Emerging Markets Fonds Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Emerging Markets Nächster Begriff: Emissionsbank
Ein Investmentfonds, der überwiegend in Wertpapiere aus Schwellenländern investiert, um von deren Wachstumspotenzial zu profitieren, jedoch mit erhöhten Risiken durch politische und wirtschaftliche Instabilität
Ein Emerging Markets Fonds ist ein Investmentfonds, der sein Kapital überwiegend in Unternehmen oder Staatsanleihen von Schwellenländern investiert. Der Begriff „Emerging Markets“ bezieht sich auf Länder, die sich in einem Entwicklungsprozess von einer niedrigen hin zu einer mittleren oder hohen Einkommensstruktur befinden und deren Volkswirtschaften ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial aufweisen. Typische Beispiele für Schwellenländer sind Brasilien, Indien, Indonesien, Mexiko, Südafrika, die Türkei oder Vietnam. Auch China gehört trotz seiner wirtschaftlichen Größe in vielen Fondsdefinitionen noch zum Kreis der Emerging Markets, da strukturelle Herausforderungen weiterhin bestehen.
Merkmale und Zielsetzung von Emerging Markets Fonds
Ein Emerging Markets Fonds verfolgt das Ziel, Anlegern Zugang zu Wachstumsmärkten zu verschaffen, die langfristig eine höhere Rendite versprechen als entwickelte Volkswirtschaften. Investitionen in diese Regionen sollen insbesondere vom Wirtschaftswachstum, der zunehmenden Industrialisierung, Urbanisierung und der demografischen Entwicklung profitieren. Gleichzeitig bieten viele dieser Länder ein hohes Maß an natürlichen Ressourcen, eine junge Bevölkerung und ein zunehmendes Maß an Integration in die Weltwirtschaft.
Fondsmanager von Emerging Markets Fonds wählen je nach Strategie unterschiedliche Anlageklassen aus. Dabei kann es sich um Aktien, Anleihen oder eine Mischform handeln. Auch regionale Schwerpunkte sind möglich, etwa Fonds, die ausschließlich in asiatische Schwellenländer oder in Lateinamerika investieren. Ebenso gibt es Unterschiede hinsichtlich des Investmentstils, beispielsweise ob der Fonds aktiv gemanagt wird oder einem passiven Index folgt.
Chancen und Potenziale
Schwellenländer weisen in der Regel ein höheres Wirtschaftswachstum als Industrienationen auf. Gründe dafür sind unter anderem:
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Demografische Entwicklung: Viele Emerging Markets verfügen über eine junge und wachsende Bevölkerung, was zu einer steigenden Konsumnachfrage und einem erhöhten Arbeitskräfteangebot führt.
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Aufholpotenzial: Aufgrund ihres Entwicklungsstandes bieten Schwellenländer ein enormes wirtschaftliches Aufholpotenzial, insbesondere im Bereich Infrastruktur, Bildung, Digitalisierung und Gesundheitswesen.
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Ressourcenreichtum: Rohstoffe und natürliche Ressourcen wie Erdöl, Gas, Metalle oder Agrarprodukte sind in vielen dieser Länder reichlich vorhanden, was eine zusätzliche Einnahmequelle darstellt.
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Produktionsstandorte: Viele multinationale Konzerne verlagern Teile ihrer Produktion in kostengünstigere Schwellenländer, was Investitionen und Technologietransfer in die Regionen bringt.
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Steigende Binnenmärkte: Mit wachsendem Wohlstand entsteht in vielen Emerging Markets eine konsumfreudige Mittelschicht, die neue Absatzmärkte eröffnet.
Risiken und Herausforderungen
Trotz der attraktiven Perspektiven sind Investitionen in Emerging Markets mit erheblichen Risiken verbunden. Diese können unter anderem folgende Aspekte betreffen:
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Politische Instabilität: Korruption, unklare Eigentumsrechte, autoritäre Regierungsformen oder mangelnde Rechtsstaatlichkeit können die Planbarkeit von Investitionen stark beeinträchtigen.
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Währungsrisiken: Da die meisten Investments in lokaler Währung getätigt werden, besteht das Risiko von Währungsverlusten, wenn sich der Wechselkurs negativ entwickelt.
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Volatilität der Märkte: Kapitalmärkte in Schwellenländern gelten als weniger liquide und stärker schwankend. Politische Entscheidungen oder externe Schocks wirken sich oft direkt und heftig auf Kurse und Renditen aus.
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Regulatorische Unsicherheiten: Unterschiedliche Standards bei Bilanzierung, Offenlegungspflichten oder Anlegerschutz können das Vertrauen in Unternehmen oder Märkte beeinträchtigen.
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Abhängigkeit von Rohstoffen oder Exporten: Einige Schwellenländer sind stark auf einzelne Wirtschaftszweige wie Rohstoffexporte angewiesen, was die volkswirtschaftliche Stabilität anfällig für externe Preis- oder Nachfrageschwankungen macht.
Unterschiede zwischen aktiv und passiv gemanagten Emerging Markets Fonds
Bei der Auswahl eines Emerging Markets Fonds können Anleger zwischen aktiv und passiv gemanagten Fonds wählen. Ein aktiv gemanagter Fonds wird von einem Fondsmanagement-Team betreut, das auf Basis fundamentaler Analysen gezielt Einzeltitel auswählt. Ziel ist es, durch aktives Handeln eine Überrendite gegenüber dem Markt zu erzielen. Dies setzt ein hohes Maß an Marktkenntnis, lokaler Expertise und regelmäßiger Überprüfung des Portfolios voraus. Die Kosten solcher Fonds sind in der Regel höher, da Managementgebühren, Transaktionskosten und weitere laufende Kosten anfallen.
Ein passiver Fonds – meist in Form eines Exchange Traded Funds (ETF) – bildet einen Index nach, der typische Schwellenländer abbildet. Bekannte Indizes in diesem Bereich sind der MSCI Emerging Markets Index oder der FTSE Emerging Markets Index. Da bei passiven Fonds kein aktives Management erfolgt, sind die Kosten in der Regel niedriger. Dafür besteht das Risiko, dass negative Entwicklungen im Markt ungebremst durchschlagen, da keine aktive Steuerung erfolgt.
Rolle von ESG-Kriterien bei Emerging Markets Fonds
In den letzten Jahren ist die Bedeutung von Nachhaltigkeit auch bei Investments in Schwellenländer gewachsen. Viele Fonds berücksichtigen sogenannte ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance), um ökologische, soziale und unternehmensethische Risiken zu minimieren. Dies stellt Fondsmanager in Emerging Markets jedoch vor besondere Herausforderungen, da transparente Daten, einheitliche Standards und die Durchsetzung von Normen häufig fehlen. Dennoch versuchen einige Anbieter, durch Positiv- oder Negativselektion nachhaltige Kriterien in die Anlagestrategie zu integrieren.
Steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen
Emerging Markets Fonds unterliegen in Deutschland denselben rechtlichen Rahmenbedingungen wie andere Investmentfonds. Sie sind in der Regel als OGAW (Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren) oder AIF (Alternative Investmentfonds) zugelassen. Steuerlich gelten sie als Investmentvermögen, auf deren Erträge – wie Dividenden oder Kursgewinne – Abgeltungsteuer erhoben wird. Anleger sollten zudem die steuerliche Behandlung von Quellensteuern im jeweiligen Zielland beachten, da dies die Netto-Rendite beeinflussen kann.
Auswahlkriterien für Anleger
Bei der Auswahl eines geeigneten Emerging Markets Fonds sollten folgende Kriterien berücksichtigt werden:
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Fondsstruktur (Aktien-, Renten- oder Mischfonds)
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Art der Verwaltung (aktiv vs. passiv)
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Regionale oder thematische Schwerpunkte
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Historische Wertentwicklung und Risikokennzahlen
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Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio – TER)
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Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien
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Fondsvolumen und Liquidität
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Erfahrung und Reputation des Fondsanbieters
Ein fundierter Vergleich verschiedener Fonds sowie eine Risikoeinschätzung auf Basis der individuellen Anlegerziele ist entscheidend.
Fazit
Ein Emerging Markets Fonds bietet Anlegern die Möglichkeit, an der wirtschaftlichen Entwicklung von Schwellenländern zu partizipieren. Die damit verbundenen Chancen, etwa in Form von überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial und Diversifikation, stehen jedoch erheblichen Risiken gegenüber, die politischer, wirtschaftlicher oder struktureller Natur sein können. Die Auswahl eines geeigneten Fonds erfordert daher eine sorgfältige Abwägung zwischen Renditeerwartung, Risikobereitschaft, Anlagedauer und Kostenstruktur. Besonders in einem langfristig ausgerichteten Portfolio kann ein Emerging Markets Fonds eine sinnvolle Ergänzung darstellen, sofern die mit diesen Märkten verbundenen Unsicherheiten berücksichtigt und aktiv gemanagt werden.