In-Arrears-Floater Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Importierte Inflation Nächster Begriff: In Line

Ein variabel verzinsliches Wertpapier, dessen Zinszahlungen auf Basis eines Referenzzinssatzes festgelegt werden, der erst am Ende der Zinsperiode bestimmt wird

Ein In-Arrears-Floater ist eine besondere Form eines variabel verzinsten Wertpapiers (Floating Rate Note), bei dem sich die Zinszahlung am Ende der Zinsperiode auf den dann geltenden Referenzzinssatz bezieht – also nachträglich festgelegt wird. Dies steht im Gegensatz zu herkömmlichen Floatern, bei denen der Zinssatz zu Beginn der Periode bestimmt wird und während der gesamten Zinsperiode konstant bleibt. Der In-Arrears-Floater zeichnet sich damit durch eine zeitlich verschobene Festlegung des Zinssatzes aus, was sowohl Bewertungs- als auch Risikobetrachtungen beeinflusst.

Funktionsweise

Die grundlegende Struktur eines In-Arrears-Floaters besteht darin, dass am Ende einer Zinsperiode der dann geltende Referenzzinssatz – typischerweise ein Interbanken-Zinssatz wie der EURIBOR oder LIBOR – herangezogen wird, um die Höhe der Zinszahlung für die zurückliegende Periode zu bestimmen. Die Zinszahlung erfolgt in der Regel wenige Tage nach dem Ende der Periode, sobald der relevante Zinssatz bekannt ist.

Das zentrale Merkmal liegt in der zeitlichen Asymmetrie zwischen der Zinsperiode und der Festlegung des Zinssatzes:

  • Zinsperiode: z. B. vom 1. Januar bis 31. März

  • Festlegung des Zinssatzes: am 31. März (Ende der Periode)

  • Zahlung des Zinses: z. B. am 3. April (nach einer kurzen Abrechnungsfrist)

Im Vergleich dazu wird bei einem Standard-Floater der Zinssatz bereits am 1. Januar für die gesamte Zinsperiode bestimmt und zum Ende der Periode ausgezahlt.

Mathematische Darstellung

Die Zinszahlung \( Z \) eines In-Arrears-Floaters am Zahlungszeitpunkt \( T \) ergibt sich durch folgende Formel:

$$ Z = N \cdot r_T \cdot \Delta t $$

mit:

  • \( N \): Nominalbetrag (z. B. 1.000.000 €)

  • \( r_T \): Referenzzinssatz am Ende der Zinsperiode (z. B. 3-Monats-EURIBOR am 31. März)

  • \( \Delta t \): Zinsperiode in Jahren (z. B. \( \frac{90}{360} \) für ein Quartal)

Diese Struktur führt dazu, dass der Gläubiger keine Kenntnis über die Höhe des Zinsertrags während der laufenden Periode hat, was ihn einem gewissen Unsicherheitsrisiko aussetzt.

Bewertung und Modellierung

Die Bewertung eines In-Arrears-Floaters erfordert eine andere Methodik als bei Standard-Floatern, da die Zinsfestlegung und der Bewertungszeitpunkt auseinanderfallen. In der Praxis erfolgt die Bewertung oft mit Hilfe von Forward-Rate-Modellen oder stochastischen Zinsmodellen wie dem Black-Modell oder Libor-Markt-Modell (LMM). Das zentrale Problem besteht darin, dass die zukünftigen Zinssätze zum Bewertungszeitpunkt unsicher sind und die daraus resultierende Zinszahlung eine zufällige Variable darstellt.

Die Barwertberechnung eines In-Arrears-Coupons für eine Periode basiert auf der Erwartung des zukünftigen Zinssatzes, diskontiert auf den heutigen Tag:

$$ \text{Barwert} = \mathbb{E} \left[ \frac{r_T \cdot \Delta t \cdot N}{(1 + r_T \cdot \Delta t)} \right] $$

Je nach Zinsstrukturmodell kann dies zu einem Auf- oder Abschlag gegenüber dem Barwert eines Standard-Floaters führen.

Vergleich zu Standard-Floatern

Die Unterschiede zwischen In-Arrears-Floatern und Standard-Floatern lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Merkmal Standard-Floater In-Arrears-Floater
Zinssatz-Festlegung Zu Beginn der Periode Am Ende der Periode
Zinshöhe bekannt wann? Zu Beginn der Periode Erst bei Zahlung
Bewertungsmethodik Einfache Abzinsung Erwartungswertbildung
Risiko für Gläubiger Planbarkeit, weniger Risiko Unsicherheit, höheres Risiko
Marktverwendung Weit verbreitet Eher im Derivatebereich

Einsatzbereiche

In-Arrears-Floater kommen vor allem in komplexeren Kapitalmarkttransaktionen, strukturierten Produkten und im professionellen Derivatehandel zum Einsatz. Sie spielen eine Rolle bei:

  1. Strukturierten Anleihen: als Bestandteil von Produkten mit nicht-standardisierten Cashflow-Profilen.

  2. Zinsderivaten: z. B. als Bestandteil von Zinsoptionen (Caps/Floors) oder exotischen Swaps.

  3. Zinsrisikomanagement: bei Strategien, die auf spezifische Bewegungen der Zinsstrukturkurve reagieren sollen.

  4. Bewertungsreferenz für andere Instrumente: In-Arrears-Flows werden manchmal als Benchmark zur Bewertung von Spread-Produkten herangezogen.

Für Privatanleger spielen In-Arrears-Floater in der Regel keine Rolle, da sie in ihrer Struktur weniger transparent sind und erhöhte Modellierungs- sowie Liquiditätsrisiken beinhalten. Institutionelle Investoren und Banken nutzen sie hingegen gezielt zur Steuerung von Zinsrisiken oder zur Umsetzung spezifischer Markterwartungen.

Zinserwartungen und Marktmeinung

Ein wesentliches Merkmal des In-Arrears-Floaters ist seine höhere Sensitivität gegenüber den Erwartungen zur Zinsentwicklung innerhalb der Periode. Wenn Marktteilnehmer mit steigenden Zinssätzen rechnen, kann ein In-Arrears-Floater potenziell höhere Zinszahlungen liefern als ein Standard-Floater, da er den zum Ende der Periode gültigen, höheren Satz berücksichtigt.

Allerdings verlangt der Markt für dieses „Timing-Risiko“ in der Regel einen Bewertungsabschlag oder ein sogenanntes Convexity Adjustment, da das Zahlungsprofil des In-Arrears-Floaters schwieriger abzusichern ist und eine zusätzliche Unsicherheit darstellt.

Risiken

In-Arrears-Floater bergen spezifische Risiken:

  1. Zinsänderungsrisiko: Da der Zins am Ende der Periode festgelegt wird, ist der Investor einer höheren Unsicherheit ausgesetzt.

  2. Liquiditätsrisiko: Aufgrund der geringeren Marktverbreitung kann die Handelbarkeit eingeschränkt sein.

  3. Modellrisiko: Die korrekte Bewertung erfordert komplexe Finanzmodelle, deren Parameter- und Strukturannahmen sich auf den Preis auswirken.

  4. Abwicklungsrisiko: Da die Zinsberechnung erst zum Periodenende erfolgt, können operative Prozesse aufwendiger sein.

Fazit

Der In-Arrears-Floater ist ein spezialisiertes Finanzinstrument, das sich durch die nachträgliche Festlegung des Zinssatzes am Ende einer Zinsperiode auszeichnet. Diese Struktur unterscheidet ihn grundlegend von klassischen Floating Rate Notes und macht ihn vor allem für professionelle Marktteilnehmer interessant, die gezielt auf zukünftige Zinsentwicklungen setzen oder komplexe Strategien umsetzen möchten. Die Bewertung erfordert fortgeschrittene finanzmathematische Modelle, da Unsicherheiten über die zukünftige Zinsentwicklung integraler Bestandteil der Struktur sind. In der Praxis spielt der In-Arrears-Floater insbesondere im Bereich der Zinsderivate und strukturierten Produkte eine Rolle, während er für den Privatanleger kaum relevant ist.