Mainchain Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Two-Way-Peg Nächster Begriff: Slashing

Eine Hauptblockchain, die als primäre, dezentrale Datenbank dient, Transaktionen und Vermögenswerte sicher verwaltet und häufig als Basis für Sidechains oder andere Skalierungslösungen fungiert

Die Mainchain ist der zentrale Begriff für eine primäre Blockchain, auf der ein bestimmtes Netzwerk oder ein Protokollsystem offiziell basiert und betrieben wird. Sie bildet das Rückgrat eines Blockchain-Ökosystems und steht im Gegensatz zu ergänzenden oder untergeordneten Systemen wie Sidechains, Layer-2-Lösungen oder interoperablen Nebenchains. In technischer und funktionaler Hinsicht ist die Mainchain die Referenzinstanz für:

  • Transaktionsverarbeitung

  • Konsensfindung

  • Datenspeicherung

  • Vermögenswertbesitz (z. B. Coins, Token)

  • Sicherheitsgarantien

Die Mainchain ist das Hauptbuch (Ledger), das als finale und autoritative Datenquelle für das gesamte Netzwerk fungiert.

Technische Merkmale einer Mainchain

Die Mainchain erfüllt in einem Blockchain-Netzwerk mehrere zentrale Funktionen:

  1. Verifizierung und Konsens: Alle Transaktionen werden in einem standardisierten Konsensmechanismus validiert (z. B. Proof-of-Work, Proof-of-Stake, Proof-of-Authority).

  2. Datenspeicherung: Alle validierten Blöcke und Transaktionen werden dauerhaft gespeichert und bilden die unveränderbare Blockchain-Historie.

  3. Ökonomisches Zentrum: Die native Kryptowährung eines Netzwerks (z. B. Bitcoin, Ether, ADA) existiert originär auf der Mainchain.

  4. Sicherheitsanker: Die Mainchain dient als Grundlage für Sicherheitsmodelle, z. B. zur Absicherung von Smart Contracts, Layer-2-Netzwerken oder Sidechains.

  5. Governance (je nach Modell): In vielen Netzwerken werden Protokolländerungen oder Parameteranpassungen durch Mechanismen auf der Mainchain entschieden und umgesetzt.

Abgrenzung zu Sidechains und Layer-2-Lösungen

Die Mainchain unterscheidet sich deutlich von ergänzenden Chain-Formen:

Kriterium Mainchain Sidechain Layer-2
Eigenständigkeit Vollständig autonom Eigenständig, aber verbunden Nicht autonom, basiert auf Mainchain
Konsensmechanismus Eigenständig Eigenständig Nutzt Konsens der Mainchain indirekt
Sicherheit Vollständig dezentral (je nach Design) Abhängig vom Sidechain-Modell Sicherheit durch Verankerung in Mainchain
Finalität Direkt auf Chain Auf Sidechain, ggf. verzögert Mit Verzögerung, abhängig vom Protokoll
Datenstruktur Hauptdatenbank Eigenständige Datenstruktur Daten zusammengefasst (Rollups etc.)

Beispiele für Mainchains

Einige bekannte Blockchains dienen als Mainchain in einem größeren Ökosystem:

  1. Bitcoin: Die Bitcoin-Blockchain ist die Mainchain für das Bitcoin-Netzwerk. Lösungen wie das Lightning Network oder RSK (Rootstock) sind Layer-2- bzw. Sidechain-Erweiterungen dieser Mainchain.

  2. Ethereum: Die Ethereum-Mainchain (Ethereum Mainnet) ist die primäre Ausführungs- und Datenebene für Smart Contracts. Layer-2-Rollups wie Arbitrum, Optimism oder zkSync bauen auf ihr auf, verarbeiten Transaktionen off-chain und verankern sie zurück auf Ethereum.

  3. Polkadot: Die sogenannte Relay Chain ist die Mainchain im Polkadot-Netzwerk, auf der die Sicherheit und Konsensfindung für angeschlossene Parachains zentral organisiert wird.

  4. Cardano: Die Cardano-Mainchain verarbeitet native Token und Smart Contracts (Plutus) direkt im Mainnet. Weitere skalierende Komponenten sind im Aufbau.

Rolle als Sicherheitsanker

Viele skalierende Lösungen, insbesondere Rollups oder Bridging-Systeme, nutzen die Mainchain als Sicherheitsanker. Das bedeutet:

  • Transaktionen, die off-chain verarbeitet werden, werden regelmäßig als Konsistenzbeweis (Proof) auf der Mainchain hinterlegt.

  • Die Mainchain kann Streitfälle klären (z. B. durch Fraud Proofs bei Optimistic Rollups).

  • Asset-Verwahrung und Rücktausch erfolgen häufig direkt über die Mainchain.

Ein zentrales Ziel bei der Entwicklung moderner Blockchain-Infrastrukturen ist es, die Belastung der Mainchain zu reduzieren (z. B. durch Off-Chain-Abwicklung), ohne ihre Sicherheitsgarantie zu verlieren.

Herausforderungen der Mainchain

Trotz ihrer zentralen Bedeutung ist die Mainchain auch mit Herausforderungen konfrontiert:

  1. Skalierbarkeit: Die begrenzte Blockgröße und Transaktionsrate führen zu Engpässen bei hoher Auslastung.

  2. Gebühren: Steigende Transaktionsgebühren im Mainnet erschweren Kleinsttransaktionen und beeinträchtigen das Nutzererlebnis.

  3. Latenz: Die Blockzeit bestimmt die Zeit bis zur Transaktionsbestätigung. Bei Bitcoin sind das etwa 10 Minuten, bei Ethereum ca. 12 Sekunden.

  4. Komplexität bei Upgrades: Änderungen am Mainchain-Protokoll erfordern häufig Konsens in der Community und führen zu komplexen Governance-Prozessen.

  5. Zentrale Abhängigkeit: Projekte, die stark auf eine Mainchain angewiesen sind, verlieren im Falle von Fehlern oder Angriffen ihre Funktionsfähigkeit.

Interaktion mit anderen Chains

Die Mainchain agiert häufig als Hub für interoperable Systeme. Zu den Interaktionsformen gehören:

  • Bridging: Vermögenswerte werden über Brücken zwischen der Mainchain und anderen Chains (z. B. Sidechains, anderen Layer-1s) übertragen.

  • Anchoring: Andere Chains verankern regelmäßig Daten auf der Mainchain, um Unveränderbarkeit zu gewährleisten.

  • Token-Spiegelung: Native Token auf der Mainchain (z. B. ETH) werden auf anderen Chains als Wrapped Tokens (z. B. wETH) genutzt.

Diese Interaktionen sind technisch anspruchsvoll, erhöhen aber die Flexibilität und Reichweite des gesamten Ökosystems.

Fazit

Die Mainchain ist die zentrale Ausführungsschicht eines Blockchain-Netzwerks. Sie bildet die Grundlage für Transaktionsverarbeitung, Sicherheitsarchitektur und Protokollgovernance. In einem zunehmend modularen Blockchain-Ökosystem dient die Mainchain sowohl als Sicherheitsanker für Layer-2- und Sidechain-Lösungen als auch als ökonomischer Mittelpunkt für Vermögenswerte und Anwendungen. Trotz struktureller Herausforderungen bleibt sie ein unverzichtbarer Bestandteil jeder dezentralen Architektur, da sie Authentizität, Integrität und Vertrauen durch öffentlich verifizierbare Konsensfindung sicherstellt.