: Barren, Münzen, Medaillen. Vorteil: Direkter Besitz, Nachteil: Lager- und Versicherungskosten.

  2. Wertpapiere: Zertifikate, Exchange Traded Commodities (ETCs), Fonds oder Minenaktien. Vorteil: Handelbarkeit, Nachteil: Kontrahentenrisiko.

  3. Industrielle Nachfrage: Neben dem Anlagecharakter spielt die industrielle Verwendung eine Rolle, die Preise stark beeinflusst.

Preisbildung und Märkte

Die Preise für Edelmetalle werden an internationalen Rohstoffbörsen (z. B. London Metal Exchange, COMEX in New York) bestimmt. Faktoren, die die Preisentwicklung beeinflussen:

  1. Angebot und Nachfrage: Seltenheit und Förderung (Bergbau, Recycling) bestimmen das Angebot.

  2. Makroökonomische Faktoren: Inflation, Zinsen, Wechselkurse und Konjunkturentwicklung.

  3. Geopolitische Unsicherheit: Edelmetalle gelten als „Krisenwährungen“.

  4. Industrielle Nachfrage: Besonders bei Silber, Platin und Palladium spielt der industrielle Bedarf eine zentrale Rolle.

Wirtschaftliche und finanzielle Bedeutung

  1. Gold als Reservewährung: Zentralbanken halten Goldreserven zur Absicherung ihrer Währungen.

  2. Silber in der Energiewende: Hohe Nachfrage in der Photovoltaik-Industrie.

  3. Platin und Palladium in der Automobilindustrie: Schlüsselrolle in Katalysatoren.

  4. Rhodium und Ruthenium in der Elektronik: Wichtige Spezialanwendungen.

Risiken und Herausforderungen

Obwohl Edelmetalle als sicher gelten, gibt es auch Risiken:

  1. Hohe Volatilität: Preise können stark schwanken, besonders bei Silber und Palladium.

  2. Keine laufenden Erträge: Im Gegensatz zu Aktien oder Anleihen werfen Edelmetalle keine Dividenden oder Zinsen ab.

  3. Abhängigkeit von Minenförderung: Politische Instabilität in Förderländern (z. B. Südafrika, Russland) kann Versorgung und Preise beeinflussen.

  4. Umweltbelastung: Förderung und Verarbeitung sind energieintensiv und ökologisch problematisch.

Historische Rolle

Edelmetalle waren über Jahrhunderte die Basis vieler Währungssysteme (Silberstandard, Goldstandard). Der US-Dollar war bis 1971 im Bretton-Woods-System an Gold gekoppelt. Heute spielen Edelmetalle keine direkte Rolle mehr im offiziellen Währungssystem, haben aber ihre Funktion als Krisenreserve und Inflationsschutz behalten.

Fazit

Edelmetalle sind eine besondere Rohstoffgruppe mit einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften. Sie sind aufgrund ihrer Seltenheit, Beständigkeit und vielfältigen Verwendbarkeit von hoher wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung. Neben ihrer Rolle als Schmuck und Anlageinstrument spielen sie in der Industrie – insbesondere in Elektronik, Energietechnik und Automobilbau – eine immer wichtigere Rolle. Für Investoren gelten sie als Schutz vor Inflation und Krisen, allerdings unterliegen sie Preisschwankungen und bringen keine laufenden Erträge. Ihre Doppelrolle als Anlagegut und Industriemetall macht Edelmetalle zu einem unverzichtbaren Bestandteil der modernen Wirtschaft.