Equity Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Equal Weight Nächster Begriff: Equity Bewertung

Ein Anteil am Eigenkapital eines Unternehmens, der durch Aktien repräsentiert wird und Eigentumsrechte sowie potenzielle Gewinnbeteiligungen für Investoren gewährt

Equity bezeichnet im finanzwirtschaftlichen Kontext das Eigenkapital eines Unternehmens oder – in einem weiteren Sinne – den Anteil am Eigentum eines Unternehmens, den Aktionäre oder Gesellschafter halten. Es handelt sich um eine grundlegende Größe der Unternehmensfinanzierung und Bilanzstruktur und spielt eine zentrale Rolle in der Bewertung von Unternehmen, der Kapitalstruktur sowie im Rahmen von Investitionsentscheidungen. Der Begriff „Equity“ wird dabei je nach Zusammenhang unterschiedlich interpretiert: als Buchwert, als Marktwert oder als Oberbegriff für Beteiligungsrechte an Unternehmen.

Equity im bilanztechnischen Sinne

In der Rechnungslegung steht Equity für das Eigenkapital, das in der Bilanz auf der Passivseite ausgewiesen wird. Es stellt den Teil der Finanzierung dar, der dem Unternehmen dauerhaft zur Verfügung steht und nicht zurückgezahlt werden muss – im Gegensatz zum Fremdkapital (z. B. Bankkrediten oder Anleihen).

Die Bestandteile des Eigenkapitals in einer typischen Bilanzstruktur umfassen:

  1. Gezeichnetes Kapital (Grundkapital oder Stammkapital): Der nominale Betrag, den die Gesellschafter bei Gründung eingebracht haben.

  2. Kapitalrücklagen: Mittel, die über das gezeichnete Kapital hinaus eingebracht wurden (z. B. durch Agio bei Aktienemissionen).

  3. Gewinnrücklagen: Aus einbehaltenen Unternehmensgewinnen gebildete Rücklagen.

  4. Bilanzgewinn oder -verlust: Der im Geschäftsjahr erwirtschaftete Überschuss oder Fehlbetrag nach Ergebnisverwendung.

  5. Sonstige Eigenkapitalbestandteile: Dazu zählen unter anderem Bewertungsergebnisse aus der Neubewertung von Vermögenswerten oder Fremdwährungseffekte.

In der internationalen Rechnungslegung nach IFRS kann das Eigenkapital auch weitere Komponenten enthalten, etwa Anteile ohne beherrschenden Einfluss (non-controlling interest) oder sonstige kumulierte Ergebnisse (other comprehensive income).

Equity aus Investorensicht

Aus Sicht eines Anlegers bezeichnet Equity die Beteiligung an einem Unternehmen, also das Eigentumsrecht an einem Anteil des Unternehmenskapitals. Dabei spielt der Begriff insbesondere im Kontext von Aktieninvestitionen eine zentrale Rolle:

  • Public Equity: Beteiligung an börsennotierten Unternehmen durch Erwerb von Aktien.

  • Private Equity: Beteiligung an nicht börsennotierten Unternehmen, oft durch spezialisierte Beteiligungsgesellschaften.

Der Wert dieser Beteiligung lässt sich auf unterschiedliche Weise interpretieren:

  • Buchwert des Eigenkapitals: Entspricht dem in der Bilanz ausgewiesenen Eigenkapital.

  • Marktwert des Eigenkapitals (Marktkapitalisierung): Ergibt sich aus dem Aktienkurs multipliziert mit der Anzahl ausstehender Aktien.

  • Innerer Wert (intrinsic value): Wird durch Bewertung des Unternehmens anhand zukünftiger Zahlungsströme (z. B. mittels Discounted Cashflow-Verfahren) ermittelt.

Rolle in der Unternehmensbewertung

In der Unternehmensbewertung spielt Equity eine zentrale Rolle, insbesondere bei der Ermittlung des Werts für die Anteilseigner. In der Praxis wird häufig zwischen Enterprise Value (EV) und Equity Value unterschieden:

  • Enterprise Value: Der Gesamtwert des Unternehmens, einschließlich Fremdkapital und abzüglich liquider Mittel.

  • Equity Value: Der Wert des Eigenkapitals, also jener Teil des Unternehmenswerts, der den Aktionären gehört.

Die Beziehung zwischen beiden Größen lautet:

Equity Value = Enterprise Value – Nettofinanzverbindlichkeiten

Diese Unterscheidung ist besonders relevant bei Unternehmensübernahmen, da der Kaufpreis in der Regel auf Basis des Enterprise Value vereinbart wird, während der Equity Value die tatsächliche Gegenleistung an die bisherigen Eigentümer widerspiegelt.

Bedeutung von Equity im Kapitalstrukturkontext

Die Höhe und Zusammensetzung des Eigenkapitals sind wesentliche Faktoren für die Finanzierungsstruktur eines Unternehmens. Ein hohes Eigenkapital bedeutet in der Regel:

  • Größere finanzielle Stabilität

  • Höhere Kreditwürdigkeit

  • Geringeres Insolvenzrisiko

Allerdings ist Eigenkapital im Vergleich zu Fremdkapital teurer, da Eigenkapitalgeber ein höheres Risiko tragen und daher eine höhere Rendite erwarten. Diese Überlegung spielt eine wichtige Rolle in der optimierten Kapitalstruktur (Stichwort: Leverage-Effekt), bei der Unternehmen versuchen, durch gezielten Einsatz von Fremdkapital den Eigenkapitalwert zu steigern, ohne die Zahlungsfähigkeit zu gefährden.

Kennzahlen, die Equity einbeziehen, sind unter anderem:

  • Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Gesamtkapital

  • Return on Equity (ROE) = Jahresüberschuss / Eigenkapital

  • Debt-to-Equity Ratio = Fremdkapital / Eigenkapital

Equity in weiteren Kontexten

Neben der klassischen Bilanz- und Investitionsbetrachtung findet der Begriff Equity in weiteren finanzwirtschaftlichen Bereichen Anwendung:

  1. Equity Instruments: Bezeichnung für Finanzinstrumente, die Eigentumsrechte verbriefen – insbesondere Aktien, aber auch Genussscheine oder stille Beteiligungen.

  2. Equity Derivate: Finanzinstrumente, deren Wertentwicklung auf dem Kurs von Aktien basiert (z. B. Aktienoptionen, Aktienindex-Futures).

  3. Equity Financing: Kapitalaufnahme durch die Ausgabe neuer Aktien oder durch Einlagen der Gesellschafter, im Gegensatz zur Debt Financing durch Kredite oder Anleihen.

  4. Equity Compensation: Vergütungsform, bei der Mitarbeiter Anteile am Unternehmen erhalten, etwa in Form von Aktienoptionen oder Restricted Stock Units (RSUs).

  5. Equity Story: Begriff aus dem Kapitalmarktmarketing, der das strategische Narrativ eines Unternehmens beschreibt, um Investoren von der Attraktivität der Aktie zu überzeugen.

Fazit

Equity ist ein zentraler Begriff in der Finanzwelt und beschreibt je nach Kontext entweder das bilanzielle Eigenkapital eines Unternehmens oder die Beteiligung eines Anlegers an einem Unternehmen. Es bildet die Grundlage für zahlreiche betriebswirtschaftliche Analysen, Unternehmensbewertungen und Finanzierungsentscheidungen. Equity stellt das wirtschaftliche Eigentum am Unternehmen dar und reflektiert das Risiko sowie den Anspruch auf zukünftige Erträge. Die sachgerechte Bewertung, Strukturierung und Steuerung von Equity ist für Unternehmen ebenso entscheidend wie für Investoren, da sie maßgeblich über Stabilität, Wertentwicklung und Finanzierungsmöglichkeiten entscheidet.