EFP Markt (Exchange for Physical) Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Markteffizienzhypothese Nächster Begriff: Eigene Aktien (Treasury Stocks/Shares)

Ein Mechanismus an Terminbörsen, bei dem Futures-Kontrakte gegen die zugrunde liegenden physischen Vermögenswerte oder Korbpositionen privat verhandelt und ausgetauscht werden, um Liquidität zu optimieren und Marktrisiken zu managen

Der EFP-Markt (Exchange for Physical) bezeichnet ein spezielles Marktsegment innerhalb des Terminhandels, in dem ein Terminkontrakt (Futures-Kontrakt) gegen das zugrunde liegende Basisinstrument (Physical) getauscht wird. Der Begriff stammt aus dem angloamerikanischen Finanzjargon und beschreibt eine außerbörsliche Vereinbarung, bei der ein Marktteilnehmer eine Position im Futures-Markt auflöst, indem er gleichzeitig eine äquivalente physische Position übernimmt oder umgekehrt. Diese Transaktion ermöglicht es den Parteien, Positionen effizient zu verschieben oder zu glätten, ohne auf dem offenen Markt handeln zu müssen.

Grundstruktur und Funktionsweise

Ein Exchange for Physical (EFP) ist eine bilaterale Transaktion, bei der zwei Parteien gleichzeitig:

  1. eine Liefervereinbarung über ein physisches Gut oder ein finanzielles Äquivalent treffen (z. B. Anleihen, Aktien, Währungen), und

  2. eine entsprechende, aber entgegengesetzte Terminmarktposition eingehen oder auflösen.

Dabei gilt folgende Grundstruktur:

  • Eine Partei verkauft einen Futures-Kontrakt und kauft gleichzeitig das zugrunde liegende physische Asset.

  • Die Gegenpartei kauft den Futures-Kontrakt und verkauft das physische Asset.

Die Transaktion findet in der Regel außerbörslich (OTC) statt, muss jedoch der Börse gemeldet und gemäß deren Regelwerk verbucht werden. In vielen Fällen dient der EFP dem Positionsmanagement, der Risikosteuerung oder der physikalischen Lieferung von Kontrakten, ohne sich der Marktvolatilität bei börslichem Handel auszusetzen.

Anwendungsbereiche

Der EFP-Markt kommt insbesondere in Märkten mit klar definierten physischen Basiswerten zum Einsatz, darunter:

  • Zinsfutures (z. B. Bund-Futures auf deutsche Staatsanleihen)

  • Währungsfutures

  • Rohstoffmärkte (z. B. Öl, Gold, Agrarprodukte)

  • Aktienindex-Futures, bei denen gegen entsprechende Aktienportfolios getauscht wird

Die Marktteilnehmer, die EFP-Geschäfte nutzen, sind typischerweise:

  • Institutionelle Investoren

  • Händler mit Zugang zu physischen Märkten

  • Arbitrageure

  • Hedger (z. B. Unternehmen mit physischem Rohstoffbedarf)

Ziele und Vorteile

Der EFP bietet zahlreiche Vorteile für professionelle Marktteilnehmer:

  1. Glättung von Positionen
    Teilnehmer können bestehende Futures-Positionen durch Übernahme der physischen Position schließen – oder umgekehrt.

  2. Absicherung (Hedging)
    Ein Hedger kann eine physische Position durch eine entgegengesetzte Terminposition glattstellen, ohne Preisrisiko auf dem offenen Markt einzugehen.

  3. Diskrete Durchführung
    Da der Tausch außerbörslich erfolgt, werden größere Volumina ohne Beeinflussung des Börsenkurses abgewickelt.

  4. Arbitragemöglichkeiten
    Bei Preisabweichungen zwischen Spot- und Terminmärkten erlaubt ein EFP-Geschäft die Ausnutzung von Ineffizienzen.

  5. Lieferabwicklung
    Insbesondere in Rohstoffmärkten dient der EFP zur Organisation der physischen Lieferung außerhalb des standardisierten Börsenprozesses, aber innerhalb der regulatorischen Rahmenbedingungen.

Preisbildung im EFP-Markt

Der Preis eines EFP-Geschäfts ergibt sich aus dem Spread zwischen Futures-Preis und Spotpreis des Basiswerts. Maßgeblich beeinflusst wird dieser Spread durch:

  • Restlaufzeit des Futures

  • Zinssätze (Finanzierungskosten)

  • Lager- oder Transaktionskosten (bei physischen Gütern)

  • Liquiditätslage und Marktvolatilität

  • Dividenden (bei Aktienindizes)

Der Spread kann in beide Richtungen von null abweichen, wobei eine faire Bewertung sicherstellen muss, dass kein struktureller Vorteil entsteht, außer durch legitime Arbitragemöglichkeiten.

Beispiel eines EFP-Geschäfts

Ein Händler hält eine Long-Position in Bund-Futures mit Fälligkeit in drei Monaten. Gleichzeitig möchte er sich mit physischen Bundesanleihen eindecken, um ein Portfolio zu strukturieren. Ein anderer Marktteilnehmer hält physische Bundesanleihen und möchte sich gegen Zinsänderungen absichern.

Beide vereinbaren einen EFP:

  • Händler A verkauft seine Bund-Future-Position.

  • Händler B kauft den Bund-Future und überträgt die Bundesanleihen an Händler A.

Beide Geschäfte erfolgen gleichzeitig und zu einem vereinbarten Preis, der den Finanzierungskosten für die Laufzeit des Futures entspricht.

Regulatorischer Rahmen und Abwicklung

EFP-Transaktionen sind in vielen Terminbörsen (z. B. Eurex, CME, ICE) erlaubt, unterliegen jedoch:

  • der Anzeigepflicht bei der jeweiligen Börse,

  • spezifischen Anforderungen hinsichtlich Transparenz und Dokumentation,

  • der Gleichwertigkeit der getauschten Positionen, um Marktmanipulation auszuschließen.

In der Praxis müssen die Geschäfte innerhalb eines definierten Zeitrahmens nachträglich an die Börse gemeldet werden, wo sie clearingtechnisch erfasst und verarbeitet werden.

Abgrenzung zu verwandten Konzepten

Neben dem EFP existieren ähnliche Mechanismen wie:

  • Exchange for Risk (EFR): Tausch eines Futures gegen eine andere, risikogleichwertige Derivatposition

  • Exchange for Swap (EFS): Tausch eines Futures gegen ein Swapgeschäft

  • Block Trades: Große, direkt ausgehandelte Geschäfte, die gesondert abgewickelt werden

Diese Konstruktionen zielen ebenfalls auf effizientes Risikomanagement, unterscheiden sich jedoch in der Art der getauschten Positionen.

Bedeutung und Effizienz

Der EFP-Markt ist ein wichtiges Element der professionellen Handelsinfrastruktur, da er:

  • Liquidität erhöht, ohne sichtbare Auswirkungen auf den offenen Börsenhandel,

  • die Verknüpfung von Spot- und Terminmärkten ermöglicht,

  • eine Kosteneffizienz durch bilaterale Vereinbarungen bietet,

  • Flexibilität bei der Abwicklung von physischen und finanziellen Positionen schafft.

Für die Marktstabilität ist die Existenz funktionierender EFP-Strukturen wichtig, da sie Arbitrageprozesse erleichtern, Preisfindung unterstützen und Marktineffizienzen abbauen.

Fazit

Der EFP-Markt („Exchange for Physical“) ist ein bedeutendes Werkzeug im professionellen Handel mit Termin- und Kassapositionen. Er ermöglicht den synchronisierten Tausch von Futures-Kontrakten gegen physische Basiswerte, wobei die Transaktionen außerbörslich vereinbart, aber unter Börsenaufsicht abgewickelt werden. Die Anwendung reicht von Hedging über Arbitrage bis zur effizienten Abwicklung von physischen Lieferungen. Trotz seines spezialisierten Charakters trägt der EFP-Markt wesentlich zur Effizienz, Stabilität und Flexibilität moderner Finanzmärkte bei.