Stückzinsen Börsenlexikon Vorheriger Begriff: Clean Price Nächster Begriff: Price-to-Sales Ratio (P/S Ratio)

Ein zentrales Konzept im Anleihehandel, das sicherstellt, dass Zinsen gerecht zwischen Käufer und Verkäufer aufgeteilt werden

Stückzinsen sind die anteiligen Zinsen, die zwischen zwei Zinszahlungsterminen anfallen und beim Kauf einer Anleihe vom Käufer an den Verkäufer gezahlt werden müssen. Sie entstehen, weil Anleihen in der Regel periodische Zinszahlungen leisten (z. B. jährlich oder halbjährlich), aber auch zwischen diesen Zeitpunkten gehandelt werden können. Da der aktuelle Besitzer einer Anleihe bis zum Verkauf bereits Zinsen „angesammelt“ hat, muss der Käufer diese in Form der Stückzinsen an ihn vergüten.

Warum gibt es Stückzinsen?

Bei festverzinslichen Wertpapieren (z. B. Staats- und Unternehmensanleihen) erhält der Anleger in regelmäßigen Abständen Zinsen, die sogenannten Kuponzahlungen. Diese werden jedoch nur zu festgelegten Terminen (z. B. einmal jährlich am 1. Januar) ausgezahlt.

Wird eine Anleihe zwischen zwei Kuponzahlungsterminen verkauft, hat der bisherige Besitzer bereits das Recht auf einen Teil dieser Zinsen erworben, da er die Anleihe über eine gewisse Zeitspanne gehalten hat. Da der Käufer aber zum nächsten Zinstermin die volle Kuponzahlung erhält, muss er dem Verkäufer die aufgelaufenen Zinsen bis zum Verkaufstag erstatten – dies sind die Stückzinsen.

Berechnung der Stückzinsen

Die Berechnung der Stückzinsen erfolgt nach folgender Formel:

Stu¨ckzinsen=Nominalwert×Kupon×Tage seit letzter ZinszahlungZinsperiode in Tagen \text{Stückzinsen} = \frac{\text{Nominalwert} \times \text{Kupon} \times \text{Tage seit letzter Zinszahlung}}{\text{Zinsperiode in Tagen}}

Erläuterung der Parameter:

  • Nominalwert: Der Nennwert der Anleihe, auf den die Kuponzinsen berechnet werden (meist 1.000 € pro Einheit).
  • Kupon: Der jährliche Zinssatz der Anleihe (z. B. 4 %).
  • Tage seit letzter Zinszahlung: Die Anzahl der Tage zwischen der letzten Kuponzahlung und dem Verkaufsdatum.
  • Zinsperiode in Tagen: Die Gesamtanzahl der Tage im Zinsjahr (abhängig von der verwendeten Zinskonvention, z. B. 360 oder 365 Tage).

Beispielrechnung

Angenommen, eine Anleihe mit einem Nominalwert von 1.000 € und einem Kupon von 4 % (jährliche Zinszahlung) wurde am 1. Januar begeben. Ein Investor verkauft sie am 1. Juli, also nach 180 Tagen, an einen anderen Anleger. Es gilt die Zinskonvention von 360 Tagen pro Jahr.

Die Stückzinsen berechnen sich dann wie folgt:

Stu¨ckzinsen=1.000×4%×180360=40×180360=20 \text{Stückzinsen} = \frac{1.000 \times 4\% \times 180}{360} = \frac{40 \times 180}{360} = 20 €

Bedeutung für den Handel

  1. Einfluss auf den Kurs

    • Anleihen werden an Börsen meist "exklusive Stückzinsen" notiert, d. h. der Kurs berücksichtigt nur den reinen Marktwert der Anleihe.

    • Der tatsächliche Kaufpreis ergibt sich aus:

      Kaufpreis=Bo¨rsenkurs+Stu¨ckzinsen \text{Kaufpreis} = \text{Börsenkurs} + \text{Stückzinsen}

  2. Relevanz für Investoren

    • Käufer sollten berücksichtigen, dass sie beim Erwerb einer Anleihe zusätzliche Stückzinsen zahlen müssen, die sie jedoch mit der nächsten Kuponzahlung zurückbekommen.
    • Verkäufer profitieren davon, da sie die angefallenen Zinsen nicht verlieren.
  3. Besteuerung von Stückzinsen

    • In vielen Ländern unterliegen Stückzinsen der Kapitalertragsteuer, da sie als Zinsertrag gelten.
    • Anleger müssen prüfen, ob und wie Stückzinsen in ihrer Steuererklärung anzugeben sind.

Fazit

Stückzinsen sind ein zentrales Konzept im Anleihehandel, da sie sicherstellen, dass Zinsen gerecht zwischen Käufer und Verkäufer aufgeteilt werden. Sie sind wichtig für die Preisbildung und müssen beim Kauf und Verkauf von festverzinslichen Wertpapieren stets mit einkalkuliert werden.