Excess Return Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Ex-pit Transactions Nächster Begriff: Exchange (Börse)

Ein Überschussrendite, die die Performance einer Anlage über der risikofreien Rendite oder einer Benchmark misst, um die tatsächliche Wertschöpfung durch aktives Management zu bewerten

Excess Return bezeichnet in der Finanzwirtschaft die Differenz zwischen der tatsächlichen Rendite eines Investments und der Rendite einer als risikofrei geltenden Anlage oder eines Vergleichsmaßstabs (Benchmark). Dieser Begriff ist zentral für die Bewertung von Anlagestrategien, da er es ermöglicht, die Leistung eines Investments unabhängig vom allgemeinen Marktniveau zu beurteilen. Die Betrachtung der Excess Return erfolgt häufig im Kontext der Performanceanalyse, des Risikomanagements sowie der Portfoliooptimierung.

Definition und Abgrenzung

Excess Return ist die Mehrrendite eines Investments gegenüber einer Vergleichsbasis, meist einer risikofreien Rendite (z. B. Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit) oder einem Marktindex (z. B. dem MSCI World oder dem DAX). Die Wahl der Vergleichsbasis hängt vom Zweck der Analyse ab. Im Asset Pricing wird häufig die Differenz zur risikofreien Rendite betrachtet, während in der Fondsanalyse oft ein marktspezifischer Index herangezogen wird.

Wird der Vergleich mit der risikofreien Rendite durchgeführt, spricht man auch von der Risikoprämie (Risk Premium). Dieser Begriff wird vor allem im Zusammenhang mit dem Capital Asset Pricing Model (CAPM) verwendet. Bei einem Vergleich mit einem Marktindex hingegen ist der Excess Return ein Maß für die Outperformance oder Underperformance gegenüber dem Markt.

Berechnungsmethoden

Die Berechnung des Excess Return erfolgt durch eine einfache Subtraktion:

Excess Return = Rendite des Investments – Vergleichsrendite

Je nachdem, ob die Betrachtung auf täglicher, monatlicher oder jährlicher Basis erfolgt, kann der Excess Return entsprechend periodisiert werden. Dabei ist zu beachten, dass sowohl nominale als auch inflationsbereinigte Renditen verwendet werden können, wobei letztere eine realwirtschaftliche Aussagekraft besitzen.

Ein Beispiel verdeutlicht das Prinzip: Erzielt ein Aktienfonds im Jahr eine Rendite von 9 %, während der risikofreie Zinssatz bei 2 % liegt, beträgt der Excess Return 7 %. Wird stattdessen ein Marktindex mit einer Rendite von 6 % als Vergleich herangezogen, ergibt sich ein Excess Return von 3 %.

Bedeutung im Portfoliomanagement

Im Portfoliomanagement spielt der Excess Return eine zentrale Rolle bei der Beurteilung der Wertschöpfung durch aktives Management. Ein positiver Excess Return wird als Indikator für eine erfolgreiche Anlagestrategie gewertet, insbesondere wenn er unter Berücksichtigung des eingegangenen Risikos erzielt wurde. In diesem Zusammenhang wird häufig die Sharpe Ratio herangezogen, die den Excess Return im Verhältnis zur Volatilität misst. Auch die Information Ratio, welche den Excess Return im Verhältnis zum Tracking Error (Abweichung zur Benchmark) betrachtet, ist ein gängiges Maß in der Fondsbewertung.

Durch den Vergleich von Investments mit gleicher Benchmark kann der Excess Return auch als direktes Kriterium zur Auswahl von Fonds, Strategien oder Managern dienen. Allerdings muss bei der Interpretation berücksichtigt werden, ob der Excess Return konsistent und über verschiedene Marktphasen hinweg erzielt wurde oder ob es sich lediglich um ein temporäres Phänomen handelt.

Anwendung in der Kapitalmarkttheorie

In der Kapitalmarkttheorie, insbesondere im Rahmen des CAPM, spielt der Excess Return eine Schlüsselrolle. Das Modell postuliert, dass Investoren nur für das Eingehen systematischer Risiken (Marktrisiko) kompensiert werden und dass der erwartete Excess Return eines Wertpapiers proportional zu seinem Beta-Faktor ist. Das heißt, je stärker ein Wertpapier mit dem Markt korreliert (gemessen über Beta), desto höher sollte der erwartete Excess Return sein.

Das Konzept des Excess Return wird auch im Fama-French-Dreifaktorenmodell sowie in anderen multifaktoriellen Modellen verwendet, um die Renditen von Wertpapieren zu erklären. Dabei wird versucht, die Excess Returns als Funktion verschiedener Risikoprämien wie Größe (Small vs. Large Caps) oder Bewertung (Value vs. Growth) zu modellieren.

Unterschied zu Alpha

Der Begriff Excess Return wird häufig mit dem Konzept des Alpha verwechselt oder synonym verwendet. Fachlich betrachtet besteht jedoch ein Unterschied: Während der Excess Return lediglich die Differenz zur Vergleichsrendite angibt, beschreibt Alpha den Teil der Rendite, der nicht durch das Marktrisiko erklärt werden kann. Im CAPM entspricht Alpha dem Interzept der Regressionsgleichung zwischen Portfolio- und Marktrenditen. Ein positives Alpha bedeutet, dass ein Investment über die durch Beta erklärbare Rendite hinaus eine zusätzliche Wertschöpfung erzielt hat.

Alpha ist somit eine risikoadjustierte Kennzahl und geht über die rein rechnerische Betrachtung des Excess Return hinaus. Trotzdem bilden beide Begriffe zentrale Säulen in der quantitativen Analyse von Anlagestrategien.

Grenzen und Kritik

Obwohl der Excess Return ein etabliertes und weit verbreitetes Maß zur Bewertung von Investitionen ist, gibt es gewisse Einschränkungen. Zum einen hängt die Aussagekraft stark von der Wahl der Benchmark ab. Eine schlecht gewählte Vergleichsbasis kann zu verzerrten Ergebnissen führen. Zum anderen sagt der Excess Return allein nichts über das Risiko aus, das zur Erzielung der Mehrrendite eingegangen wurde. Ohne eine risikobereinigte Betrachtung kann ein hoher Excess Return irreführend sein.

Zudem kann der Excess Return durch kurzfristige Marktentwicklungen beeinflusst werden und sollte daher immer im Kontext eines längeren Betrachtungszeitraums analysiert werden. Auch steuerliche Aspekte, Transaktionskosten oder Währungsrisiken sind Faktoren, die die tatsächliche Überschussrendite beeinflussen können, in der einfachen Berechnung aber häufig unberücksichtigt bleiben.

Fazit

Der Excess Return ist ein zentrales Instrument zur Bewertung der Performance von Investitionen im Verhältnis zu einer Vergleichsbasis, sei es ein risikofreier Zinssatz oder ein Marktindex. Er erlaubt eine erste Einschätzung darüber, ob ein Investment einen Mehrwert gegenüber der gewählten Referenz erzielt hat. In der professionellen Analyse wird der Excess Return häufig um risikoadjustierte Maße ergänzt, um eine fundiertere Beurteilung zu ermöglichen. Trotz seiner Bedeutung sollten bei der Interpretation methodische Grenzen, die Wahl der Benchmark sowie externe Einflussfaktoren berücksichtigt werden. In der Summe bleibt der Excess Return ein unverzichtbares Analyseinstrument im modernen Finanzwesen, dessen Aussagekraft jedoch erst im Zusammenspiel mit weiteren Kennzahlen voll zur Geltung kommt.