Equity Bewertung Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Equity Nächster Begriff: Equity Carve-Out
Eine Methode zur Bewertung eines Unternehmens, bei der der Wert des Eigenkapitals durch Analyse von Finanzkennzahlen, Ertragsaussichten oder Marktfaktoren bestimmt wird
Equity-Bewertung bezeichnet die Ermittlung des Werts des Eigenkapitals eines Unternehmens. Ziel ist es, den finanziellen Wert zu bestimmen, der den Eigentümern oder Aktionären zusteht. Diese Bewertung spielt eine zentrale Rolle bei Investitionsentscheidungen, Unternehmensübernahmen, Börsengängen, Bilanzanalysen und strategischer Unternehmensplanung. Sie dient außerdem dazu, festzustellen, ob eine Aktie unterbewertet, fair bewertet oder überbewertet ist. Die Equity-Bewertung kann auf verschiedenen methodischen Ansätzen beruhen, die je nach Informationslage, Unternehmensstruktur und Zielsetzung eingesetzt werden.
Grundprinzipien der Equity-Bewertung
Im Zentrum der Equity-Bewertung steht die Frage nach dem ökonomischen Wert des Eigenkapitals eines Unternehmens zu einem bestimmten Stichtag. Dabei kann der Wert als:
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Marktwert (Marktkapitalisierung),
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Buchwert (Eigenkapital laut Bilanz),
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Substanzwert (Wert der Vermögenswerte abzüglich Schulden) oder
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Barwert zukünftiger Zahlungsströme (Discounted Cash Flow, DCF)
bestimmt werden.
Die Auswahl der Methode hängt von mehreren Faktoren ab, insbesondere von der Verfügbarkeit von Marktdaten, dem Bewertungsanlass und der Unternehmensart (börsennotiert oder nicht börsennotiert).
Methoden der Equity-Bewertung
1. Marktwert-Methode (bei börsennotierten Unternehmen)
Der einfachste Ansatz zur Equity-Bewertung ist die Marktkapitalisierung, also der Börsenwert des Eigenkapitals:
Equity Value = Aktienkurs × Anzahl ausstehender Aktien
Diese Methode setzt voraus, dass ein liquider Markt existiert und der aktuelle Börsenkurs eine realistische Bewertung des Unternehmens widerspiegelt. Sie eignet sich für schnelle Bewertungen, bietet jedoch keine Aussage über den inneren Wert und ist anfällig für Marktschwankungen.
2. Discounted-Cash-Flow-Verfahren (DCF)
Das DCF-Verfahren ist ein fundamentaler Bewertungsansatz, bei dem der Wert des Eigenkapitals als Barwert der den Anteilseignern zufließenden zukünftigen Zahlungsströme berechnet wird. Dabei wird insbesondere der sogenannte Free Cash Flow to Equity (FCFE) verwendet, also der nach Investitionen und Schuldentilgung verbleibende Mittelzufluss für die Aktionäre.
Equity Value = Summe der diskontierten zukünftigen FCFE-Zahlungen
Die Diskontierung erfolgt mit den Eigenkapitalkosten (Cost of Equity), die das Risiko der Investition widerspiegeln. Der DCF-Ansatz gilt als theoretisch präzise, erfordert jedoch detaillierte Prognosen, fundierte Annahmen und ist sensitiv gegenüber Veränderungen bei Diskontierungszinssätzen oder Wachstumsannahmen.
3. Residualgewinnverfahren (Residual Income Model)
Dieses Modell basiert auf dem Ansatz, dass der Unternehmenswert über den Buchwert hinaus durch Überschussrenditen entsteht. Dabei wird der Gewinn nach Abzug der Eigenkapitalkosten bewertet. Diese Methode ist besonders nützlich bei Unternehmen mit stabilen Buchwertdaten, aber schwankenden Cashflows.
Equity Value = Buchwert des Eigenkapitals + Summe der diskontierten Residualgewinne
4. Multiplikatorverfahren (Marktvergleichsmethoden)
Bei der relativen Bewertung wird der Wert des Eigenkapitals durch Vergleich mit ähnlichen Unternehmen ermittelt. Dabei kommen sogenannte Multiples zum Einsatz, beispielsweise:
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Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV, engl. P/E-Ratio)
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Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV, engl. P/B)
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Enterprise Value / EBITDA
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Price / Sales (P/S)
Diese Multiplikatoren werden auf vergleichbare Zielgrößen (z. B. Jahresgewinn oder Umsatz) des zu bewertenden Unternehmens angewendet. Vorteilhaft ist die einfache Handhabung und Marktanbindung, jedoch kann die Methode durch Vergleichsfehler oder Markteinflüsse verzerrt werden.
5. Substanzwertverfahren
Der Substanzwert ergibt sich aus der Summe der Vermögenswerte abzüglich der Schulden. Dieses Verfahren wird häufig bei nicht operativ tätigen Gesellschaften oder bei Liquidationsszenarien verwendet. Es berücksichtigt jedoch keine Ertragskraft und ist daher nur eingeschränkt als Maß für den Equity-Wert geeignet.
Unterscheidung: Equity Value vs. Enterprise Value
Im Rahmen der Unternehmensbewertung ist es wichtig, zwischen dem Equity Value und dem Enterprise Value (EV) zu unterscheiden:
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Equity Value: Wert des Eigenkapitals; entspricht dem Anteil, der den Aktionären gehört.
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Enterprise Value: Gesamtunternehmenswert; umfasst Eigen- und Fremdkapital abzüglich liquider Mittel.
Die Beziehung lautet:
Equity Value = Enterprise Value – Nettofinanzverbindlichkeiten
Diese Trennung ist vor allem bei Transaktionen oder Investitionsentscheidungen relevant, da der Kaufpreis auf EV basiert, während der Nutzen für die Aktionäre dem Equity Value entspricht.
Einflussfaktoren auf die Equity-Bewertung
Mehrere Variablen beeinflussen den Equity-Wert eines Unternehmens:
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Ertragslage: Höhe und Stabilität der Gewinne oder Cashflows.
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Wachstumsperspektiven: Erwartetes zukünftiges Umsatz- und Ergebniswachstum.
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Kapitalstruktur: Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital und damit verbundene Risiken.
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Marktumfeld: Zinsniveau, Konjunkturlage, Branchentrends.
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Renditeerwartungen: Kosten des Eigenkapitals als Ausdruck des Marktrisikos.
Equity-Bewertung in der Praxis
In der Praxis wird häufig eine Kombination mehrerer Methoden verwendet, um eine fundierte Bewertung zu erhalten. Dies dient dem Ausgleich methodischer Schwächen und der Erhöhung der Ergebnisrobustheit. Die resultierende Bandbreite an Equity-Werten ermöglicht es Investoren, eine informierte Einschätzung über das Chancen-Risiko-Verhältnis einer Anlageentscheidung zu treffen.
Besondere Bedeutung hat die Equity-Bewertung bei:
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Börsengängen (Initial Public Offerings, IPOs)
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Unternehmensübernahmen und Fusionen (M&A)
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Kapitalerhöhungen und Finanzierungsrunden
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Bewertung von Mitarbeiterbeteiligungen
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Investorenpräsentationen und strategischer Planung
Fazit
Die Equity-Bewertung ist ein zentraler Bestandteil der Unternehmens- und Investmentanalyse. Sie dient dazu, den Wert des Eigenkapitals eines Unternehmens zu bestimmen – sei es auf Basis von Marktpreisen, Fundamentaldaten oder Vergleichswerten. Je nach Methode und Zielsetzung ergeben sich unterschiedliche Bewertungsansätze, deren sachgerechte Anwendung eine präzise Kenntnis der Unternehmensdaten, der Kapitalstruktur und der Marktentwicklung erfordert. Eine fundierte Equity-Bewertung bildet die Grundlage für strategische Finanzentscheidungen und die Bewertung des wirtschaftlichen Werts für Anteilseigner.